Essen. Sie wollten eine Hüpfburg für ihren Abi-Scherz mieten. Doch das Unternehmen, das eine Eschweiler Klasse anschrieb, weist die Schüler brüsk ab und beschimpft sie als zukünftige Hartz-IV-Empfänger. Als eine Zeitung darüber berichtet, bricht auf Facebook ein Shitstorm los.
Eine Anfrage an das Unternehmen Clemens & Partner in Elsdorf sollte nicht nur sachlich sein, sondern auch motivierend. Sonst droht eine unfreundliche Antwort. Diese Erfahrung hat eine Abiturklasse aus dem benachbarten Eschweiler gemacht. Für ihren Abistreich fragte Maik Luu, einer der Schüler, an, ob er eine Hüpfburg mieten könne. Höflich und sachlich, aber mit Hinweis auf das knappe Budget der Schüler. Die Antwort, die der Abiturient erhielt, hat es in sich. Das sah offensichtlich nicht nur die Lokalzeitung so, die als erstes über den Fall berichtete, sondern auch viele andere: Der Zeitungsartikel ist auf Facebook bislang (Stand: Mittwoch, 12 Uhr) über 5000 Mal geteilt worden, über 200 Nutzer kommentierten den Beitrag.
"Sollten Sie irgendwo ein Schild 'Geschenkeladen' gesehen haben, lassen Sie es mich bitte wissen", schreibt ein Mitarbeiter des Unternehmens an die Schüler. Er rät ihnen, von ihrem "Luxusdenken abzurücken", solange sie kein Geld hätten. "Wir sind Vermieter und machen das beruflich für unseren Lebensunterhalt mit dem Ziel, nicht da zu stehen, wo Sie offensichtlich stehen."
Unternehmen wirft den Schülern vor, die Anfrage zu wenig motivierend gestellt zu haben
Sichtlich irritiert antwortet Luu: "Scheinbar haben Sie mich nicht oder falsch verstanden - wir möchten nichts umsonst, sondern zu Konditionen, die zu der Veranstaltung eines Abiturscherzes passen." Luu weist das Unternehmen daraufhin daraufhin, dass "viele potentielle Kunden" zu der Veranstaltung kommen würden und schlägt vor, die Hüpfburg als Werbeplattform zu nutzen. Doch das Unternehmen hat die Anfrage des Schülers nicht missverstanden. Sie wollen ihre Hüpfburg den Schülern nicht vermieten. Warum? Das erklärt der Mitarbeiter in der nächsten Mail.
"Bettelanfragen werden mit entsprechenden Gegenantworten beantwortet", heißt es darin. Studenten seien noch nie des Zielgruppe des Unternehmens gewesen - "aus wirtschaftlichen Gründen (70 Prozent werden Hartz IV)." Einen Beleg für diese Zahl gibt das Unternehmen nicht, dafür gibt es einen guten Rat für Mike Luu und seine Mitschüler: "Als Bittsteller sind Sie nirgendwo gern gesehen. (...) Dies ist nicht unfreundlich, sondern soll vermitteln, daß (sic!) Sie einen Anbieter motivieren müssen mit Ihrer Anfrage und nicht frustrieren. Denn sonst werden Sie nirgens (sic!) irgendwo ein Angebot bekommen. So viel als Tipp für die Zukunft!"
Abiturklasse bekommt Hüpfburg kostenlos von anderer Firma
Gegenüber der WAZ Mediengruppe wollte das Unternehmen sich nicht zu dem Vorfall äußern. Man werde "zu gegebener Zeit eine Pressemitteilung herausgeben." Dieser Zeitpunkt dürfte verstrichen sein, denn die Kommentare unter dem Facebook-Eintrag sind für das Unternehmen schon jetzt vernichtend: "Unfassbar" schreibt ein Nutzer, "Was für eine unfassbare Dummheit, die der Typ da zu Tage bringt", ein anderer, "Hat aber auf jeden Fall Unterhaltungswert ;D".
Ihre Hüpfburg haben die Abiturienten übrigens doch noch bekommen: Ein Dachdecker aus dem Ort hat ihnen eine zur Verfügung gestellt - kostenlos.