Bocholt/Essen. Die Bundespolizei hat am Mittwoch ein mutmaßliches Mitglied eines Schleuser-Netzwerks festgenommen und eine verdächtige Wohnung in Essen durchsucht.
Spezialkräfte der Bundespolizei haben am Mittwoch in Bocholt und Papenburg (Niedersachsen) zwei mutmaßliche Schleuser verhaftet, denen die Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung München auf die Spur gekommen war. Die Ermittler durchsuchten dabei auch eine verdächtige Wohnung in Essen. Bei den Festgenommenen handelt es sich um zwei Syrer.
Die Festnahmen waren Teil einer bundesweit koordinierten Aktion, bei der mehrere Dienststellen der Bundespolizei zugleich gegen Schlepperkriminalität vorgingen. Umfangreichen Ermittlungen der Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung München zufolge sind die zwei heute gefassten Schlepper Mitglieder einer international agierenden Schleuserorganisation mit Sitz in Italien. Bereits im September konnten große Teile dieser kriminellen Gruppierung zerschlagen werden. In einer international abgestimmten Polizeiaktion wurden damals dreizehn Bandenmitglieder in Italien sowie drei weitere Schleuser in Belgien, Frankreich und Schweden festgenommen.
Netzwerk soll 1115 Personen nach Deutschland geschleust haben
Dem Netzwerk wird vorgeworfen, seit Herbst 2015 in 125 Fällen insgesamt 1115 Personen mit Autos von Budapest aus über Österreich nach Deutschland und andere Schengen-Vertragsstaaten eingeschleust zu haben. Die riskanten Schleusungsfahrten unternahmen die Strippenzieher nicht selbst. Wie in der Schlepperszene üblich, bedienten sie sich einer Vielzahl von Personen, die in Geldschwierigkeiten steckten. Häufig heuerten sie dabei Drogenabhängige an, welche die Fahrten zur Finanzierung ihrer Sucht erledigten. Bei den Geschleusten handelte es sich vornehmlich um syrische Staatsangehörige. Für die kriminellen Dienste bezahlten sie ihren Schleusern jeweils bis zu 5000 Euro.
Die im Freistaat Bayern für grenzpolizeiliche Aufgaben zuständige Bundespolizeidirektion München hat in diesem Jahr mehr als 123.000 unerlaubt einreisende Migranten festgestellt, die meisten davon an der 815 Kilometer langen deutsch-österreichischen Grenze. Seit März liegen die Monatszahlen in vierstelligem Bereich, zuletzt bei etwa 2.000. Bis Oktober haben die Bundespolizisten in Bayern fast 850 Schleusungsfälle mit knapp 3.330 Geschleusten angezeigt. Die Fahnder griffen dabei insgesamt rund 450 Schleuser auf. (dpa)