Ruhrgebiet. Bald verschickt das Land erste Einladungen in Impfzentren. Den Termin kann man online oder telefonisch klären. Das kann mühsam werden.

Wenn man auf die Seite des Kommunikationsunternehmens Sitel geht, dann erwartet einen folgender Spruch: "Wir verbinden Marken mit Kunden. 4,5 Millionen Mal pro Tag." Das dürfte durchaus auch die Größenordnung sein, wenn alle älteren Menschen in Deutschland Ende Januar versuchen, einen Impftermin gegen Corona zu bekommen. Alle zugleich.

Allein das Düsseldorfer Call Center dieses Unternehmens, das eigentlich in Miami zuhause ist (sprich daher: "ßeitl") soll für Februar und März 850.000 Termine in den Impfzentren in NRW vergeben. Und zwar mit 800 Mitarbeitern, verteilt auf zwei Schichten zwischen 8 und 22 Uhr, deren spezielle Schulung bereits läuft. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) schwant also schon: "Solche Mengen gehen nicht ohne ruckeln." Das sage ihm "jeder Anbieter".

850.000 Impftermine für Februar, März und April zu vergeben

Sein Ministerium wird von nächster Woche an nach und nach über eine Million Menschen anschreiben, die 80 Jahre oder älter sind und nicht im Heim leben; die werden ja schon geimpft. Auf die 850.000 weiteren Termine kommt man, wenn man die Schätzzahl derjenigen abzieht, die nicht mehr so gesund sind, dass sie zum Impfzentrum kommen könnten: Mobile Impftrupps werden diese später zuhause besuchen.

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Dass das Ministerium die Briefe Zug um Zug verschickt, soll natürlich das Ruckeln verringern. Trotzdem kann man mal getrost davon ausgehen, dass vom ersten Tag an, dem 25. Januar, Zehntausende entschlossen versuchen werden, am Telefon durchzukommen. Die Impfbereitschaft dieser Altersgruppe nämlich sei "sehr hoch", so die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo). Und viele werden zunächst scheitern am Telefon, auch tagelang scheitern. In anderen Bundesländern mit anderen Abläufen haben Menschen schon die Erfahrung gemacht: "60 oder 70 Anrufe, und kein Erfolg."

Gleichzeitig soll es ein Online-Angebot zur Terminvergabe geben

Die Nummer, die die Menschen wählen müssen, ist die 0800 116 117, bekannt aus der Vergabe von Arztterminen und mit regionalen Anhängseln versehen: 01 für Rheinland, 02 für Westfalen. Es handele sich also um ein "bereits etabliertes Instrument", so ein Sprecher des Gesundheitsministeriums; eine bundeseinheitliche Nummer erleichtere auch "die mediale Kommunikation des Zugangs". Einzig Rheinland-Pfalz bedient sich nicht dieser Nummer, aber das ist ein altes, anderes Thema.

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Derzeit wird noch "unter Hochdruck daran gearbeitet, dass es gleichzeitig auch ein Online-Angebot zur Terminvereinbarung gibt", so ein Sprecher der KVNo. Außerdem sollten die Leute wissen, dass die Impfung der Altersgruppe "sicher mehr als zwei Monate dauern wird" und man daher nicht darauf angewiesen ist, so schnell wie möglich einen Termin zu vereinbaren.

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Ohne die Terminbestätigung kommt man ins Impfzentrum nicht hinein

In Berlin, wo alle diese Anrufe zunächst hingeleitet werden, werden sie automatisch sortiert und in das zuständige Call Center des eigenen Bundeslandes umgeleitet, wie eben Sitel in Düsseldorf. Die Mitarbeiter dort haben Einblick in die Terminpläne der 53 Impfzentren in NRW. In der Regel wird das Zentrum im Wohnort oder im eigenen Kreisgebiet vermittelt, man kann aber andere Wünsche äußern.

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So. Damit ist eigentlich die größte Hürde genommen. Wenige Tage später kommt per Post eine Terminbestätigung, ein Aufklärungsbogen über das Impfen und ein Einwilligungsbogen. Einwilligung und vor allem die Terminbestätigung müssen Sie mitbringen zum Impfzentrum, sonst kommen Sie gar nicht erst rein. Außerdem: Ausweis, Impfpass, Versichertenkarte. Geld brauchen sie nicht. Wer den Termin verlegen oder wegen Krankheit absagen will oder wegen Fiebers nicht ins Impfzentrum darf, hat das zusätzliche Pech, sich wieder bei der 116 117 anstellen zu müssen.

Freiwillige formieren sich, um die alten Menschen zu begleiten

Wenn die Abläufe greifen, wird man etwa eine Stunde im Impfzentrum sein. Zunächst gibt es noch ein Aufklärungsgespräch, dann geht es gegebenenfalls um die eigene Krankengeschichte. Geimpfte sollen noch etwa eine halbe Stunde bleiben, damit klar ist, dass es Ihnen gut geht. An etlichen Orten formieren sich bereits Freiwillige, um jene Älteren ins Impfzentrum zu begleiten, die zwar noch mobil sind, aber vielleicht wackelig; oder die beispielsweise die Jacke nicht mehr allein aus- und anziehen können.

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Im April soll diese Altersgruppe der "Höchsten Priorität" durchgeimpft sein. Dann folgen noch die "Höhere Priorität" (ab 70 Jahren) und die "Erhöhte Priorität" (ab 60 Jahren), jeweils plus bestimmter Berufsgruppen. Die drei priorisierten Gruppen umfassen zusammen sechs Millionen Menschen, das heißt, neun Millionen erwachsene Nordrhein-Westfalen sind danach dran. Für knapp drei Millionen, die unter 16 sind, gibt es noch gar keine Impfpläne: Für sie müssten erst noch schärfere Studien zur Sicherheit der Impfstoffe aufgelegt werden.

Hausärzte beklagen, dass sie noch nicht eingebunden sind

Einen genauen Zeitplan für die erwachsenen Gruppen gibt es noch nicht, zumal irgendwann die Impfungen zu den Hausärzten wandern. Manche wundern sich schon jetzt, dass sie nicht eingebunden sind, denn selbst der empfindliche Impfstoff von Biontec halte sich im Kühlschrank mehrere Tage. "Die Bevölkerung durchzuimpfen, würde dann viel schneller gehen", sagt einer; und über die Zuteilung von Vergütungsziffern hätte sich auch regeln lassen, dass die Priorisierung eingehalten wird.

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Mit den Hausärzten jedenfalls beschleunigt sich der Prozess im Frühjahr deutlich. Dazu noch eine Aussage aus Berlin: Im Sommer könne "jedem in Deutschland ein Impfangebot gemacht werden". Der Satz ist umstellt von drei Wenn-und-Abern: "Nach jetzigem Kenntnisstand" und "wenn noch weitere Impfstoffe zugelassen werden", dann "gehen wir davon aus".