Brühl. . Das Anwesen der Kelly Family wechselt für einen Millionenbetrag den Besitzer. Das historische Schloss Gymnich wurde am Dienstag versteigert. Den Zuschlag bekam ein Industrieversicherungsmakler, der nun in das Gemäuer aus dem 14. Jahrhundert investieren will.
Joey Kelly fällt ein Stein vom Herzen. Endlich ist der Künstler das riesige Wasserschloss in Erftstadt bei Bonn los, in dem die Kelly Family jahrelang gemeinsam lebte. Längst war das imposante Bauwerk zu einem Klotz am Bein geworden. "Es ist heute einfach ein Traum für mich", sagt der 39-jährige Extremsportler nach der Zwangsversteigerung am Dienstag im Amtsgericht Brühl. Wo einst Joey, Paddy, Maite und Co. nächtigten und ihren musikalischen Erfolg feierten, will nun ein Privatier mit seiner Ehefrau einziehen. Aber auch Gästen soll Schloss Gymnich offenstehen: Geplant ist ein kleines Hotel oder Restaurant .
Der Rentner Gerd Overlack (67) aus Bad Münstereifel erhält bei dem spannenden Bieterstreit mit seinem Drei-Millionen-Euro-Gebot den Zuschlag. Das Nachsehen hat eine Schweizer Aktiengesellschaft. "Ich habe schwer kämpfen müssen", sagt der frühere Industrieversicherungsmakler. Er ist ein eleganter Herr im Anzug mit einem verschmitzten Lächeln. Immer an seiner Seite: seine Frau Katharina. Für Overlack ist es nach Schloss Eberstein in Baden-Württemberg bereits das zweite Schloss.
Joey Kelly legte vor
Höchstpersönlich eröffnet Joey Kelly, im schwarzen Anzug mit gebundenem Haarzopf, am frühen Dienstagmorgen das finanzielle Kräftemessen. Er gibt 1,5 Millionen Euro vor. Er hat aber weder ein ernsthaftes Interesse noch eine wirkliche Chance. "Ich glaube, dass Herr Overlack der richtige Besitzer ist", sagt er später. Overlack liest während des Bieterstreits genüsslich Zeitung. Seine Konkurrentin muss sich mehrmals per Telefon rückversichern. Sie wirkt angespannt.
Einen bizarren Auftritt legt ein Provokateur hin. Zuerst will er Joey Kelly im Bieterkampf finanziell unter die Arme greifen. Dann will er selbst mitbieten - ohne das nötige Geld zu haben. "Ich habe meine Pflicht als deutscher Staatsbürger getan", sagt der Mann im braunen Anzug, Wollsocken und langen Koteletten, der aussieht wie Schauspieler Sacha Baron Cohen ("Borat") und eine Menge Fragen hinterlässt.
Einstige Familienidylle im Schloss
Die Kelly Family ("An Angel") hatte das rötliche Schloss mit riesigem Park und Wassergraben 1998 erworben, nachdem sie in den Jahren zuvor Millionen Platten verkauft und wochenlang die Charts angeführt hatte. Jahre zuvor waren dort noch Gäste der Bundesregierung untergebracht. Ein Bild aus den glücklichen Zeiten ist bekannt: Die Kelly Familie steht vereint auf dem Balkon und musiziert. In der Mitte steht Familienvater Dan mit Rauschebart. In ihren weißen, wallenden Kleider ähneln manche Kinder schon fast selbst einem Schlossgespenst. Vor den Toren campierten die Fans.
Doch der Tod von Vater Dan sorgte für einen Riss: Immer mehr Mitglieder der markanten Großfamilie verließen das denkmalgeschützte Anwesen, gründeten eigene Familien. Was aus dem Schloss werden sollte, darauf konnten sich die zwölf Geschwister nicht einigen. Zuletzt stand es leer. "Die Immobilie war ein Traum von meinem Vater, der nicht aufgegangen ist", sagt Joey Kelly wehmütig. Er sah sich als einer der letzten Familienmitglieder in der Verantwortung, Schulden hatten sich angehäuft.
Die Gläubigerbank zog nun die Reißleine - Zwangsversteigerung. Vor Monaten war ein erster Versuch gescheitert, weil niemand die Hälfte des Verkehrswertes von 5,3 Millionen Euro geboten hatte. Die Kelly Family hatte für den herrschaftlichen Sitz vor 14 Jahren umgerechnet 6,7 Millionen Euro bezahlt. Als der Hammer am Dienstag nach rund 90 Minuten bei 3.050.000 Euro fällt, ist Joey Kelly der erste, der applaudiert. Er kann wieder lachen... (dapd)
3. Essener Treppenlauf