Essen. Wer beim Blitzer-Marathon zu schnell fährt, um den maroden Haushalt seiner Heimatstadt zu sanieren, muss kräftig auf's Gas drücken. Denn nur “richtige“ Bußgelder über 35 Euro landen bei der Stadt. Handelt es sich nur um ein Verwarngeld profitiert dagegen das Land NRW.

Auch wenn es für einige Autofahrer wahrscheinlich wieder teuer wird: Der Blitz-Marathon am Dienstag ist weder für das Land noch für die Städte ein sonderlich einträgliches Geschäft. Zu hoch sind die Kosten für den personalintensiven Dauereinsatz. Denn nicht nur 3300 Polizisten stehen an den Mess-Stationen, sondern auch viele Mitarbeiter der städtischen Ordnungsämter.

Die Stadt Dortmund schickt 16 Ordnungsamts-Mitarbeiter auf die Straße, um Temposündern aufzulauern, in Duisburg sind dafür zwei Mitarbeiter mit einem städtischen Messfahrzeug abgestellt. Essen setzt von morgens um 6 Uhr bis abends um 22 Uhr sogar vier eigene Fahrzeuge ein.

Essen kassierte 2011 2,3 Millionen von Temposündern

Im Sinne der Einnahmen-Maximierung müssten die Städte darauf hoffen, dass die Raser kräftig auf's Gas drücken. Denn Autofahrer, die nur wenig zu schnell fahren, zahlen lediglich ein Verwarngeld bis zu 35 Euro - dieses kassiert das Land. Das gilt zum Beispiel für Autofahrer, die sich innerorts mit Tempo 70 erwischen lassen, wo nur 50 Stundenkilometer erlaubt sind. Nur wenn ein Autofahrer noch schneller fährt, wird ein Bußgeld fällig, das in der Stadtkasse ankommt. "Viele Fälle werden nicht bei uns landen", heißt es dementsprechend bei der Stadt Duisburg.

Wie hoch die Einnahmen sein werden, vermögen die Städte dann auch nicht zu prognostizieren. Die Stadt Dortmund rechnet mit ähnlich vielen Verstößen wie beim ersten Blitz-Marathon. Da waren 12.500 Fahrzeuge kontrolliert wurden, 489 davon waren zu schnell unterwegs. Wie viel die Stadt an den Bußgeldern verdient hat, wurde laut Angaben der Stadt nicht ausgerechnet.

Städte verdienen mehr an stationären Blitzern

Auch das Essener Rathaus muss bei der Frage passen: Die Einnahmen des Blitz-Marathons seien nicht gesondert ausgewertet worden. Insgesamt verdiente die Stadt im vergangenen Jahr 2,3 Millionen Euro an Temposündern. In Dortmund waren es rund 1,8 Millionen Euro.

Den Löwenanteil dieser Beträge erwirtschaften die Städte mit ihren stationären Blitzern: Wer von diesen Geräten beim Rasen erwischt wird, muss in jedem Fall an die Stadt zahlen. Und das nicht nur beim Blitz-Marathon, sondern 365 Tage im Jahr.

Hier kontrolliert die Polizei