Hambach. Ein Video zeigt Demonstranten und Sicherheitskräfte im Auftrag von RWE, die sich im Hambacher Wald eine Schlägerei mit Schaufeln liefern.

Die Polizei hat die Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der schweren Körperverletzung aufgenommen, erklärte ein Sprecher der zuständigen Behörde in Aachen am Freitag auf Anfrage. Zuvor war ein Video in den Sozialen Netzwerken aufgetaucht, das Demonstranten und Sicherheitsleute des Energieversorgers RWE zeigt, die sie sich im Hambacher Wald eine handfeste Auseinandersetzung lieferten.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Zu sehen ist, wie mehrere Männer mit Fäusten und Schaufeln in einem Wald aufeinander einschlagen. Einige der beteiligten Personen tragen gelbe Warnwesten. Am späten Nachmittag bestätigte ein Sprecher von RWE gegenüber unserer Redaktion, dass, dass es sich dabei um Sicherheitskräfte handelt, die im Auftrag von RWE im Wald arbeiteten.

In einer knappen Erklärung heißt es auf Nachfrage: "Heute Vormittag trafen im Hambacher Forst rund 15 Aktivisten auf sieben Sicherheitskräfte, die in unserem Auftrag in dem Waldstück Abfall und potenzielles Baumaterial für neue Barrikaden o.ä. wegräumen sollten. Sie umringten die Sicherheitsmitarbeiter. Die fühlten sich provoziert, bedroht und zur Selbstverteidigung genötigt. Die genauen Hintergründe und der Ablauf dieses Vorfalls und damit auch, was ihm vorausging, werden geklärt. Bei der Prügelei wurden drei Aktivisten und ein Sicherheitsmitarbeiter verletzt. Wir bedauern diesen Vorfall und werden die involvierten Sicherheitsmitarbeiter bis zur Aufklärung des Sachverhalts nicht im Hambacher Forst einsetzen."

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Am Nachmittag erklärte die Polizei in Aachen, dass sie im Zusammenhang mit der Prügelei erste "Personalien festgestellt" habe. Ob es sich bei den von der Polizei kontrollierten Personen um Demonstranten oder um die mutmaßlichen Sicherheitskräfte von RWE handelt, wollte die Polizei aus "ermittlungstaktischen Gründen" nicht beantworten.

Rodungsstopp im Hambacher Forst

Am Vormittag hatte das Oberverwaltungsgericht Münster einen vorläufigen Rodungsstopp im Hambacher Forst verfügt. Die Richter entsprachen damit am Freitag in einem Eilverfahren dem Antrag des Umweltverbandes BUND. Der Energiekonzern RWE will in den kommenden Monaten mehr als die Hälfte des verbliebenen alten Waldes fällen , um den benachbarten Braunkohle-Tagebau zu erweitern.

Der BUND hatte argumentiert, dass der Wald mit seinem Bechsteinfledermaus-Vorkommen die Qualitäten eines europäischen FFH-Schutzgebietes habe und deshalb geschützt werden müsse. Das Gericht erklärte, die Unterlagen dazu umfassten mehrere Kisten, die Rechtsfragen seien so komplex, dass man sie nicht in einem Eilverfahren beantworten könne. Die Rodung müsse vorerst gestoppt werden, damit keine „vollendete, nicht rückgängig zu machende Tatsachen geschaffen“ würden, teilte das Gericht mit.

Auch interessant

Das Gericht teilte zudem mit, dass RWE und die zuständige Bezirksregierung Arnsberg anhand von Tatsachen oder Akten hätten belegen müssen, dass durch einen Rodungsstopp die Energieversorgung bundes- oder landesweit gefährdet sei. RWE hatte bisher argumentiert, dass ohne ein rasches Fortschreiten des Kohleabbaus nicht mehr genug Strom erzeugt werden könne.

Wann im juristischen Streit zwischen dem Bund für Umwelt und Naturschutz und dem Land Nordrhein-Westfalen eine endgültige Entscheidung fällt, ist nicht absehbar. Eine Sprecherin des Verwaltungsgerichtes in Köln sagte am Freitag: „Wir können nicht davon ausgehen, dass wir in wenigen Wochen eine Entscheidung in diesem Verfahren bekommen werden.“ Der Fortgang hänge sehr von dem Verhalten der Prozessbeteiligten ab und ob noch weitere Beweise erhoben werden müssten.

