Düsseldorf. Ab Februar sollen in NRW 80-Jährige Termine im Impfzentrum vereinbaren. Nur: Wie kommen Gebrechliche dorthin? Die Städte machen Druck.

Vor dem Start der großen Corona-Impfaktion für Menschen ab 80 Jahren in Nordrhein-Westfalen haben die Kommunen einen kostenlosen Bringservice gefordert. „Diese Menschen brauchen, wenn sie nicht mehr mobil sind, einen Fahrdienst zum Impfzentrum. Den gilt es zu organisieren und wir erwarten, dass das Land die Kosten dafür übernimmt“, sagte der Vorsitzende des Städtetages NRW, Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen, unserer Redaktion. Es dürfe nicht von der finanziellen Leistungsfähigkeit einer Kommune abhängen, „ob ältere Menschen die Möglichkeit erhalten, geimpft zu werden“, so Clausen.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will ab kommender Woche schriftlich rund eine Millionen Menschen über 80, die noch zuhause leben, über das Impfangebot informieren. Sie sollen ab Februar telefonisch und per Online-Buchung Termine in den 53 kommunalen Impfzentren vereinbaren können. Da NRW absehbar nur 85.000 Dosen pro Woche des Impfstoffs der Unternehmen Biontech/Pfizer verfügbar hat, muss mit mehreren Wochen Wartezeit gerechnet werden. Das Land hat Ärzten genehmigt, aus gelieferten Ampullen sechs statt wie bislang fünf Impfdosen zu ziehen, um keine Restmengen zu vergeuden. Das hatte die europäische Arzneimittelbehörde erlaubt.

Hoffen auf Impfstoff für die Hausarzt-Praxen

Da das Vakzin von Biontech/Pfizer stark gekühlt werden muss, kann absehbar nur zentral geimpft werden. Laumann sagte, er sehne die Zulassung des Impfstoffs Astrazeneca herbei, der leichter zu lagern ist und auch in Hausarztpraxen gespritzt werden könnte.

Unterdessen ist bekannt geworden, dass NRW bei den verschärften Lockdown-Regeln doch von den jüngsten Bund-Länder-Beschlüssen abweicht. Von Kontaktbeschränkungen (ein Haushalt plus eine weitere Person) werden zu betreuende Kinder ausgenommen. Außerdem gelten sie nur im öffentlichen Raum, nicht im Privatbereich. Die umstrittene „15-Kilometer-Regel“ findet sich gar nicht in der neuen Corona-Schutzverordnung.

In Städten mit mehr als 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche sollte es nicht mehr möglich sein, den Ort weiter als 15 Kilometer zu verlassen. NRW will die Regel betroffenen Kommunalverwaltungen bloß als Option anbieten. Am Freitag überschritten Gelsenkirchen, der Kreis Höxter und der Oberbergische Kreis als einzige in NRW die kritische Marke.

SPD-Oppositionsführer Thomas Kutschaty warf Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) Wortbruch vor, weil er eine 1:1-Umsetzung der Bund-Länder-Beschlüsse versprochen hatte.