Davos/Freiburg. . Ein Schweizer will von der Quelle bis zur Mündung des Rheins schwimmen. Der 44-jährige Ernst Bromeis plant eine Strecke von rund 1230 Kilometer. Er startet am 2. Mai im Kanton Graubünden und will am 31. Mai die Nordsee erreichen.

Rund 1230 Kilometer will Ernst Bromeis den Rhein hinunter schwimmen - von der Quelle bis zur Mündung. Der 44-jährige Schweizer ist wohl der erste Mensch, der sich dieser Herausforderung stellt. Er sieht sich dabei nicht als Extremsportler, sondern als Wasserbotschafter, der mit der Aktion "Das blaue Wunder - Rhein 2012" die Aufmerksamkeit auf den Fluss und die endliche Ressource Wasser lenken will. "Wenn die Leute auf die Schönheit des Rheins schauen, gehen sie vielleicht respektvoller damit um", sagte Bromeis.

Am 2. Mai startet der Rhein-Schwimmer am Quellsee im heimischen Kanton Graubünden, am 31. Mai will er in Holland bei Rotterdam in der Nordsee angekommen sein. Begleitet wird er von einem Kajak und einem Boot der Lebensrettungsgesellschaften aus der Schweiz, Deutschland oder den Niederlanden. "Ich lebe für einen Monat im Wasser und hinterlasse eigentlich keine Spur, aber irgendwie natürlich doch", sinniert er.

Täglich rund 50 Kilometer rheinabwärts schwimmen

Er suche nicht das Extrem, betont Bromeis. "Das Extreme schadet oft. Ich bin ein Grenzschwimmer, ich gehe mit meiner körperlichen Leistungsfähigkeit an die Grenze. Ich weiß ja nicht, wie weit meine Energie reicht, aber ich spüre eine tiefe Motivation." Im Durchschnitt will der Schweizer täglich 50 Kilometer zurücklegen, manche Etappen können auch bis zu 70 Kilometer lang sein. Dabei nimmt ihn der Fluss mit seiner Strömung mit.

Das ist nicht immer ungefährlich, weiß Bromeis. "Aber ich wachse immer mehr in meine Rolle hinein, ich bin ein Pioniertyp." Trotzdem zieht er sich die letzten Tage vor dem Start zurück, um Energie zu sammeln. "Das wird eine richtige Expedition, vielleicht auch zu mir selber. Ich weiß ja beispielsweise nicht, wie ich auf den Schiffslärm reagiere oder wie ich mich als kleiner Mensch auf den letzten 30 Kilometern in Richtung Rotterdam neben den großen Schiffen und der ganzen Technik fühle."

Wasserkompetenz-Zentrum geplant

Am Rhein werde deutlich, wie abhängig der Mensch vom Wasser sei, hebt der Schwimmer über die Grenzen hervor. Der Strom sei eben nicht nur ein wichtiger Verkehrsweg mit bedeutenden Häfen, sondern am Bodensee beispielsweise auch ein großer Trinkwasserspeicher oder in den Alpen die pure Natur. Dieses Spannungsfeld will er erfahren und in den Schwimmpausen mit den Menschen entlang der Strecke über seine Mission reden.

Der Vater dreier Kinder im Alter von sechs, neun und zwölf Jahren hat Sport studiert und als Triathlon-Trainer sowie als Sport- und Eventmanager gearbeitet. Das "normale Erwerbsleben" hat er aber, wie er sagt, verlassen. Er lebt seit etwa fünf Jahren von seiner Tätigkeit als Wasserbotschafter. "Ich habe mir mit meinen Vorträgen eine gewisse Neutralität und Glaubwürdigkeit erarbeitet", sagt er, und plant den Bau eines Wasserkompetenz-Zentrums in Graubünden und die Gründung der Stiftung "Das blaue Wunder", die auch mithilfe der jetzigen Aktion Mittel für die Wasser-Bildung bereitstellen soll.

Bromeis hat bereits zwei Expeditionen hinter sich: "Das blaue Wunder - Graubünden 2008", bei der er 200 teils eiskalte Seen in seinem Heimatkanton durchschwamm, und "Das blaue Wunder - Schweiz 2010", wobei er 300 Kilometer durch die größten Schweizer Seen zurücklegte, begleitet von der Botschaft: "Wasser ist endlich". Wie sein jüngstes Projekt sind sie hauptsächlich durch klassisches Sponsoring finanziert worden. Die Rhein-Aktion wird von Schweiz Tourismus präsentiert und soll nun auch die vielfältige Schönheit der Schweiz als Land des Wassers einer breiteren Öffentlichkeit zeigen. "Nur wer das Wasser liebt und schätzt, wertschätzt es auch", sagt Bromeis. "Wasser ist die Grundlage allen Seins."