Münster/Duisburg. Im Prozess gegen die Herzchirurgin Prof. Sabine Däbritz und ihren Lebensgefährten erwägt das Gericht einen Kompromiss-Vorschlag: Die Angeklagten sollen zahlen. Ihnen wird vorgeworfen, eine Rufmord-Kampagne gegen die Münsteraner Uniklinik inszeniert zu haben.

Wenn alles so kommt wie erwartet, dann ist der Prozess gegen die Duisburger Herzchirurgin Prof. Sabine Däbritz schon in der nächsten Woche beendet. Weil der Vorsitzende Richter Mattonet fürchtet, dass es Monate dauern würde, den Krieg der Ärzte an der Uniklinik Münster zu entwirren, diese Schlammschlacht aus Beleidigungen, Vorwürfen und anonymen Briefen, schlägt er einen Kompromiss vor: Die Angeklagten sollen zahlen.

Däbritz und ihrem Lebensgefährten Wolfgang S. werden vor dem Münsteraner Landgericht Nötigung, falsche Verdächtigungen und Verstöße gegen den Datenschutz vorgeworfen. Aus Frust, dass die Ärztin nicht so schnell wie erwartet, die Nachfolge ihres Chefs, Prof. Scheld, als Leiter der Herzchirurgie antreten konnte, sollen sie anonyme Briefe, etwa an die Staatsanwaltschaft, verschickt haben, in denen sie auf Missstände an der Klinik hinwiesen. Wolfgang S. ist geständig, behauptet aber, die Briefe ohne ihr Wissen verfasst zu haben.

Die Frau, die ihm auf die Schliche kam, sitzt an diesem Morgen auf dem Zeugenstuhl. Prof. Nelles, Rektorin der Münsteraner Wilhelms-Universität. „Mit keiner einzigen Professorin habe ich mich so intensiv beschäftigen müssen wie mit ihr!“, sagt Nelles. Wie anstrengend das gewesen sein muss, erahnt man, wenn man ihren Erinnerungen an den Herbst 2007 folgt.

Andere als „Stümper“, „Pfuscher“ und „Bypass-Abreißer“ diskreditiert

Bald nach der Einstellung von Däbritz begannen die Auseinandersetzungen zwischen ihr sowie den aus Bayern mitgebrachten Ärzten und dem alten Klinikteam. Die Münchener gegen die Münsteraner. Da wurde gemobbt, was das Zeug hielt. Als „Stümper“, „Pfuscher“, „Bypass-Abreißer“, soll sie, Däbritz, andere diskreditiert haben. Ihr Chef dagegen soll nicht davor zurückgeschreckt sein, eines ihrer OP-Instrumente mit dem Skalpell zu zerstören. Als Rektorin Nelles schließlich auch einen anonymen Brief erhält, erkennt sie darin einige für Däbritz Lebensgefährten Wolfgang S. typische Grammatikfehler und wendet sich an die Staatsanwaltschaft.

Des Richters Vorschlag, den Prozess unbürokratisch zu beenden, bei dem eher eine Geld- als eine Haftstrafe drohe, kam bei allen sichtlich gut an.