An Rhein und Ruhr. Zug mit abgereichertem Uran fährt von Gronau in die Niederlande. Mahnwachen an der Strecke verlaufen friedlich. Kritik an dem Transport hält an.
In der Corona-Krise ändert sich alles, auch die Art zu demonstrieren. Anti-Atomkraft-Aktivisten haben am Montag an verschiedenen Bahnanlagen gegen einen neuen Transport von abgereichertem Uran (UF6) der Firma Urenco protestiert. Gilt auf Demonstrationen normalerweise ein Vermummungsverbot, war diesmal eine der Auflagen das Tragen eines Mundschutzes.
Grüne, Linke, Anti-Atomkraft-Aktivisten sowie die Stadt Münster hatten die Durchführung des Transportes zuvor kritisiert, da in Zeiten von Corona die Sicherheitsbehörden und die Beschäftigten im Gesundheitswesen ohnehin über Gebühr strapaziert seien.
Dutzende Aktivisten an der Strecke
UF6 ist ein Abfallprodukt, das in der Urananreicherungsanlage in Gronau bei der Herstellung von Brennstoff für Atomkraftwerke entsteht. Umweltschützer warnen, dass ein Unfall mit diesem Stoff schwerwiegende Folgen haben und bei einer Freisetzung bei Menschen schwere Lungenschäden verursachen könne.
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An den Protesten gegen Zug nahmen nach Angaben von Polizei und Aktivisten mehrere Dutzend Menschen, insbesondere am Standort der Urananreicherungsanlage in Gronau und in Münster. Die Demonstranten hielten sich den Angaben zufolge an die Auflagen, die neben dem Tragen des Mundschutzes auch das Abstandsgebot beinhalteten. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf der Proteste.
Wirtschaftsministerium reagiert nicht auf Protestbriefe
Der Transport habe diesmal aus 15 Waggons bestanden, so Matthias Eickhoff, Sprecher der „Aktionsgemeinschaft Münsterland gegen Atomanlagen“. Das sei eine Kapazität von 675 Tonnen abgereichertem Uran, 75 Tonnen mehr als üblich. Eickhoff kritisierte, erneut, dass die Landesregierung den Transport zugelassen habe. Das zuständige NRW-Wirtschaftsministerium habe auf Protestbriefe nicht reagiert.
Das abgereicherte Uran wird von Gronau zur russischen Atomfabrik in Novouralsk transportiert.