Essen/Köln/Düsseldorf. . Der Moscheeverband Ditib steht immer wieder in der Kritik. Jetzt sollen zwei Islamisten an einer Ditib-Konferenz in Köln teilgenommen haben.

Der Islamverband Ditib sorgt erneut für Irritationen. An einem von dem Verband in Köln ausgerichteten „II. Treffen der europäischen Muslime“ nahmen in der vergangenen Woche nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ auch zwei Männer teil, die dem Umfeld der vom Verfassungsschutz beobachtenden Muslimbruderschaft zugeordnet werden. CDU und SPD reagierten auf das Verhalten des Verbandes mit scharfer Kritik.

Ditib ist einer der größten Islamverbände in Deutschland und vertritt allein in NRW rund 300 Moscheegemeinden. Kritiker werfen Ditib eine zu große Nähe zum türkischen Staat vor. Die türkische Religionsbehörde Diyanet lenkt den Verband und war auch Mitorganisatorin des Treffens in Köln.

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In der Vergangenheit gab es immer wieder Kontroversen um Ditib. Imame des Verbandes wurde vorgeworfen, Kritiker der türkischen Regierung auszuspionieren, in einigen Ditib-Moscheen spielten im vergangenen Jahr Kinder Kriegsszenen nach.

Innenministerium: Mangelnde Abgrenzung „bedenklich“

An dem Treffen nahmen offenbar auch Khaled Hanafy und Ibrahim el-Zayat teil, zwei Funktionäre, die der NRW-Verfassungsschutz dem Spektrum der Muslimbruderschaft zurechnet. Die Muslimbruderschaft ist eine weltweit tätige islamistische Organisation. Die Türkei unter Präsident Recep Tayyip Erdogan unterstützt die Muslimbrüder. In Deutschland wird die Organisation vom Verfassungsschutz beobachtet.

Eine Sprecherin des Innenministeriums sagte der NRZ, es stimme „bedenklich, dass die in der jüngeren Vergangenheit durch türkisch-nationalistische Aktivitäten in die Kritik geratene Ditib sich gegenüber der islamistischen Muslimbruderschaft nicht abgrenzt, sondern offensichtlich Beziehungen zu Personen aus diesem Spektrum pflegt.“

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In der Abschlusserklärung des Treffens beklagen die Teilnehmer eine zunehmende Islamfeindlichkeit und einen „täglich zunehmenden Anstieg islamophober Haltungen“ und distanzieren sich von einem deutschen oder europäischen Islam. Eine solche „Einschränkung des Islam“ stehe im Widerspruch zur „Universalität des Islam, der alle Epochen und Orte erleuchtet“.

Ibrahim Yetim, der integrationspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, bezeichnete das Verhalten von Ditib als „erschreckend“. Nach den Kontroversen der vergangenen Jahre habe er erwartet, dass „Ditib auf uns und unsere Sichtweisen und Werte zugeht“, sagte er der NRZ. Indem sich der Verband stattdessen mit Menschen aus dem Umfeld der Muslimbrüder zusammensetze und einen deutschen oder europäisierten Islam ablehne, zeige Ditib, „dass sie nichts mit uns zu tun haben wollen“.

Kritik übt auch der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christos Katzidis. Eine Kooperation von Ditib mit Radikalen halte er für fragwürdig, sagte er der NRZ. „Das widerspricht meinem rechtsstaatlichen Verständnis.“ Zudem sehe er nicht den Anstieg an Islamfeindlichkeit in der Gesellschaft, wie ihn der Verband diagnostiziere.

„Ich würde mir wünschen, dass sich Ditib auch einmal kritisch mit sich selbst auseinandersetzt“, fordert der Christdemokrat. Ditib selbst war am Montag (7. Januar) nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Diese Deutschen waren in türkischer Haft

