Essen. . Islamistisch ausgerichtete Salafisten verteilen seit Wochen kostenlose Exemplare des Koran in den Innenstädten – jetzt hat die Ulmer Druckerei die Auslieferung der Bücher gestoppt. Ist die Aktion des Kölner Hasspredigers Ibrahim Abou Nagie damit am Ende? Am 21. April sollten die Bücher auch in Bochum verteilt werden.
Sie tragen weiße Kapuzen-Shirts, stehen in Fußgängerzonen unter ebensolchen Sonnenschirmen und geben sich betont freundlich und zugänglich. Seit Wochen schon arbeiten fundamentalistisch-islamistisch ausgerichtete Salafisten an ihrem Ziel, jeden Haushalt in Deutschland mit einer kostenlosen Ausgabe des Koran zu versorgen. Am Wochenende traf man sie in Duisburg, Gelsenkirchen und Hagen. Sie sprachen gezielt jüngere Menschen an, verwickelten sie in scheinbar harmlose, von Toleranz geprägte Gespräche über Religion. Wie das aussieht, kann man sich auf der Internet-Seite „Die wahre Religion“ ansehen. Doch ihre Aktion erlitt jetzt einen Rückschlag: Denn wie die Tageszeitung „Die Welt“ meldet, hat die Druckerei die Auslieferung der Koran-Exemplare gestoppt.
„Wir werden die Auslieferung stoppen und juristisch prüfen, welche Folgen sich daraus ergeben“, sagte ein Sprecher der Ulmer Druckerei Ebner & Spiegel der „Welt“. Offenbar reagiert das Unternehmen auf öffentliche Kritik. Politiker von Union, SPD und Grünen hatten sich gegen die Verteil-Aktion ausgesprochen. Die Druckerei hatte laut Bericht der „Welt“ seit Oktober 2011 im Auftrag einer Organisation namens „Die wahre Religion“ mehr als 300.000 Korane ausgeliefert. Was der Lieferstopp nun für die Gratis-Aktionen in den Fußgängerzonen bedeutet, ist bislang nicht klar. Am 21. April wollten die Salafisten ihren Stand in Bochum aufbauen.
Den Koran zu verteilen, wäre erst einmal nicht verwerflich – stünde dahinter nicht der Kölner Hassprediger Ibrahim Abou Nagie, ein Mann, für den alle Nichtmuslime „Kuffar“, Ungläubige, sind, der dafür eintritt, dass Muslime, die nicht beten, getötet werden müssen.
Verfassungsschutz beobachtet seit Jahren
„Abou Nagie propagiert eine extremistische Form des Islam, gilt als einer der führenden Köpfe der Salafisten, die vom Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen schon seit Jahren intensiv beobachtet werden“, sagt Jörg Rademacher vom Innenministerium. Abou Nagie, von dem es bei YouTube zahlreiche Videos gibt, ist laut Ministerium für seine ausgeprägte Missionierung bekannt, wendet sich gezielt an junge Menschen, deren Persönlichkeit noch nicht so gefestigt sei.
Vor dem Kölner Amtsgericht läuft zur Zeit ein Verfahren gegen ihn wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten und Beschimpfung anderer Religionsgemeinschaften. Er soll allen Ungläubigen die „ewige Hölle“ angedroht haben und dass „Allah ihre Gesichter vernichten wird“. In einem Video, das ihn bei einem Vortrag vor Kindern und Jugendlichen zeigt, bekräftigt er, Muslime, die nach mehrfacher Aufforderung nicht dreimal täglich beteten, müssten getötet werden.
In Köln angeklagt
Viel weiß man nicht über diesen Ibrahim Abou Nagie. Er selbst behauptet, Palästinenser zu sein. Mit 18 Jahren sei er nach Deutschland gekommen und habe zunächst als Geschäftsmann gearbeitet. Abou Nagie soll in einer unauffälligen Reihenhaus-Siedlung in Köln leben, ist bekannt für Open Air-Veranstaltungen, auf denen er Jugendliche zum salafistischen Islam bekehrt.
„Das Verfahren gegen ihn wurde Ende Januar vor dem Amtsgericht eröffnet, ruht allerdings zur Zeit wegen eines Personalwechsels und Nachermittlungen in der Staatsanwaltschaft“, erklärt Jörg Baack, Sprecher des Amtsgerichts in Köln. Der Feldzug der Salafisten um Abou Nagie geht derweil weiter.
mit dapd