An Rhein und Ruhr. . In diesem Spätsommer gibt es auffällig wenig Wespen – Entspannung in Eisdielen und Bäckereien. Es freuen sich aber auch andere Plagegeister.

Nanu? Da schwirrt ja gar nix rund um die Kuchenauslage in der Bäckerei. „Eine Wespenplage ist dieses Jahr nicht mehr zu befürchten“, sagt Birgit Königs vom Naturschutzbund (Nabu) NRW. Der Grund für ihre Prognose: das Wetter. Das sei in diesem Jahr nicht vorteilhaft gewesen: „Die Wespen haben es im Frühjahr gern trocken und warm und dann etwas Niederschlag“, weiß die Expertin. Gibt es in der Nestgründungsphase zu viel Regen, saufen die gelb-schwarzen Insekten in Erdlöchern ab. Aktuell ist es trocken – zu trocken, da finden die Insekten nicht ausreichend Nahrung.

Kaum Wespen in den Bäckereien

Die schlechte Entwicklung der Völker in diesem Jahr sorgt dafür, dass die Menschen nun relativ sorglos im Garten frühstücken oder auf dem Balkon grillen können. Auch die Bäckereien winken ab. Judith Stilla von der Bäckerei-Kette Schollin in Dinslaken freut sich: „In diesem Jahr sind kaum Wespen in unseren Filialen unterwegs, von einer Plage kann also wirklich keine Rede sein. Für die Arbeit und den Aufenthalt in unseren Cafés ist dies natürlich sehr angenehm.“

Im vergangenen Sommer hatten vielerorts Menschen über die Insekten geklagt. Doch auch, wenn es mehr Wespen gewesen sein mögen – eine Plage will Nabu-Expertin Birgit Königs auch 2015 nicht erlebt haben. Sie weiß auch: Wer sich in der Nähe eines Wespennests befindet, kann das schnell als Plage empfinden. In einem richtigen Plagejahr aber stehe in der NABU-Geschäftsstelle in Düsseldorf das Telefon nicht mehr still.

In der Regel rät der Nabu den Bürgern aber einfach zu Geduld, denn die meisten Wespen leben ohnehin nur von April bis September. „In der Nähe von Kindergärten und Seniorenheimen werden wir trotzdem meistens tätig“, so Königs.

Weniger Wespen – dafür aber mehr Mücken

Wenig Wespen? Das sollte doch eigentlich ein Grund zur Freude sein, wenn im überraschend schönen Spätsommer der Besuch in der Eisdiele oder beim Bäcker entspannter ausfällt, weil es keine Insekten abzuwehren gilt. Doch gibt es eine Kehrseite zu schlecht entwickelten Wespenvölkern: Denn auf deren Speiseplan stehen auch Fliegen und Steckmücken. Letztere wiederum freuen sich besonders über kleinere Gewässer, die durch die starken Niederschläge mit Wasser gut gefüllt wurden. Sind dann die Fressfeinde, wie zum Beispiel die Wespen, nicht so zahlreich vertreten, summt es des nachts in den Schlafzimmern.

Der Wespenexperte Peter Tauchert erklärt das so: „Bei der Stechmückenplage hat zusätzlich noch das regnerische Frühjahr und der durchwachsene Sommer seinen Anteil daran, dass sich die Population an Stechmücken explodierend fortpflanzen konnten. Egal ob in Hochwassergebieten oder in kleinen Pfützen, die Stechmücken konnten sich überall sehr gut entwickeln. Selbst Stechmückeneier aus dem vergangenen (trockenen) Jahr, die in vertrockneten Pfützen lagerten, konnten sich dieses Jahr entwickeln.“ Tauchert ist Wespenbeauftragter bei der Feuerwehr Offenbach und betreibt die Homepage aktion-wespenschutz.de. Hier gibt er „stichhaltige“ Informationen rund um Wespen, Hornissen und Co. In seiner Arbeit siedelt er – wenn es sein muss – auch Nester um, hatte in diesem Jahr aber wenig zu tun. Der Experte bringt das Phänomen augenzwinkernd auf den Punkt: „Schaltjahr gleich Kaltjahr.“