Essen. Im Auftrag des RVR erstellte Machbarkeitsstudie sieht gute Chancen für eine große Gartenschau in der Region. Erste Weichen könnten bald gestellt sein.
Das Ruhrgebiet feilt am nächsten Großereignis: Eine Machbarkeitsstudie sieht sehr gute Chancen für eine Internationale Gartenschau (IGA) in der Region. Die jetzt vorliegende, vom Regionalverband Ruhr (RVR) in Auftrag gegebene Untersuchung geht davon aus, dass eine Schau wegen der Nähe zu den Niederlanden fünf Millionen Besucher locken und Investitionen von mehr als 300 Mio Euro bündeln würde. Hochwertige Parkanlagen wie die Gruga in Essen oder die Müga in Mülheim könnten eine Frischzellenkur erhalten. Zusammen mit künftigen grünen Perlen der Region wie dem Emscherdelta bei Dinslaken würden sie in den Blick der Öffentlichkeit gerückt. Fachleute halten es für möglich, dass die IGA der Region einen ähnlichen Schub geben könnte wie einst die Internationale Bauausstellung Emscherpark.
Üblicherweise findet die IGA alle zehn Jahre in Deutschland statt, die nächste ist 2017 in Berlin. Im Gespräch ist deshalb eine Bewerbung für 2027. Erste Weichen müssten schon bald gestellt werden. Am 11. März soll die RVR-Verbandsversammlung darüber befinden, ob eine Bewerbung erarbeitet wird. Der Zuschussbedarf für die Durchführung einer IGA wird auf rund 42 Mio Euro geschätzt – halb soviel wie bei der Kulturhauptstadt.
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„Alles so schön grün bei Euch“: Wer zwischen Moers und Unna wohnt und Gästen die Region zeigt – der kennt die erstaunten Blicke. Eine Internationale Gartenschau (IGA) böte die Gelegenheit, dieses Grün einer Öffentlichkeit über Deutschland hinaus zu präsentieren. Machbar jedenfalls wäre sie. Zu diesem Schluss kommen die Büros Sinai (Berlin), Scheuvens & Wachten (Dortmund) und Imorde (Münster/Berlin). Zusammen mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) haben die Landschafts- und Städteplaner sowie Eventspezialisten ein Konzept fürs Jahr 2027 erarbeitet.
Bundesgartenschauen hat die Region schon erlebt (zuletzt: 1997 in Gelsenkirchen), Landesgartenschauen sowieso. Zusammen mit den Kommunen, der Emschergenossenschaft und anderen Partnern könnte der RVR laut Studie auch ein internationales Format stemmen. Die Gremien müssen in den nächsten Wochen entscheiden, ob der Verband eine Bewerbung erarbeitet und bei der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft in Bonn einreicht. Falls ja, dann soll die Ausstellung im Ruhrgebiet einen besonderen Charme haben. Sie soll die erste dezentrale Internationale Gartenschau überhaupt werden. Klar ist auch, dass die IGA sich nicht auf das eigentliche Veranstaltungsjahr beschränken soll. Wie bei der Kulturhauptstadt soll es vorab (ab dem Jahr 2022) ein „Warmlaufen“ geben. Denkbar: Baustellenbesichtigungen oder spezielle „Parkwochen“.
Möglichst viele Bürger direkt einbinden
Das grobe Konzept für eine IGA im Ruhrgebiet geht von drei Ebenen aus:
1. „Zukunftsgärten“: Sie sollen die Hauptaktionsstandorte sein. Fünf noch zu bestimmende Flächen sind vorgesehen. Im Gespräch sind (regional ausgewogen): ein Areal in Duisburg am Rheinpark (wo der Radschnellweg den Rhein erreichen soll), das künftige Emscherdelta bei Dinslaken, ein Areal in der Mitte des Reviers zwischen Schurenbach-Halde und Halde Hoheward, eine Stadtentwicklungsfläche im Dortmunder Norden und die Halde Großes Holz bei Bergkamen.
2. „Unser Garten“: Die Region besitzt bereits eine Fülle von hochwertigen und teils sehr hochwertigen Parks (rund 90). Etwa 20 von ihnen könnten im Zuge der IGA besonders in Blick gerückt und einige von ihnen auch nochmal aufgewertet werden. Als mögliche Kandidaten im Westen des RVR-Gebietes gelten u. a.: die Gruga in Essen, der Müga-Park in Mülheim, die Olga in Oberhausen, der Landschaftspark Nord in Duisburg und Kloster Kamp in Kamp-Lintfort.
3. „Dein Garten“: Das ist quasi die Graswurzelebene, die Basis. Möglichst viele Bürger sollen hier mitgenommen werden. Kleingartenvereine, Gartenprojekte oder Kunstaktionen sollen das IGA-Siegel bekommen und sich unter diesem Motto präsentieren können. Als mögliche Beispiele gelten das Honigprojekt auf Zollverein oder „Urban Gardening“ (= Stadtgärtnern) wie im Essener Siepental.
Nachhaltiger Imagegewinn
Beim RVR geht man davon aus, dass eine Internationale Gartenschau der Region einen nachhaltigen Imagegewinn bescheren würde. Beim Regionalverband würde man die Schau als „Motor“ für den Wandel sehen und darauf setzen, dass sich die Menschen dafür begeistern. Die IGA-Kosten aber dürften - wie stets im klammen Ruhrgebiet - für Diskussionen sorgen.
Die mehr als 300 Mio Euro für Investionen gelten dabei weniger problematisch; weil es sich in der Regel um Projekte handelt, die ohnehin realisiert werden sollen. Die Investitionen müssten vor allem von 2021 bis 2026 aufgebracht werden. Die Investitionsgesamtsumme kann sich noch verändern – je nachdem wie viele und welche Projekte unters IGA-Dach kommen sollen. Schwieriger dürfte es mit den 42 Mio Euro werden, die an Zuschussbedarf für die Durchführung aufgebracht werden müssen. Hier sollen Fördermittel beantragt werden (z. B. beim Land). Es sind aber auch Eigenmittel fällig.