Münster. Eine 125 Kilogramm schwere Fliegerbombe ist im Dortmund-Ems-Kanal in Münster gesprengt worden. Um 11.52 Uhr wurde die Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg ferngezündet, und eine gigantische Wasserfontäne stieg aus dem Kanal empor.
"Kein Toter, kein Verletzter, keine Gebäudeschäden“, das ist die zufriedenstellende Bilanz, die Hans-Peter Eser, Einsatzleiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes aus Hagen, nach der kontrollierten Unterwassersprengung einer 125 Kilogramm schweren Fliegerbombe im Dortmund-Ems-Kanal auf dem Stadtgebiet von Münster ziehen kann: „Lediglich das Ableben von drei Fischen ist zu beklagen.“
Damit ist alles nach Plan verlaufen. Dabei war die Aufgabe, die die Bombenentschärfer aus dem Sauerland gemeinsam mit der Feuerwehr und der Polizei in Münster zu bewältigen hatten, nicht gerade alltäglich.
Fliegerbombe war bei Bauarbeiten entdeckt worden
Vor gut zwei Wochen war die britische Fliegerbombe bei Bauarbeiten im Dortmund-Ems-Kanal entdeckt worden. Weil der Langzeitzünder, der diese Bombe im Zweiten Weltkrieg eigentlich zur Explosion bringen sollte, nun schief auf dem Sprengkörper saß, war an eine Entschärfung nicht zu denken. Hans-Peter Eser: „Viel zu gefährlich für unsere Leute.“ Darum entschied sich der Kampfmittelbeseitigungsdienst in Absprache mit der Feuerwehr Münster dazu, den rostigen Sprengsatz am Sonntag, 14. Oktober, um 11 Uhr in sechs Meter Wassertiefe am Fundort im Kanal zu zünden.
Auch interessant
Bereits um 9 Uhr sperren Polizei und Feuerwehr eine Sicherheitszone im Umkreis von rund 300 Metern um den Fundort ab. Auf einer schwimmenden Plattform direkt über der Bombe – einer sogenannten Schute - laufen die letzten Vorbereitungen für die Taucher, die den Sprengsatz in sechs Meter Tiefe von Schlick und Schlamm befreien sollen. Danach befestigen die Unterwasser-Entschärfer, die extra aus Rheinland-Pfalz zur Unterstützung nach Münster gekommen sind, einen 5-Kilo-Sprengsatz an der Bombe.
Menschen versuchen, in den evakuierten Bereich einzudringen
Über Wasser sind die Sperrungen und Evakuierungen fast abgeschlossen. Die Schifffahrt ist gestoppt. Bereits seit einer Woche wissen die Binnenschiffer von dieser Sperrung. Wer auf seinem Kahn Terminware geladen hat, muss den Umweg über den Rhein und Holland nehmen.
Wesentlich kürzere Schlenker müssen die Auto- und Radfahrer in Münster auf sich nehmen. Sie werden innerörtlich umgeleitet.
Die Planer der Gefahrenabwehr haben ganze Arbeit geleistet: Alle parkenden Fahrzeuge sind aus der Sicherheitszone entfernt, Gasflaschen entleert, Gastanks gesichert, die Stromversorgung abgeschaltet und die Hauptgasleitungen entlüftet. Nun kann der große Moment kommen.
BlindgängerAuf der Aussichtsplattform des Stadthauses 3 richten Fotografen ihre Tele-Objektive in Richtung Kanal. In 600 Meter Entfernung soll um 11 Uhr eine gigantische Wasserfontäne in die Luft steigen, hervorgerufen durch die Sprengung der Bombe.
Doch die Explosion bleibt aus. Immer versuchen Menschen auf's Neue, in den evakuierten Bereich einzudringen. Ein Hubschrauber entdeckt die Schaulustigen über eine Wärmebildkamera. Die Sprengung verzögert sich - wieder und wieder.
30 Meter hohe Wassersäule schießt aus dem Kanal
Dann – um 11.52 Uhr – ist es endlich soweit. Die Kampfmittelräumer gehen hinter dem Pfeiler einer Brücke in Deckung, drücken auf den Zünder. Ein leichtes Grollen. Ein riesige Detonation. Dreißig Meter hoch schießt eine Wassersäule aus dem Kanal. In der 400 Meter entfernt gelegenen Feuerwache bebt der Boden, vibrieren die Scheiben. Dann ist plötzlich alles ganz still. Und über das Gesicht von Hans-Peter Eser huscht ein kleines Lächeln: „Es hat prima geklappt.“
Auch interessant
Niemand ist in Mitleidenschaft gezogen worden. „Wir haben den Kanal ein Stück sicherer gemacht“, meint der Sauerländer nicht ohne ein bisschen Stolz. Und er freut sich, dass die Idee gezündet hat, die Fische vor der eigentlichen Explosion mit kleinen Miniatursprengungen zu vertreiben.
Eine gute Arbeit, die bereits heute weiter geht. „Pro Woche entschärfen wir fünf bis sechs Bomben“, berichtet Hans-Peter Eser. Da können die Kampfmittelräumer aus Hagen nicht die Hände in den Schoß legen. Denn zu den bombigen Blindgängern kommen Kleinfunde, wie „die Panzerfaust auf dem Dachboden oder die Handgranate im Kleingarten“.