An Rhein und Ruhr. Der türkischen Religionsbehörde sind die Ditib-Gemeinden in NRW unterstellt. Ihr Präsident hetzt gegen Homosexuelle. Ditib-Landesverband schweigt

Mit Unverständnis und scharfer Kritik haben Landespolitiker auf homophobe Ausfälle des Präsidenten der türkischen Religionsbehörde Diyanet reagiert, der die rund 300 Ditib-Gemeinden in Nordrhein-Westfalen unterstellt sind.

In seiner Predigt zum Beginn des Fastenmonats Ramadan hatte Ali Erbas laut mehreren Medienberichten gesagt: „Der Islam zählt Unzucht zu einer der größten Sünden, er verdammt die Homosexualität.“ Diese führe zu Krankheiten und lasse „Generationen verrotten“, wird der Diyanet-Präsident zitiert.

Immer wieder Kritik an Ditib

Die mächtige und finanzkräftige türkische Religionsbehörde, der Erbas vorsteht, beaufsichtigt die Ditib-Gemeinden in Deutschland und stellt für sie die Imame ab. Sie gibt auch die religiösen Leitlinien vor. Ditib ist einer der größten Islamverbände in Deutschland. In der Vergangenheit gab es immer wieder Kontroversen um den Islamverband und Kritik an seiner Nähe zur Erdogan-Regierung.

Imamen des Verbandes wurde vorgeworfen, Kritiker der türkischen Regierung auszuspionieren. In einigen Ditib-Moscheen spielten Kinder 2018 Kriegsszenen nach, um den türkischen Überfall auf die kurdischen Gebiete in Nordsyrien zu glorifizieren. Anfang vergangenen Jahres nahmen zwei führende Funktionäre der vom Verfassungsschutz beobachteten Muslimbruderschaft an einer von Ditib mitorganisierten Konferenz in Köln teil.

SPD fordert Stellungnahme von Ditib

Der Ditib-Landesverband müsse sich zu den homophoben Äußerungen des Diyanet-Präsidenten verhalten, fordert der integrationspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Ibrahim Yetim: „Ich würde mich freuen, wenn der Ditib-Landesverband Stellung bezieht und sagt, dass dies nicht die Sicht der gläubigen Muslime in NRW ist“, so Yetim gegenüber unserer Redaktion.

Heike Wermer, die integrationspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, sagte unserer Redaktion, die Äußerungen von Erbas seien kein Beitrag für das friedliche und respektvolle Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe, Religion und sexueller oder geschlechtlicher Identität. „Ich weise sie mit Nachdruck zurück und weiß, dass die Ditib nicht für die Mehrheit der Muslime in unserem Land spricht“, betonte Wermer.

CDU: Erdogan-unabhängige Kräfte stärken

Die Christdemokratin bekräftigte, dass Nordrhein-Westfalen weiterhin den Dialog mit und zwischen Muslimen fördern werde. „Wir wollen liberalen und weltoffenen Stimmen Gehör verschaffen und Erdogan-unabhängige Kräfte stärken, die für einen aufgeklärten Islam stehen“, so Wermer.

Die Landesregierung hat schon seit mehreren Jahren die Kooperation mit dem Islamverband wegen seiner Nähe zur Regierung in Ankara weitgehend auf Eis gelegt. "Derzeit findet keine institutionelle Zusammenarbeit im Rahmen aktueller konkreter Projekte der Landesregierung mit der Ditib statt", teilte ein Sprecher der Staatskanzlei auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Ditib-Landesverband reagiert auf Anfrage nicht

Der Staatskanzlei-Sprecher betonte aber auch: "Jenseits dessen ist es für die Landesregierung selbstverständlich, einen konstruktiven Dialog bei Themen von gemeinsamem Interesse aufrechtzuerhalten."

Der Ditib-Landesverband reagierte nicht auf eine Bitte unserer Redaktion um eine Stellungnahme zu den Äußerungen des Diyanet-Präsidenten.