Essen. Derzeit sammeln sich viele Marienkäfer an Hauswänden und Fenstern. Manche krabbeln auch in die Wohnung – was für die Tiere meist mit dem Tod endet.
Marienkäfer gehören wohl zu den wenigen Insekten, vor denen sich fast niemand ekelt. Deswegen ist es für die meisten Menschen eher ein schöner Anblick, wenn sich die gepunkteten Sechsfüßler an Hauswänden und Fenstern sammeln, zumindest solange sie nicht durch das Fenster krabbeln. Gerade jetzt im Oktober tauchen sie vermehrt in und an Wohnungen und Häusern in ganz Nordrhein-Westfalen auf – auf der Suche nach dem idealen Winterquartier.
Marienkäfer müssen Sonne tanken, um zu fliegen
„Am Sonntag war es ungewöhnlich warm. Die Käfer nutzen das schöne Wetter und machen sich auf den Weg“, sagt Richard Köhler von der Biologischen Station östliches Ruhrgebiet in Herne. Marienkäfer lassen sich von der Sonne aufheizen, um besser fliegen zu können, erklärt der Experte. Hunderttausende der Insekten seien es wohl gewesen, die am Sonntag durch die nordrhein-westfälischen Lüfte geschwirrt sind.
Auch wenn laut Naturschutzbund Deutschland 2016 kein gutes Jahr für Insekten war: Marienkäfer gebe es immer. In den sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook posten zahlreiche Nutzer Bilder der Tierchen, die es in die Wärme der Hauswände oder Mauerritzen zieht. Marienkäfer überwintern meist in Gruppen, bilden aber keine Aggregate, die sich anziehen, wie Richard Köhler erklärt.
Marienkäfer sind keine guten Flieger
Sie könnten nicht besonders gut sehen und fliegen, weswegen sie meist vom Wind in großen Mengen gegen Wände geweht und dort in der Sonne Wärme tanken würden. Während die Larven auf Bäumen leben und sich von Blattläusen ernähren, suchen sich die ausgewachsenen Käfer Spalten, um dort den Winter zu verbringen. „Sie schalten ihren Stoffwechsel auf Sparflamme“, sagt Köhler, „und gehen in eine Art Winterruhe.“ Oft zieht es sie dann in Fensterrahmen, „eine Fehlorientierung“ sei das.
Die Tiere, die derzeit durch Nordrhein-Westfalen fliegen, gehören zur Art der Asiatischen Marienkäfer (Harmonia axyridis). Im Vergleich zu ihren europäischen Verwandten sind sie größer, zeugen mehr Nachkommen und haben mehr Hunger. Deswegen wurden sie laut Naturschutzbund in den 80er Jahren in großem Stil zur biologischen Schädlingsbekämpfung in Gewächshauskulturen eingesetzt. „Aber wie das so ist bei Insekten: Sie finden ihren Weg nach draußen“, erzählt Köhlers Kollege Martin Schlüpmann von der Biologischen Station westliches Ruhrgebiet in Oberhausen. Früher habe man Angst gehabt, dass der Asiatische Marienkäfer die heimischen Arten verdrängen könnte, „aber das ist nicht passiert“, sagt Schlüpmann.
Immer wieder krabbeln Marienkäfer, die sich in der Nähe von Häusern einen Unterschlupf suchen, auch in die Wohnräume hinein. Da hört für die meisten dann die Begeisterung über den schönen Anblick der gepunkteten Tiere auf. Grund zur Besorgnis sei das aber nicht, wie Schlüpmann betont: „Sie sind absolut harmlos.“ Bei Gärtnern seien sie sogar äußerst beliebt, weil sie Blattläuse fressen – die Pflanzen aber nicht anrühren. Allerdings kann der Ausflug in die Wohnung für den Marienkäfer mit dem Tod enden: Die Luft ist zu warm und zu trocken und Nahrung finden die Insekten dort auch nicht. Richard Köhler rät: „Wer Marienkäfer in seiner Wohnung findet, sollte sie schnellstmöglich aussetzen. Sonst muss er die toten Tiere irgendwann vom Boden aufsammeln.“