Brüssel. EU-Kommissar Kamenu Vella mag in Essen die vielen Grünflächen und Fahrradwege. Er betont die Bürgerbeteiligung bei der „Grünen Hauptstadt 2017“.

„Grüne Hauptstadt Europas“ – den Titel vergibt die Europäische Union. Über die Motive, die Hoffnungen und die Erwartungen an Essen als grüne Hauptstadt sprachen wir mit Karmenu Vella. Der Malteser ist als EU-Kommissar zuständig für Umwelt, Meerespolitik und Fischerei.

Herr Kommissar, warum ist Essen eine gute Wahl?

Vella: Essens Umwandlung zur grünsten Stadt Nordrhein-Westfalens passt zur Geschichte der EU: Entstanden aus Kohle und Stahl haben sich sowohl Essen als auch die EU in kreativer Weise neu erschaffen, um ihren Bürgern bestmöglich zu dienen. Essens Beispiel zeigt vorbildlich, wie „going green“ die Lebensqualität der in unseren Städten lebenden Menschen verbessern kann.

Gibt es ein konkretes Beispiel?

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Ein wunderbares Beispiel ist Essens beeindruckendes Wasserwirtschaftssystem, das auf soliden Kenntnissen der Probleme im Zusammenhang mit Wasser und einer Aufgeschlossenheit gegenüber innovativen Lösungen basiert. Dazu zählen multifunktionale Grünflächen, die für das Regenwassermanagement, den Hochwasserschutz und die Grundwasseranreicherung genutzt werden.

Was sind Ihre Erwartungen an die Stadt Essen? Was sind Ihre Hoffnungen?

Essen kann anderen Städten als Vorbild dienen, besonders, da es zeigt, wie sich Investitionen in nachhaltige Stadtplanung auszahlen. Den Bürgern werden auch die Maßnahmen zur Lärmverringerung gefallen, die Hunderte von Kilometern von Fahrradwegen, und dass die überwiegende Mehrheit eine Grünfläche in ihrer Nähe hat.

Manche kritisieren, so ein Titel sei am Ende doch nur ein Etikettenschwindel...

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Essen ist Grüne Hauptstadt geworden, weil es weitsichtige Planung, gute politische Steuerung und Führerschaft und Bürgerbeteiligung miteinander vereint hat. Man kann keine Grüne Hauptstadt sein, ohne die Bürger auf seiner Seite zu haben, denn sie sind es, die aus einem Titel Realität machen. Dadurch ist die Nachhaltigkeit nicht nur echt – sie ist auch sozial integrativ.

Waren Sie schon mal in unserer Region? Und woran erinnern Sie sich?

Seit Antritt meines Amtes als EU-Kommissar war ich zweimal in Deutschland, beide Male im Norden, in Bremen und in Kiel. Dieses wird jetzt meine erste Reise nach Nordrhein-Westfalen sein. Aus meiner Zeit als Maltas Tourismus- und Industrieminister habe ich aber gute Erinnerungen an diese Region! Deutschland war immer an der Spitze, wenn es um Tourismus und Investitionen in Malta ging.

Herzlichen Glückwunsch an Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen und alle Bürgerinnen und Bürger Essens – dieser Preis gehört Ihnen!

Das Interview führte Peter Toussaint.