Duisburg/Dormagen.. Das Land will mehr Güterverkehr auf den Fluss bringen. Umweltschützer glauben, dass sich eine Vertiefung der Fahrrinne nicht mit EU-Vorgaben verträgt

Kopfweiden, Feuchtwiesen, ein Altrhein-Arm: Mit ihren 316 Hektar ist „Urdenbacher Kämpe“ Düsseldorfs größtes Naturschutzgebiet. Auf der anderen Rheinseite, schräg gegenüber, liegt der „Zonser Grind“, eine Halbinsel mit vielen Kies- und Sandbänken – ebenfalls ein wichtiges Gebiet, das auch unter europäischem Naturschutz steht. Umweltschützer sehen das ökologische Gleichgewicht hüben wie drüben in Gefahr, sollte es zu der von der Landesregierung geplanten Rheinvertiefung kommen. Ein Absenken des Wasserstandes im Fluss hätte Folgen für den Grundwasserstand in den benachbarten Feuchtgebieten, so die Befürchtung.

Die schon länger ins Auge gefasste Rheinvertiefung ist zumindest ein Stück näher gerückt. Bundesverkehrsminister Dobrindt (CSU) hat den Flussausbau zwischen Duisburg und Dormagen-Stürzelberg als „vordringlichen Bedarf“ in den Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes aufgenommen. Kosten von 201,3 Mio sind vorgesehen, um die Fahrrinne von Duisburg bis Neuss von 2,50 Meter auf 2,80 Meter zu vertiefen, und dann bis Stürzelberg auf 2,70 Meter. Zudem soll die Rinne 150 Meter breit sein.

Folgen für Lachse und Maifische befürchtet

Der Rhein würde so für größere Schiffe ausgebaut, zudem wird er in Zeiten des Klimawandels und wechselnder Wasserstände verlässlicher befahrbar. Wird der Verkehrswegeplan so beschlossen, könnten die näheren Planungen beginnen. Das Land

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Eine gemeinsame Expertise der Umweltschutzverbände BUND, LNU und NBU, die der NRZ vorliegt, sieht die geplante Flussvertiefung sehr kritisch. Die Umweltschützer gehen davon aus, dass eine solche Maßnahme die Flussökologie verschlechtern würde – und das, wo die EU-Länder über die Wasserrahmenrichtlinie doch eigentlich gehalten sind, diese zu verbessern. Betroffen wären auch geschützte Fischarten wie Lachs, Maifisch oder Nordseeschnäpel, um deren Wiederansiedlung sich das Umweltministerium mit großem Aufwand bemüht.

BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen erinnerte gegenüber der NRZ, dass sein Verband unlängst wegen der Weservertiefung in Niedersachsen und der EU-Wasserrahmenrichtlinie erfolgreich beim Europäischen Gerichtshof geklagt hatte. „Wir werden genau beobachten, was am Rhein geplant ist“, so Jansen. Er glaubt, dass die Rheinvertiefung auch die Voraussetzungen für den Ausbau des Reisholzer Hafens in Düsseldorf schaffen soll, dessen Bedarf gar nicht geklärt sei – wie überhaupt der Bedarf an weiteren Hafenkapazitäten insgesamt in NRW: „Bisher haben sich doch die Häfen in Konkurrenz zueinander entwickelt, jeder für sich.“ Die geplante Rheinvertiefung könne den Verdrängungswettbewerb noch verschärfen, wenn einseitig auf eine Infrastruktur für Großtonnagen gesetzt wird.