Essen. Überflutete Straßen, ein kaputtes Tankstellendach und eine vollgelaufene Universität: Starke Regenfälle haben in NRW für Unwetterschäden gesorgt.
Nach einem heißen Tag wurde NRW am Dienstagnachmittag von schweren Unwettern heimgesucht. In mehreren Städten gab es erhebliche Schäden. Begonnen hat die Serie von heftigen Gewittern in den nordrhein-westfälischen Bergregionen. In der Eifel, im Bergischen Land und im Sauerland fielen mancherorts 20 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter, wie der Deutsche Wetterdienst in Essen mitteilte. Punktuell seien es sogar 60 bis 80 Liter gewesen, sagte ein Sprecher.
Besonders schlimm haben die Unwetter Wuppertal getroffen: In der Innenstadt knickte nach heftigen Regenfällen das Dach einer Tankstelle weg und beschädigte mehrere Autos. Unter dem Dach hätten insgesamt 14 Fahrzeuge geparkt, erklärte die Polizei. "Es ist eine unfassbare Situation gewesen", sagte eine Sprecherin.
Ein Fahrer aus Oberhausen habe sein Auto noch rechtzeitig verlassen können, bevor das Dach auf seinen Wagen gestürzt sei. Er wurde leicht verletzt. Das Dach sei einsturzgefährdet, der Ort wurde abgesperrt.
Die starken Regenfälle haben in der Stadt zudem die Gullydeckel hochgedrückt und dadurch mehrere Autounfälle verursacht. Auf den überfluteten Straßen seien mehrere Autos vor die Deckel gefahren, sagte eine Polizeisprecherin. In einem Fall habe dadurch ein Airbag ausgelöst und den Fahrer im Gesicht verletzt.
Dach der Universität Wuppertal eingestürzt
Hinzu kamen mehrere umgestürzte Bäume. In mindestens einem Fall soll das Wasser rund 70 Zentimeter hoch gestanden haben. Außerdem wurde die Elberfelder Innenstadt überflutet. Wassermassen drangen in ein Wuppertaler Einkaufszentrum ein. In das Tiefgeschoss sei am Nachmittag Wasser gelaufen, sagte ein Polizeisprecher.
Schwere Schäden durch Unwetter in NRW
Bei dem Unwetter in Wuppertal ist auch ein Dach der Universität eingestürzt. Verletzte gab es nach ersten Erkenntnissen keine, wie die Uni nach dem Unwetter am Dienstagnachmittag auf ihrer Webseite mitteilte. Demnach stürzten an einem Unigebäude etwa 30 bis 50 Quadratmeter des Daches ein.
Zudem stünden der Keller sowie Teile des Erdgeschosses mindestens zweier Gebäude unter Wasser. "Nach ersten Einschätzungen ist der Ausmaß des Schadens erheblich", erklärte Rektor Prof. Dr. Lambert T. Koch.
"In Wuppertal steht die komplette Stadt unter Wasser"
Die Unwetterschäden an den Gleisen im Raum Wuppertal konnten am späten Dienstagabend beseitigt werden, sodass die Züge wieder planmäßig fahren konnten. Nachdem Gleise überspült wurden, hatte die Deutsche Bahn im Raum Wuppertal den Zugverkehr am Nachmittag eingestellt. Auch die Schwebebahn fuhr nicht mehr. In der Spitze fielen im Raum Wuppertal laut Deutschem Wetterdienst (DWD) 100 Millimeter Regen, also 100 Liter auf den Quadratmeter. "Das war schon extrem und ist in der Regenmenge etwa das, was normalerweise im Laufe eines Monats fällt", sagte ein Sprecher am Mittwoch.
"Die Infrastrukturschäden werden ganz erheblich sein", sagte eine Sprecherin der Stadt. Die Reparatur- und Aufräumarbeiten könnten mehrere Tage dauern - mindestens. Die Feuerwehr sollte nach Angaben der Stadt auch in der Nacht im Einsatz bleiben und forderte sogar Verstärkung aus vielen NRW-Städten wie Essen, Mülheim, Mönchengladbach oder Krefeld an.
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Heftige Regenfälle gab es auch in Aachen. Dort registrierte die Feuerwehr am späten Nachmittag 450 Notrufe. Man habe Hilfe aus den Nachbarkommunen angefordert, sagte ein Sprecher. In einem Stadtteil von Aachen fiel zeitweise der Strom aus, nachdem ein Wassereinbruch einen Kurzschluss in einem Trafohäuschen verursacht hatte.
