Essen. . Verkehrte Wetterwelt: Selten war es im November so sonnig und trocken wie in diesem Jahr. Erst am Wochenende kommt Regen - aber vermutlich nur ein bisschen. Pflanzen im Garten kommen damit aber besser zurecht, als man denken könnte.

Verrücktes Wetter: Besonders der sonst so schmuddelige und nasskalte November zeigt sich derzeit von seiner schönsten Seite – und lässt viele Gartenbesitzer stirnrunzelnd zurück. Hier und da treiben Pflanzen ganz entgegen ihrer Natur neue Blüten, obwohl sie schon längst auf Winter eingestellt sein müssten. Gießen oder nicht, winterfest machen oder noch warten, das sind die Fragen, die sich viele Hobbygärtner nun stellen.

Auch Rolf Mücke staunte, als der Rhododendron in seinem Garten in den vergangenen Tagen noch mal zu blühen begann. „Und der ist sonst im Juni oder Juli an der Reihe.“ Grundsätzlich aber bräuchten Rasen, Beete und Bäume nun keine andere Pflege als zu „normalen“ Herbstzeiten auch, sagt der Landschaftsbautechniker im Gruga-Park. „Die Natur stellt sich schließlich darauf ein“, weiß der Experte.

Lieber solle man das schöne Wetter nutzen, um den Garten endgültig winterfest zu machen. Heißt: „Pflanzen runterschneiden und Kompost oder Humus auf’s Beet. Ich hab’ noch mal den Rasen gemäht und Abschlussdünger verteilt.“

Ein bisschen Regen am Wochenende

Immerhin: Wenn man ehrgeiziger sei, so Fachmann Mücke, biete sich das ungewöhnliche Novemberwetter an, um Obstbäume oder anderes Gehölz zu pflanzen. „Und Stauden oder Zwiebelpflanzen können vor der Kälte noch Wurzeln bilden. Das ist gut, um durch den Winter zu kommen.“ Die Betonung liegt allerdings auf Noch. Man könne schließlich nie wissen, wann das Wetter umschlägt, rät Rolf Mücke. Auch „immergrünes Gehölz wie Kirschlorbeer oder Rhododendron“ könnte jetzt noch Wasser vertragen, übertreiben sollte man es aber nicht. Durch die kalten Nächte bestehe die Gefahr, dass die Pflanzen erfrieren.

Darum empfehlen die Gärtner des Klosters Kamp in Kamp Lintfort, die Bäume, Sträucher und anderen Pflanzen um die Mittagszeit zu gießen. Ganz wichtig: nicht ganz nass machen, sondern „zwischen den Reihen“ wässern. Grundsätzlich aber habe sich die Natur unabhängig des schönen Wetters schon „zurückgezogen“. Das heißt, die meisten Pflanzen tragen keine Blüten mehr.

Natur hat Regen bitter nötig

Etwas Wasser kommt am Wochenende von oben; allzu viel wird es den Prognosen zufolge nicht sein. Die Natur hat Regen bitter nötig. Laut den Wasserwirtschaftsverbänden Emschergenossenschaft und Lippeverband wurden in diesem Monat an den Messstellen in Duisburg-Nord und Wesel bisher weniger als ein Millimeter Niederschlag gemessen. Wenn es nun Samstag oder Sonntag regnet, gehen die Experten davon aus, dass es der November nur auf zehn bis 20 Millimeter Niederschlag insgesamt bringt – schwer rekordverdächtig.

Überhaupt stellt sich das Wetter in diesem Jahr ganz anders dar, als man es bisher kannte. Üblicherweise sind Frühling und Herbst nass und der Sommer trocken. 2011 war das Frühjahr ultratrocken, der Sommer völlig verregnet und der November ist jetzt auch ultratrocken. „Wir sind aber nicht überrascht, sondern sehen unsere Prognosen bestätigt“, sagt Ilias Abawi von der Emschergenossenschaft. Angesichts des Klimawandels werde man „künftig häufiger erleben, dass sich die Verhältnisse umkehren“.