Hamm. Eine defekte Heizung hat in Hamm offenbar eine Familie vergiftet. Zwei Brüder im Alter von 18 und 20 Jahren starben. Bei den Rettungsarbeiten erlitten zudem auch Feuerwehrleute und Polizisten Vergiftungserscheinungen.

Familien-Drama in Hamm: Eine kaputte Heizung hat offenbar eine Familie vergiftet. Zwei Brüder im Alter von 18 und 20 Jahren starben. Fünf weitere Personen wurden verletzt. Bei den Rettungsarbeiten erlitten zudem vier Feuerwehrleute und zwei Polizisten Vergiftungserscheinungen.

Ein junger Mann hatte sich am Mittwochabend bei der Polizei gemeldet. Weil sein Schulfreund nicht zum Unterricht erschienen war, hatte er ihn zu Hause besuchen wollen. Beim Blick durch das Fenster des hell erleuchteten Einfamilienhauses in Bockum-Hövel entdeckte er zwei leblose Personen.

Zwei Brüder gestorben

Die Feuerwehr musste die Tür gewaltsam öffnen und fand insgesamt sieben Opfer in verschiedenen Räumen. In dem Haus wohnt nach Angaben der Polizei eine "Patchworkfamilie" mit insgesamt sieben Mitgliedern. Bei den Toten handelt es sich um zwei Brüder im Alter von 18 und 20 Jahren. Die übrigen Familienangehörigen, der 57-jährige Vater, die 31-jährige Mutter, ein weiterer 18-jähriger Sohn, eine 16-Jährige und ein Siebenjähriger konnten verletzt geborgen werden. Sie sind mit dem Hubschrauber in eine Fachklinik verlegt worden.

Nach jetzigem Stand spricht laut Polizei alles für einen tragischen Unglücksfall. Für ein vorsätzliches Fremdverschulden gibt es demnach momentan keine erkennbaren Anhaltspunkte. Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat ein Sachverständigengutachten in Auftrag gegeben. Es soll abgeklärt werden, ob die Heizungsanlage tatsächlich der Auslöser für den Vorfall ist. Weiterhin ist eine Obduktion angeordnet worden, um die Todesursache zu klären.

Kohlenmonoxid riecht nicht, ist farblos und reizt die Atemwege nicht

Die Feuerwehr vermutet eine defekte Heizung als Auslöser des Unglücks. Nach Angaben von Einsatzleiter Bernd Harjes seien mutmaßlich Kohlenmonoxid und Propangas ausgetreten und hätten sich schleichend verbreitet. Die Tücke: Kohlenmonoxid riecht nicht, ist farblos und reizt die Atemwege nicht. Austretendes Gas wird daher nicht bemerkt.

Daher verweist die Feuerwehr auf Kohlenmonoxidmelder. Ähnlich wie bei einem Rauchmelder warnen diese mit lautem Alarmsignal und Warnleuchte bei ansteigendem Kohlenmonoxid-Wert in den Räumen. Lothar Robers, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Hamm, rät zudem dringend, die Heizungsanlage regelmäßig warten zu lassen. "Das gilt für jedes Modell, egal ob offener Kamin, Pellets-, Öl- oder Gas-Anlage", betont Robers. "Der zuständige Schornsteinfeger oder eine Experten-Firma beraten die Bürger gern."

Die Giftigkeit von Kohlenmonoxid beruht nach Auskunft der Feuerwehr Hamm auf der Reaktion mit dem Hämoglobin des Blutes. "Der Körper zeigt Ausfallerscheinungen wie Schwindel, Kopfschmerzen und Müdigkeit", erklärt Robers. Bei hoher Konzentrat in der Luft kann es dann - wie offenbar in Hamm geschehen - zu einer tödlichen Unterversorgung mit Sauerstoff kommen.

Tragische Unfälle mit Heizungen

Immer wieder kommt es zu tragischen Unfällen mit Heizgeräten. Erst vor wenigen Tagen wurde eine 39-jährige Frau in Heiligenhaus nahezu besinnungslos in ihrem Bett aufgefunden. Ihr Lebensgefährte hatte einen propangasbetriebenen Döner-Grill besorgt und diesen im Schlafzimmer mit offen brennenden Flammen in Betrieb gesetzt.

In Duisburg hat ein maroder Kamin fast eine Familie getötet. Drei der vier Familienmitglieder erlitten eine Kohlenmonoxidvergiftung.

Eine 50 Jahre alte Frau und ihre drei Söhne hatten im November in Essen durch eine defekte Gastherme eine Kohlenmonoxid-Vergiftung erlitten. Die Familie wurde ins Krankenhaus gebracht.