Düsseldorf. . Aus den Haftanstalten in Nordrhein-Westfalen sind in den vergangenen zwei Jahren 459 Häftlinge “getürmt“. Das bestätigte jetzt NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) auf Anfrage der FDP. 76 Häftlinge sind demnach noch auf der Flucht. Der FDP-Abgeordnete Robert Orth sprach von „eklatanten Mängeln“ in den Haftanstalten.

Allein in den vergangenen beiden Jahren sind 459 Häftlinge aus NRW-Haftanstalten beim Freigang, Hafturlaub oder Außenarbeiten „getürmt“. Neben zwei Ausbrüchen gab es von Juli 2010 bis Juli 2012 insgesamt 457 Entweichungen – 76 Häftlinge sind auf der Flucht.

NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) bestätigte auf eine FDP-Anfrage, dass in mindestens 207 Fällen Ermittlungsverfahren gegen Häftlinge eingeleitet wurden mit dem Verdacht, dass Gefangene während des Urlaubs, Freigangs oder der Entweichung Straftaten begangen haben. Dabei erfolgte bisher in 26 Fällen eine erneute Verurteilung des Häftlings.

FDP-Abgeordneter: „eklatante Mängel“ in Haftanstalten

Der FDP-Abgeordnete Robert Orth sprach von „eklatanten Mängeln“ in den Haftanstalten. „Strafvollzug ist kein Hotelbetrieb“, mahnte Orth. Minister Kutschaty bedauerte die Entweichungen, verwies aber darauf, dass allein 2011 mehr als 48 000 Gefangene in NRW-Haftanstalten einsaßen.

Bei den Entweichungen handelt es sich um Fälle von „Selbstbefreiungen aus dem offenen Vollzug“ – in der Regel während bewachter Ausführungen, Hafturlauben, Freigängen und dem Entfernen während der Außenbeschäftigung unter Aufsicht von Vollzugsbeamten. Unter den 76 abgetauchten Straftätern sind nach Angaben Orths 15 verurteilte Gewalttäter. Die landesweit meisten Entweichungen gab es im Bereich der Haftanstalten Bielefeld-Senne (189), Bochum 30) und Castrop-Rauxel (71).