Hambacher Forst: Kampf um die Rodung

Nordrhein-Westfalen, Kerpen: Ein Journalist war am 19. September im Hambacher Forst abgestürzt und gestorben. Seither ruhte die Räumung, jetzt soll sie weitergehen. Auch die Gegendemonstranten sind trotz Regen und Sturm wieder oder noch da.
Nordrhein-Westfalen, Kerpen: Ein Journalist war am 19. September im Hambacher Forst abgestürzt und gestorben. Seither ruhte die Räumung, jetzt soll sie weitergehen. Auch die Gegendemonstranten sind trotz Regen und Sturm wieder oder noch da. © dpa | Christophe Gateau
Sturmtief „Fabienne“ setzt auch den Demonstranten zu, sie versuchen Barrikaden gegen Räumungsfahrzeuge zu errichten.
Sturmtief „Fabienne“ setzt auch den Demonstranten zu, sie versuchen Barrikaden gegen Räumungsfahrzeuge zu errichten. © REUTERS | WOLFGANG RATTAY
Seit Montag, 24. September steht fest: Die Räumung geht weiter. Sie war zuvor aufgrund des tödlichen Unfalles ausgesetzt worden.
Seit Montag, 24. September steht fest: Die Räumung geht weiter. Sie war zuvor aufgrund des tödlichen Unfalles ausgesetzt worden. © REUTERS | WOLFGANG RATTAY
„Fabienne“ setzt den Demonstranten zu.
„Fabienne“ setzt den Demonstranten zu. © dpa | Christophe Gateau
Ein Teilnehmer spielt im Regen Klavier und protestiert friedlich sowohl gegen Rodung als auch Räumung des Forstes.
Ein Teilnehmer spielt im Regen Klavier und protestiert friedlich sowohl gegen Rodung als auch Räumung des Forstes. © dpa | Christophe Gateau
Blumen am Gedenkort für den abgestürzten und verstorbenen Journalisten. Er war am Mittwoch, 19. September von einer Baumbrücke mehrere Meter tief gestürzt und kurze Zeit später gestorben. Der Unfall war nicht während einer Räumung passiert.
Blumen am Gedenkort für den abgestürzten und verstorbenen Journalisten. Er war am Mittwoch, 19. September von einer Baumbrücke mehrere Meter tief gestürzt und kurze Zeit später gestorben. Der Unfall war nicht während einer Räumung passiert. © dpa | Henning Kaiser
Zwei Wochen zuvor: Mehrere tausend Demonstranten hatten gegen die geplante Rodung demonstriert, nachdem angekündigt worden war, dass die Baumhäuser geräumt werden sollen.
Zwei Wochen zuvor: Mehrere tausend Demonstranten hatten gegen die geplante Rodung demonstriert, nachdem angekündigt worden war, dass die Baumhäuser geräumt werden sollen. © dpa | Christophe Gateau
Bei sommerlichen Temperaturen blockierten Teilnehmer eine Landstraße.
Bei sommerlichen Temperaturen blockierten Teilnehmer eine Landstraße. © dpa | Henning Kaiser
Begleitet wurde der Demonstrationszug von Blasmusik. Die Demonstranten konnten nur über Äcker und Wege am Rande des Waldes laufen.
Begleitet wurde der Demonstrationszug von Blasmusik. Die Demonstranten konnten nur über Äcker und Wege am Rande des Waldes laufen. © dpa | Henning Kaiser
Auf einem gerodeten Teil des Forstes wollten sie neue Baumsetzlinge anpflanzen.
Auf einem gerodeten Teil des Forstes wollten sie neue Baumsetzlinge anpflanzen. © dpa | Henning Kaiser
Der Wald selbst, in dem Baumhäuser geräumt werden sollten, wurde von der Polizei abgesperrt. Einsatzkräfte seilen sich ab.
Der Wald selbst, in dem Baumhäuser geräumt werden sollten, wurde von der Polizei abgesperrt. Einsatzkräfte seilen sich ab. © dpa | Henning Kaiser
39 von den rund 50 Baumhäuser wurden inzwischen geräumt.
39 von den rund 50 Baumhäuser wurden inzwischen geräumt. © REUTERS | WOLFGANG RATTAY
In der Nacht zu Sonntag war es der Feuerwehr gelungen, zwei Aktivisten aus einem Tunnelsystem zu holen. Sie verließen die unterirdischen Gänge schließlich freiwillig.
In der Nacht zu Sonntag war es der Feuerwehr gelungen, zwei Aktivisten aus einem Tunnelsystem zu holen. Sie verließen die unterirdischen Gänge schließlich freiwillig. © dpa | Christophe Gateau
Die Polizei bewachte den Einsatzort.
Die Polizei bewachte den Einsatzort. © dpa | Christophe Gateau
Andere Aktivisten wurden in Gewahrsam genommen.
Andere Aktivisten wurden in Gewahrsam genommen. © dpa | Christophe Gateau
Am Samstag verhinderten Polizisten auf Pferden das Eindringen von Demonstranten in das „Gefahrengebiet Hambacher Forst“.
Am Samstag verhinderten Polizisten auf Pferden das Eindringen von Demonstranten in das „Gefahrengebiet Hambacher Forst“. © dpa | Henning Kaiser
Die Demonstranten versuchten immer wieder auf das Gelände zu kommen.
Die Demonstranten versuchten immer wieder auf das Gelände zu kommen. © dpa | Henning Kaiser
Rund 500 Menschen folgten am Samstag einem Demonstrationsaufruf der Aktion Unterholz und wollten gegen die Rodung protestieren.
Rund 500 Menschen folgten am Samstag einem Demonstrationsaufruf der Aktion Unterholz und wollten gegen die Rodung protestieren. © dpa | Henning Kaiser
Aktivisten hingen aus Protest an einer Anlage auf dem Gelände des Braunkohlekraftwerks Niederaußem.
Aktivisten hingen aus Protest an einer Anlage auf dem Gelände des Braunkohlekraftwerks Niederaußem. © dpa | Henning Kaiser
Zwei Spezialeinsatzkräfte der Polizei versuchen das Dach eines Baumhauses zu entfernen.
Zwei Spezialeinsatzkräfte der Polizei versuchen das Dach eines Baumhauses zu entfernen. © dpa | Christophe Gateau
1/20