Essen/Marl. Der Grimme-Preis zählt zu den begehrtesten Auszeichnungen des Fernsehens. Diese Sendungen haben ihn 2020 bekommen.

Es geht nicht um Geld, es geht ums Renommee. Es geht nicht um Quote, es um Qualität. Es geht um den Grimme-Preis. Am Dienstag wurden die Gewinner der 56. Auflage bekannt gegeben.

Grimme 2020 - Alle Preisträger

Die Grimme-Preise 2020 gehen an:

Fiktion:

• Der Pass ( Sky)

• Hanne (NDR/ARTE)

• Skylines (Netflix)

• Eden (SWR/ARTE/)

• The Love Europe Project (ZDF/ARTE)

Info und Kultur

•Dark Eden ( ZDF/3sat)

•Georg Restle (stellv. für die Redaktion von Monitor, WDR)

•Die Unerhörten – Über den Landtagswahlkampf in der Prignitz (rbb)

•SeaWatch3 (NDR)

•Wie „Holocaust“ ins Fernsehen kam (WDR/NDR/SWR)

Unterhaltung

• Chez Krömer (rbb)

• Joko & Klaas LIVE – 15 Minuten, Staffel 1 (ProSieben)

• Prince Charming ( TVNOW)

Kinder und Jugend

• Ab 18! Die Tochter von … (ZDF/3sat)

• How To Sell Drugs Online (Fast) (Netflix)

• Spezial an Bürger Lars Dietrich und Marti Fischer für „Leider laut“ ( ZDF)

Publikumspreis der Marler Gruppe

• Der König von Köln (WDR)

Besondere Ehrung des DVV:

• Heinrich Breloer

Verliehen werden die Preise am 27. März im Stadttheater in Marl.

Zu Beginn, das ist so Tradition, zieht Grimme-Institut-Direktorin Frauke Gerlach Bilanz. Zufrieden ist sie dabei mit der Zahl der eingereichten Beiträge. 850 sind es gewesen und für Gerlach ist das der Beweis, dass der Grimme-Preis „konstant als Wettbewerb attraktiv ist“. Leider aber war unter der Masse nur wenig Klasse. In der Breite, räumt die Direktorin ein, sei sie „nicht sehr zufrieden“.

„In der Spitze ein sehr guter Jahrgang“

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In der Spitze allerdings ist sie das sehr wohl. „Da war es wieder ein guter Jahrgang.“ Gerade die Preisträger im Wettbewerb „Information & Kultur“ seien eingegangen auf die politische und gesellschaftliche Unruhe im Land. Auswirkungen des Klimawandels, die Demonstrationen der Fridays for Future-Bewegung, der wachsende Rechtspopulismus sowie die Debatten um die Seenotrettung, all dies sei thematisiert worden.

Ausgezeichnet für seine njeue Show „Chez Krömer: Kurt Krömer
Ausgezeichnet für seine njeue Show „Chez Krömer: Kurt Krömer © dpa | Henning Kaiser

Manchmal gelingt es sogar in der Abteilung „Unterhaltung“ gesellschaftlich relevant zu sein. Bei „Chez Krömer“ etwas, einer Talkshow im RBB-Fernsehen, in der Gastgeber Kurt Krömer Prominente und weniger Prominente in einer Art Verhörzimmer mit ihrer Biographie konfrontiert. Stets frech, oft hart, zuweilen gar übergriffig. 30 Minuten, in denen man sich als Gast unter Krömers Fragefeuer schnell mal um Kopf- und Kragen reden kann.

Krömer will Unterhaltung mit Comedy mischen

Er wolle „Journalismus mit Comedy mischen“, sagt Krömer, wolle „Unterhaltung, die in die Tiefe gehe“. Viele potenzielle Gäste wollten das anfangs anscheinend nicht. „Ich habe bestimmt 200 Absagen bekommen“, erinnert sich der Wahl-Berliner. Mittlerweile aber drängten sich Bewerber fast schon auf. „Man hat gemerkt, dass das ein faires Spiel ist, was wir spielen.“ Und für das es nun einen Grimme-Preis gibt.

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Den gibt es immer öfter auch für Produktionen, die gar nicht mehr im klassischen TV, sondern im Bezahlfernsehen oder bei einem der großen Streaming-Dienste laufen. Neben den Netflix-Produktionen „Skylines“ über das Hip-Hop-, Finanz- und Drogengeschäft in Frankfurt am Main und der Serie „How to sell Drugs online (fast)“ erhält auch die Sky-Krimi-Serie „Der Pass“ mit Nicholas Ofczarek und Julia Jentsch in den Hauptrollen einen Grimme Preis.

Immer mehr Preise für Streaming-Dienste

Ebenfalls ausgezeichnet: Die Dating-Sho „Prince Charming“ mit  Nicolas Puschmann
Ebenfalls ausgezeichnet: Die Dating-Sho „Prince Charming“ mit Nicolas Puschmann © dpa | Arya Shirazi

Die laut Gerlach vielleicht größte Überraschung aber ist der Grimme-Preis für „Prince Charming“, eine Art Bachelor für schwule Männer und bisher nur auf dem Streaming-Dienst TVNow zu sehen. „Der glänzend ausgewählte Cast vermittelt echte Vielfalt. Dazu kommt, dass den Protagonisten der nötige Raum gegeben wird, um Botschaften für mehr Toleranz in die Welt zu schicken; ernsthaft und unterhaltsam zugleich“, erklärt die Grimme-Jury ihre Entscheidung.

Und dann ist da noch die „Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV)“, die in diesem Jahr an Heinrich Breloer (Budenbrooks, Brecht, Die Manns, Speer und er) geht.

Der gebürtige Gelsenkirchener, lobt DVV-Direktor Ulrich Aengenvoort den Ausgezeichneten, sei Mitbegründer und profiliertester Autor und Regisseur des Doku-Dramas“. Einer, der immer neugierig ist, der alles wissen will. Und der kaum etwas vergisst. Zumindest nicht, wie viele Grimme-Preise er schon hat. „Das ist der achte.“