Düsseldorf. . „Stand Up Paddeling“ ist 2016 voll im Trend. Auf der Wassersport-Messe „Boot“ testen Weseler Schüler die überdimensionalen Surfbretter.

Ringsrum, an Bastmatten-Häuschen werden ultraleichte Carbon-Segel und innovative Trainingsgeräte angepriesen, doch der Hingucker ist dieser Mega-Pool mit allem Zip und Zap in der Messehalle 1, in den sich als Nächstes 23 Weseler Schüler stürzen wollen.

Aber nicht zu voreilig. „Rettungswesten, Leute!“ Christian Bartesaghi stemmt die Hände in die Hüften, sodass das hellblaue Shirt am Bizeps spannt. Der Instructor, wie es so schön auf Neudeutsch heißt, ist Wassersport-Experte und soll jetzt die Siebtklässler der Martini-Hauptschule fit für den Trendsport 2016 machen: Stand Up Paddeling, kurz SUP.

Wir sind auf der „ Boot 2016“, wo braungebrannte Menschen mit strahlendem Lächeln in T-Shirts und Shorts die Besucher begrüßen. Warm genug ist es auf jeden Fall in den Messehallen. Nur die Jahreszeit passt nicht zu der Ansammlung der Surfer-Boys und -Girls. Was die hier wollen? Strand sucht man vergebens. Aber Wasser gibt es. Und nicht zu knapp. Doch zum Riesenpool muss sich der Besucher erst einmal vorarbeiten, vorbei an Vertretern von Reiseunternehmen und Sportartikelherstellern, die mit bunten Prospekten im Takt zur tropischen Strandmusik wedeln.

Online-Karten sind günstiger

Die „Boot“ läuft noch bis einschließlich Sonntag, 31. Januar, und ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Tageskarten gibt es online (16 Euro) auf www.boot.de oder an der Kasse vor Ort (22 Euro).

Ermäßigte Karten gibt es für 10 beziehungsweise 11 Euro. Kinder zahlen 6 Euro, Halbtageskarte: 14 Euro

Zum Beispiel am „Tatort Hawaii“, einem schnuckeligen Kahn, der als Verkaufsstand dient. Während Hipster-Cola über den Tresen geht, versuchen sich die ersten Wagemutigen auf der Skimboardbahn. Heißt: Ein dünnes Stück Holz, eine Pfütze Wasser und los geht die Schlinderpartie, die meistens auf dem Hosenboden endet. Zuschauer in Liegestühlen amüsieren sich und nippen dazu an überteuerten Beach-Cocktails.

Dann sind wir endlich am Pool und bei den SUPs, den aufrechten Stehpaddlern. Geübte Wassersportler schaffen es, sich dabei auf dem Brett stehend mit einem Paddel elegant durch das Becken zu manövrieren.

Surfbretter sind aufblasbar

Soweit sind die Ausflügler aus Wesel noch nicht. Ausgestattet mit den signalroten Westen wird erst mal am Beckenrand geübt. Deutsch-Italiener Bartesaghi demonstriert das Handling mit dem Riesen-Paddel, die Schüler machen’s nach. Dann geht’s ab aufs Wasser und schnell wird klar, so einfach ist es nicht auf den überdimensionalen Surfbrettern, die, wie der 48-Jährige erklärt, inzwischen fast alle aufblasbar sind. Surfbrett, aufblasbar? „Ja, das funktioniert nicht wie eine Luftmatratze, sondern ist eher ein stabiles Gewebe, in das Luft gepustet wird. Kann man sich vorstellen wie eine Bienenwabe.“

Von Waben und Gewebe wollen die Schüler nichts hören, sie stochern lieber hektisch mit ihren Paddeln im nassen Blau des Beckens. Mal mehr mal weniger erfolgreich. Lena-Sophie balanciert auf dem Brett und rudert mit den Armen. Vorlage, Rücklage, Abgang. Darius lacht, rutscht weg und folgt ihr mit einem lauten Klatscher. Die meisten wackeln unsicher auf den schwimmenden Sportgeräten, einige nehmen schon ein bisschen Fahrt auf. „Ist super, am besten, wenn man zu Zweit auf einem Brett paddelt“, lässt eine triefnasse Zoe wissen und schwingt sich wieder aufs Board.

SUP-Boards kosten rund 700 Euro

„Stand Up Paddeling gibt es in vielen verschiedenen Varianten“, erklärt Bartesaghi. Der Wassersport-Lehrer des Verbandes Deutscher Wassersport Schulen (VDWS) holt verschiedene Bretter aus dem Wasser. „Je schmaler und länger, desto besser sind sie für den Rennsport geeignet. Je breiter und kürzer, desto wendiger sind die Boards.“ Während Bartesaghi die rund 700 Euro teuren Sportgeräte beiseite räumt, toben die Weseler Siebtklässler noch immer in dem gut einen Meter tiefen Pool. Dass die Teenager Spaß an dem Wassersport haben, ist unverkennbar. Professionell betreiben lässt er sich aber auch. Nicht nur bei Wettfahrten, bei denen ein Parcours möglichst schnell absolviert werden muss, sondern auch in Form von SUP-Polo. Die entsprechenden Paddel mit Loch in der Mitte schnappen sich zwei ältere Jungs und wärmen sich am Beckenrand auf, die Shorts lässig auf halb acht. Im Pool treten dann Zweier-Teams gegeneinander an und versuchen das in etwa handballgroße Spielgerät durch Passen und Abschluss ins gegnerische Tor zu bugsieren.

Christian Bartesaghi pfeift: „Feierabend! Die Nächsten warten.“ Tatsächlich tummelt sich schon eine weitere Schülergruppe laut schwatzend am Pool. Der Wassersport-Instructor stemmt wieder die Hände in die Hüften: „Rettungswesten, Leute!“