Aachen.

Wenige Tage nach Aschermittwoch sorgt die Verleihung eines Karnevalsordens an einen Rechtsextremen in Aachen für Wirbel. Der Orden hängt offenbar zusammen mit Drohungen gegen den Verein im Stadtteil Richterich, dessen Prinz Balam I. aus Afrika stammt. Laut Aachener Karnevals-Ausschuss habe unter den Karnevalisten in der Session "Angst geherrscht", weil angeblich Rechtsextreme im Vorfeld Drohungen verbreitet hätten.

Der Vorfall bei der KG "Koe Jonge" Richterich von 1956 ereignete sich am späten Samstagabend vor Rosenmontag im Festzelt bei einer Karnevalsfeier. Vor etwa 1000 Zuschauern hatte der Vereinsvorsitzende einem ortsbekannten Rechtsextremen den "Gesellschaftsorden" der KG überreicht. "Meine Frau und ich haben daraufhin sofort aus Protest die Bühne verlassen", erinnert sich Teilnehmer Holger Brantin, Mitglied des Prinzen-Hofstaats. Am Dienstag darauf trat der komplette Vereinsvorstand geschlossen zurück.

Drohungen gegen Karnevalsprinz?

"Das ist ein Skandal in Aachen", beurteilen Kenner der Karnevalsszene das Geschehen. Bereits im November sei von Drohungen gegen den Verein und den Prinzen in den örtlichen Medien berichtet worden. Für den Verein sagt Holger Brantin: "Konkrete Drohungen gab es nicht". Gleichwohl hätte man, angesichts der Kürung von Aachens erstem schwarzen Karnevalsprinzen "ein Lagebild bei der Polizei angefordert", sagt der Berufs-Richter. Das aber hätte keine Erkenntnisse geliefert.

Nach Darstellung von Anwesenden soll die Ordensverleihung an Jens B., dem eine Nähe zur Neonazi-Vereinigung "Kameradschaft Aachener Land" nachgesagt wird und der in der Hooligan-Szene aktiv sein soll, "eine spontane Aktion des Vereinsvorsitzenden" gewesen sein. Angeblich aus Erleichterung und Dank dafür, dass die Session glatt und ohne rechte Pöbeleien über die Bühne gegangen war.

"Ich sollte nicht alleine sein"

Balam Byarubanga erinnert sich "sehr gerne" an seine Prinzen-Session zurück: "Unvergesslich" seien die vier Monate gewesen, sagt er im Gespräch mit DerWesten. Seit 33 Jahren lebt der Verwaltungsangestellte in Aachen und ist seit vielen Jahren Mitglied in der Richtericher KG, zuletzt in der Funktion des Zeremonienmeisters. Von Bedrohungen will Byarubanga nichts gemerkt haben, gleichwohl war seine Prinzen-Zeit nicht ganz unbeschwert: "Der Verein hat versucht, mich zu beschützen", sagt der 61-Jährige. Bei seinen Auftritten im Aachener Karneval war er stets in Begleitung unterwegs: "Ich sollte nicht alleine sein".