Essen. Nach den wiederholten Angriffen zum Jahreswechsel verzichtet die Essener Feuerwehr dieses Jahr auf den erhobenen Zeigefinger und setzt auf Einsicht.

Vor zwei Jahren sorgte ein Angriff mit einer Silvester-Rakete auf einen Feuerwehrmann in Essen-Freisenbruch gleichermaßen für Schlagzeilen und Empörung. Nachdem der 40 Jahre alte Familienvater durch die vermutlich gezielte Attacke bei einem Brand-Einsatz schwer verletzt worden war, ging Essens Ordnungsdezernent gnadenlos in die Offensive. Christian Kromberg drohte gar mit einem Rückzug der Kräfte, wenn deren Sicherheit und Gesundheit durch verantwortunglose Zeitgenossen derart gefährdet werde.

Keine lauten Appelle mehr

Der Vorstoß allerdings verpuffte wie das Verfahren gegen den unbekannten Täter: Nach dem vergangenen Jahreswechsel beklagten die Behörden erneut gezielte Angriffe auf die Retter, die für die Unversehrtheit anderer ihr Leben aufs Spiel setzen. Das wird auch zum heutigen Jahreswechsel so sein. Und doch ist etwas merklich anders: Statt auf laute Appelle setzt die Feuerwehr nunmehr auf Einsicht und Vernunft in der stillen Hoffnung, dass ihre Retter wieder mehr Respekt auf der Straße erfahren. Ein ständig erhobener Zeigefinger, so heißt es inzwischen, dürfte das wiederkehrende Fehlverhalten eher noch provozieren.

Während Behörden anderer Städte wie die Polizei und Feuerwehr in Hagen vor dem Jahreswechsel eine gezielte und vielbeachtete Internet-Offensive starteten, um die Böllerwürfe auf Bedienstete möglichst zu unterbindenn, geben sich die Essener im ausgehenden Jahr eher zurückhaltend und beschränken sich auf eine so freundliche wie ernst gemeinte Bitte auf Facebook: „Unterstützen Sie uns bei unserer Arbeit. Schaffen Sie freie Bahn, wenn sich Fahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn nähern. Nehmen Sie bitte leere Flaschen von den Straßen, Einsatzfahrzeuge können mit platten Reifen nicht fahren.“

Wer solche Worte wählt, für den dürfte der Vorstoß seiner Feuerwehr-Kollegen in Hagen nicht gerade der Knaller sein. „So eine Kampagne wird es hier nicht geben“, ist sich Feuerwehr-Sprecher Mike Filzen sicher. Wenn sich die Einsicht mancher Bürger nicht einstellen wolle, müsse man eben intern umso mehr wirken.

Eigenschutz ist das Wichtigste

Die Einsatzkräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr seien noch einmal auf die besonderen Herausforderungen in der Silvesternacht intensiv vorbereitet worden. Die Wehr setzt dabei auf den passiven Schutz ihrer Mitarbeiter. „Sie wurden darauf hingewiesen, immer ihre Schutzkleidung anzulegen“, sagt Filzen. Eigenschutz sei das Wichtigste.

Ordnungsdezernent Christian Kromberg sieht das genauso, formuliert aber trotz aller Zurückhaltung zum diesjährigen Jahreswechsel seine klare Erwartung: „Die Rettungswege müssen freigehalten werden, und wenn wir jemanden bei einem Vergehen erwischen, droht ihm eine konsequente strafrechtliche Verfolgung.“