Der Türkei-Korrespondent der „Welt“, Deniz Yücel, saß seit Ende Februar 2017 in der Türkei in Untersuchungshaft. Nach 367 Tagen wurde er aus türkischer Haft entlassen. Dem deutsch-türkischen Journalisten und Publizisten wurde wie zahlreichen anderen Medienvertretern Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in der linksextremen MLKP vorgeworfen. Unter dem nach dem Putschversuch im Sommer 2016 von Staatschef Recep Tayyip Erdogan verhängten Ausnahmezustand gehen die türkischen Behörden rigoros gegen angebliche Anhänger der Gülen-Bewegung vor. Die gilt in der Türkei als Terrororganisation.
Der Türkei-Korrespondent der „Welt“, Deniz Yücel, saß seit Ende Februar 2017 in der Türkei in Untersuchungshaft. Nach 367 Tagen wurde er aus türkischer Haft entlassen. Dem deutsch-türkischen Journalisten und Publizisten wurde wie zahlreichen anderen Medienvertretern Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in der linksextremen MLKP vorgeworfen. Unter dem nach dem Putschversuch im Sommer 2016 von Staatschef Recep Tayyip Erdogan verhängten Ausnahmezustand gehen die türkischen Behörden rigoros gegen angebliche Anhänger der Gülen-Bewegung vor. Die gilt in der Türkei als Terrororganisation. © dpa | Soeren Stache
Deniz Yücel und seine Frau Dilek Mayatuerk kurz nach der Freilassung aus dem Gefängnis. Die Freilassung Yücels wurde von einem Gericht angeordnet, nachdem die türkische Staatsanwaltschaft die Anklageschrift vorgelegt hatte.
Deniz Yücel und seine Frau Dilek Mayatuerk kurz nach der Freilassung aus dem Gefängnis. Die Freilassung Yücels wurde von einem Gericht angeordnet, nachdem die türkische Staatsanwaltschaft die Anklageschrift vorgelegt hatte. © REUTERS | HANDOUT
#FreeDeniz: Diese Solidaritätsbekundung – aufgedruckt auf einem T-Shirt – forderte die Freilassung Yücels.
#FreeDeniz: Diese Solidaritätsbekundung – aufgedruckt auf einem T-Shirt – forderte die Freilassung Yücels. © picture alliance / Eventpress | dpa Picture-Alliance /
Die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu saß fast acht Monate in der Türkei in Untersuchungshaft. Sie war am 30. April 2017 festgenommen worden, als Polizisten einer Anti-Terror-Einheit ihre Istanbuler Wohnung stürmten. Ihr wird laut Haftbefehl vorgeworfen, Mitglied der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) zu sein, die in der Türkei als Terrororganisation gilt.
Die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu saß fast acht Monate in der Türkei in Untersuchungshaft. Sie war am 30. April 2017 festgenommen worden, als Polizisten einer Anti-Terror-Einheit ihre Istanbuler Wohnung stürmten. Ihr wird laut Haftbefehl vorgeworfen, Mitglied der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) zu sein, die in der Türkei als Terrororganisation gilt. © dpa | Lefteris Pitarakis
Mehr als fünf Monate nach Festnahme der Mutter eines Sohnes startete am 11. Oktober der Prozess. Am 18. Dezember 2017 entschied dann ein Gericht: Tolu darf die U-Haft verlassen, die Türkei aber nicht verlassen. Ende August dann die Erlösung: Tolu darf zurück nach Deutschland. Die Ausgangsperre wurde aufgehoben. Der Prozess werde allerdings weitergeführt.
Mehr als fünf Monate nach Festnahme der Mutter eines Sohnes startete am 11. Oktober der Prozess. Am 18. Dezember 2017 entschied dann ein Gericht: Tolu darf die U-Haft verlassen, die Türkei aber nicht verlassen. Ende August dann die Erlösung: Tolu darf zurück nach Deutschland. Die Ausgangsperre wurde aufgehoben. Der Prozess werde allerdings weitergeführt. © Facebook/Mesale Tolu | Facebook/Mesale Tolu
Ihr ebenfalls wegen Terrorverdacht inhaftierter Ehemann Suat Corlu, der im selben Verfahren angeklagt ist, wurde Ende November 2017 aus türkischer Haft entlassen. Er muss vorerst in der Türkei bleiben.
Ihr ebenfalls wegen Terrorverdacht inhaftierter Ehemann Suat Corlu, der im selben Verfahren angeklagt ist, wurde Ende November 2017 aus türkischer Haft entlassen. Er muss vorerst in der Türkei bleiben. © dpa | Linda Say
Nach mehr als drei Monaten Untersuchungshaft wurde der Berliner Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner am 25. Oktober 2017 entlassen. Ein Gericht in Istanbul hatte die Freilassung ohne Auflagen beschlossen. Auch die mitangeklagten türkischen Menschenrechtler, die in Untersuchungshaft waren, wurden bis zu einem Urteil in dem Verfahren auf freien Fuß gesetzt, teilweise aber unter Auflagen.
Nach mehr als drei Monaten Untersuchungshaft wurde der Berliner Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner am 25. Oktober 2017 entlassen. Ein Gericht in Istanbul hatte die Freilassung ohne Auflagen beschlossen. Auch die mitangeklagten türkischen Menschenrechtler, die in Untersuchungshaft waren, wurden bis zu einem Urteil in dem Verfahren auf freien Fuß gesetzt, teilweise aber unter Auflagen. © dpa | Emrah Gurel
Steudtners (2 v.r.) schwedischer Kollege, Ali Gharavi (2 v.l.), durfte auch das Hochsicherheitsgefängnis Silivri verlassen. Steudtner sagte vor Journalisten: „Wir sind allen sehr dankbar, die uns rechtlich, diplomatisch und mit Solidarität unterstützt haben.“
Steudtners (2 v.r.) schwedischer Kollege, Ali Gharavi (2 v.l.), durfte auch das Hochsicherheitsgefängnis Silivri verlassen. Steudtner sagte vor Journalisten: „Wir sind allen sehr dankbar, die uns rechtlich, diplomatisch und mit Solidarität unterstützt haben.“ © REUTERS | OSMAN ORSAL
Steudtner war am 5. Juli 2017 bei einem Workshop auf den Istanbuler Prinzeninseln festgenommen worden.
Steudtner war am 5. Juli 2017 bei einem Workshop auf den Istanbuler Prinzeninseln festgenommen worden. © dpa | Privat
Der türkischstämmige Unternehmer Özel Sögüt aus Siegen ist im Dezember 2016 verhaftet worden. Mittlerweile ist er aus dem Gefängnis entlassen worden, darf aber die Türkei nicht verlassen. Ihm wird vorgeworfen, der Gülen-Bewegung anzugehören.
Der türkischstämmige Unternehmer Özel Sögüt aus Siegen ist im Dezember 2016 verhaftet worden. Mittlerweile ist er aus dem Gefängnis entlassen worden, darf aber die Türkei nicht verlassen. Ihm wird vorgeworfen, der Gülen-Bewegung anzugehören. © privat | privat
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