Gedenkakt des Brandanschlags in Solingen abgebrochen
Wegen des Unwetters wurde der Gedenkakt zum 25. Jahrestag des Brandanschlags in Solingen abgebrochen. Ein Wolkenbruch war während der Veranstaltung über den Platz der Feier niedergegangen. Hunderte Teilnehmer hatten zunächst Schutz unter den Bäumen gesucht. Sie waren danach aber von den Veranstaltern in deutscher und türkischer Sprache zum Verlassen des Ortes aufgefordert worden.
Die Feuerwehr in Solingen warnte außerdem vor Hochwasser in der Wupper. In Unterburg und Wipperkotten wurde die Bevölkerung am Dienstagabend aufgerufen, Häuser zu sichern und sich in höher gelegenes Gelände zu begeben. "Die Wupper steht hoch", sagte auch eine Sprecherin der Stadt Wuppertal. Weitere Informationen gab es zunächst nicht.
In Duisburg lief Wasser in den Keller des Polizeipräsidiums, wie die Beamten via Twitter mitteilten. Auch die Unterführung der A 59 in der Innenstadt stand voller Wasser, Straßen an der Grenze zu Oberhausen wurden überflutet. Infolge des Unwetters wurde der Zugverkehr zwischen dem Duisburger Hauptbahnhof und Oberhausen am Dienstag komplett eingestellt. Wassereinbrüche in Kellern gab es auch im Raum Monschau.
Frau in Oberhausen durch Blitzeinschlag verletzt
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In Oberhausen wurde eine Frau durch einen Blitzeinschlag in der Nähe des Bero-Zentrums leicht verletzt. Auch hier liefen zahlreiche Keller voll. In Ratingen musste die Feuerwehr im Stadtgebiet zu 250 Einsätzen ausrücken.
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Über Düsseldorf zog das Unwetter gegen 17 Uhr hinweg und ließ dort viele Keller volllaufen. Die Feuerwehr musste vor allem im Norden der Stadt zu 187 Einsätzen rausfahren. 176 der gesamten Einsatzfahrten seien im Zusammenhang mit überschwemmten Kellern, Unterführungen oder Tiefgaragen gewesen. Auf der A52, hinter der Autobahn-Ausfahrt Tiefenbroich, sorgte ein umgestürzter Baum für eine Verkehrsbehinderung im Feierabendverkehr. Erst nach etwa zwei Stunden konnte die Feuerwehr das Hindernis entfernen.
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Auch über den Niederrhein zogen die Unwetter hinweg. Nach einem Blitzeinschlag brannte ein Haus in Alpen. Die meisten Einsätze seien nach Polizeiangaben wegen umgestürzter Bäume und überfluteten Straßen gefahren worden. Bei Kleve musste am frühen Mittwochmorgen ein Autobahnzubringer voll gesperrt werden, um die Fahrbahn zu reinigen. Überschwemmungen hatten die Straße unbefahrbar gemacht.
In weiten Teilen Nordrhein-Westfalens war der Bahnverkehr beeinträchtigt. Verspätungen gab es etwa in den Regionen Duisburg, Oberhausen, Gelsenkirchen, Aachen sowie im Kreis Euskirchen. Auch im Raum Hilden warteten die Züge zeitweise an Bahnhöfen. Bei Nettersheim wurde die A1 überschwemmt. Zeitweise musste die Fahrbahn in Richtung Blankenheim gesperrt werden.
Unwetter wird voraussichtlich erst in der Nacht auf Mittwoch abklingen
Auch am Mittwoch und Donnerstag kündigen die Meteorologen weitere Gewitter an. Mittwoch entwickeln sich im Tagesverlauf besonders vom Münsterland bis nach Ostwestfalen einzelne Gewitter mit Starkregen, lokal sind erneut Unwetter und heftiger Starkregen nicht ausgeschlossen
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Der DWD rechnet tagsüber weiter mit schwülwarmen Temperaturen von bis zu 31 Grad. Bis zum Wochenende soll es warm bleiben, zum Wochenende hin sinken die Temperaturen auf 24 bis 26 Grad. "Wesentlich kühler wird es nicht", sagte Meteorologe Malte Witt. Für die Jahreszeit bleibe es ungewöhnlich warm. (mit dpa)