An Rhein und Ruhr. Eine aktuelle Allensbach-Studie zeigt, dass vielen Lehrern die Medienerziehung wichtig ist. Aber ein erheblicher Teil weiß zu wenig über Medien.
Fast jeder fünfte Lehrer glaubt, dass in Deutschland viele wichtige Nachrichten verschwiegen werden und dann nur in den sozialen Medien zu finden sind. Und nur rund 40 Prozent der Lehrer unter 40 haben feste zeitliche Gewohnheiten für die Nachrichteninformation. Das sind nur einige erstaunliche Ergebnisse aus einer aktuellen Umfrage unter Lehrern.
Viele Pädagogen sagen, dass sie großen Wert auf die Vermittlung von Nachrichtenkompetenz legen. Zugleich zeigt das Lehrpersonal selbst deutliche Defizite in der Medienkunde. „Das ist ein Besorgnis erregender Befund“, erklärt Dietmar Wolff vom „Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger“. „Angesichts der alarmierenden Verbreitung von so genannten Fake News und Verschwörungstheorien wird es immer wichtiger, Kinder und Jugendliche so fit zu machen, dass sie kompetent mit Nachrichten und ihren Quellen umgehen können.“ Gerade in Zeiten von Corona werde gut ausgebildetes Lehrpersonal benötigt, das flexibel auf Informationsbedürfnisse reagiere. „Nachrichtenkompetenz“ werde immer stärker zu einer Schlüsselkompetenz in der demokratisch verfassten Gesellschaft.
Die Schulministerien sollen über die Fortbildung zügig nachjustieren
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„Die Medienflut insbesondere in den sozialen Netzwerken verpflichtet uns als Pädagogen, unsere Schüler zu einem kritischen Umgang mit Medien zu erziehen“, sagt der Oberhausener Schulleiter Holger Schmenk, zugleich Vorsitzender des Landesverbands der Geschichtslehrer. Das Ergebnis der Studie, wonach 19 Prozent glauben, Nachrichten würden verschwiegen, sei besorgniserregend. „Hier müssen die Schulministerien über Fortbildungen dringend nachjustieren“, sagte Schmenk der NRZ.
Schmenk wörtlich: „Der kritische Umgang mit Medien und ihrer Interpretation ist grundlegender Bestandteil der Erziehungs- und Bildungsarbeit von Lehrerinnen und Lehrer. Daher muss jede Lehrkraft über ein hohes Maß an Medienkompetenz verfügen. Die Kernlehrpläne bieten hier an zahlreichen Stellen Anknüpfungspunkte. Die Medienflut insbesondere in den sozialen Netzwerken verpflichtet uns als Pädagogen, unsere Schülerinnen und Schülern zu einem kritischen Umgang mit Medien zu erziehen. Dies ist unabdingbar für die Demokratieerziehung. Insbesondere der Geschichtsunterricht vermittelt das Handwerkszeug, um populistische und radikale Fakenews zu erkennen und einzuordnen. Dabei geht es eben nicht nur um die Kompetenz, sich in den Informationsangeboten orientieren zu können, sondern ebenso diese kritisch zu reflektieren. Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte bis zur Gründung der Bundesrepublik 1949 kann man die Unabhängigkeit der Medien gar nicht hoch genug einschätzen.“
GEW: Ausbau des Fortbildungsangebots gefordert
Berthold Paschert vom NRW-Verband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert ebenfalls den Ausbau des Fortbildungsangebots, „damit auch Lehrkräfte ihre Medienkompetenz selbstkritisch reflektieren können“. Die Antworten würden die Umbrüche in der Medienlandschaft widerspiegeln. „Das Internet und die sozialen Netzwerke gewinnen bei der Informationsbeschaffung zunehmende Bedeutung, für Lehrkräfte wie für Schüler. Die Klage der Lehrkräfte, hier nicht genug Zeit für die Vermittlung von Medienkompetenz zu haben, ist sicherlich berechtigt.“
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>>>Infos zur Studie
- Die Allensbach-Umfrage wurde vom Bund deutscher Zeitungsverleger und vom Stifterverband der Presse in Auftrag gegeben.
- Es nahmen 500 Lehrkräfte an Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien teil, die ein sozialwissenschaftliches Fach oder Deutsch unterrichten.