Köln. Städt Köln will Aufklärung vom Veranstalter: Statt der angemeldeten 800 Fans kamen 5000 Teenager, um die britische Boyband zu sehen. Die Polizei musst mit 100 Einsatzkräften das schlimmste verhindern - es fehlte an Absperrgittern, und es kam zu Tumulten in der dichtgedrängten Menge.
Massengedränge für ein Autogramm: Eine Signierstunde der britischen Boyband One Direction ist in Köln eskaliert und hat mehr als 60 Verletzte gefordert. Mindestens 64 Kinder und Jugendliche mussten am Samstag wegen Kreislaufproblemen, Prellungen oder kleinen Schnittwunden behandelt werden. Drei wurden ins Krankenhaus gebracht. Statt der vom Veranstalter angekündigten 800 seien 5.000 Fans gekommen, sagte ein Polizeisprecher. Die Stadt Köln verlangt vom Veranstalter Aufklärung.
Es habe akute Platznot bestanden, sagte der Polizeisprecher. Mit einem Großaufgebot von mehr als 100 Einsatzkräften habe die Polizei Schlimmeres verhindern können. Die Menge wurde mit zusätzlichen Gittern getrennt. Der Veranstalter sei auf den großen Andrang offenbar nicht vorbereitet gewesen, sagte der Polizeisprecher. Dringend notwendige Absperrungen hätten teilweise gefehlt.
Nach Angaben der Stadt war der Veranstalter für die Organisation und Sicherheit allein zuständig. Die Stadt werde prüfen, ob er den Auflagen nachgekommen sei, erklärte ein Stadtsprecher. Der Veranstalter, der die Fanaktion bei der Stadt angemeldet hatte, war zunächst nicht zu erreichen.
Erst im vergangenen Jahr war bei einer Autogrammstunde von Kandidaten der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" in Oberhausen eine Massenpanik ausgebrochen. Damals hatten Besucher derart gedrängelt, dass 60 Kinder und Jugendliche verletzt worden waren. Rund 19.000 Fans waren gekommen - etwa vier Mal so viele wie angenommen.
In Köln wurde das städtische Ordnungsamt hinzugezogen, um sich einen Eindruck von der brenzlichen Lage zu machen und zu unterstützen. Die Polizei rechnet mit Konsequenzen für die Anmeldung künftiger Events des betroffenen Veranstalters. "So etwas wollen wir nach der Loveparade-Katastrophe eigentlich nicht mehr haben", sagte der Polizeisprecher weiter. Ernsthafte Verletzungen habe es aber nicht gegeben. Die Zahl der Leichtverletzten sei nicht ungewöhnlich für solche Veranstaltungen.
Mutter alarmierte Polizei
Die fünf Mitglieder der Teenie-Band One Direction ("What Makes You Beautiful") schrieben die Autogramme auf einer Bühne. Nur die ersten 800 Fans waren für die Signierstunde zugelassen, was den Ansturm weiter angefacht haben könnte. Autogrammstunden in anderen deutschen Städten waren nicht geplant. Bereits um 7.30 Uhr warteten 1700 auf ihre Idole, die erst am Nachmittag eintrafen. Eine besorgte Mutter hatte in den Morgenstunden die Polizei alarmiert, weil sie sich wegen eines "riesigen Chaos'" Sorgen um ihre Kinder machte.
Auf der Fanseite der Gruppe beklagten sich mehrere Teenager über die gefährliche Lage. "Die Security und Organisatoren sollten für ihre 'Arbeit' keinen einzigen Cent bekommen", schimpfte ein Mädchen. Ein anderer Kommentar lautete: "Ganz ehrlich, denen hätte im Voraus klar sein müssen, dass so viele kommen."
Die Musikgruppe hatte sich 2010 nach einem dritten Platz in der britischen Castingshow "X-Factor" gegründet. Sony Music nahm sie unter Vertrag - seither ist die Band erfolgreich in den Charts unterwegs. Die Mitglieder sind mittlerweile zwischen 18 und 20 Jahre alt. (dapd)