An Rhein und Ruhr. Die Belegung von Sporthallen durch Flüchtlinge bedroht laut Landesportbund NRW die Existenz von Vereinen. Droht die Stimmung in der Frage zu kippen?

  • Aktuell werden in NRW 150 von 7000 Sporthallen als Flüchtlingsunterkünfte genutzt
  • Vereine können keine Beiträge erheben, wenn sie den Wettkampfbetrieb nicht anbieten können
  • Landessportbund fordert gemeinsame Lösung von Politik und Sport

Die Belegung von Sporthallen mit Flüchtlingen kann für Sportvereine existenzbedrohende Ausmaße annehmen. Das ist die Kernaussage, die Walter Schneeloch, der Präsident des Landessportbundes NRW, in Düsseldorf während eines Pressegespräches machte.

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Die Gründe liegen für den Sportfunktionär auf der Hand. Die Vereine bekämen zunehmend Probleme, ihre laufenden Kosten zu decken, weil keine Mitgliedsbeiträge erhoben werden könnten, wenn der gesamte Wettkampfbetrieb nicht mehr angeboten werden kann. „Das muss man so offen ansprechen dürfen“, sagte Schneeloch zu unserer Redaktion.

150 von 7000 Sporthallen mit Flüchtlingen belegt

Ihm ist der Hinweis wichtig, dass gerade der Sport traditionell einen ungemein wichtigen Beitrag zur Integration leistet: „Wir bieten seit Jahrzehnten unverzichtbare Dienste.“

Aktuell sind in NRW, nach Auskunft des LSB, 150 von 7000 Sporthallen mit Flüchtlingen belegt. „Da kann man nicht davon sprechen, dass der Sport zusammenbricht“, betont Christoph Niessen, der LSB-Vorstandsvorsitzende. Sorgen bereitet dem LSB allerdings die rasante Entwicklung. Vor gut zwei Monaten, als die Zahlen erstmals erhoben wurden, waren es lediglich 50 Hallen, die von den Vereinen nicht mehr für den Sport zu nutzen waren.

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„Es ist keine Frage, dass der Schutz von Menschen vor dem Sport steht“, versichert Niessen, der gleichwohl Forderungen stellt. Erstens: Politik und Sport müssen gemeinsam an Lösungen arbeiten. Zweitens: Den Vereinen müssen klare Zeitpunkte genannt werden, ab wann die jeweiligen Sporthallen wieder für den Sport zur Verfügung stehen sollen.

211.000 Euro Sonderzuschuss

„Jede Halle, die wegfällt, tut weh“, findet Niessen. „Und wenn eine Halle von fünf Vereinen genutzt wird, kann uns das nicht gefallen.“ Vor allem die Politik vor Ort sei gefragt, nach alternativen Möglichkeiten zu fahnden. Es gebe beispielsweise leer stehende Hochschulen und Kasernen, die für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet sein könnten.

Walter Schneeloch betont in diesem Zusammenhang, dass der LSB aktuell einen Sonderzuschuss von 211 000 Euro für geplante Sportangebote für Flüchtlinge angeboten hat. Damit sollen die zusätzlich anfallenden Honorar- sowie Sachkosten beispielsweise für Übungsleiter/-innen oder Sportgeräte mit jeweils 500 Euro pro Verein flächendeckend unterstützt werden.

„Wir müssen aufpassen, dass die Stimmung nicht kippt“ 

Ein schöner Ort. Düsseldorf. Galopprennbahn Grafenberg. Logenetage. Draußen ist die Welt in Ordnung. Durch das Fenster sieht man sportliche Menschen. Jockeys, die ihre Pferde über die Rennbahn reiten, sowie Golfspieler, die ihren Ball über Fairways treiben. Drinnen, hinter den großen Panoramafenstern, sind die Themen weniger idyllisch.

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Der Landessportbund NRW hat zu einer Pressekonferenz eingeladen. Es geht um eine neue Kampagne, die von WestLotto großzügig unterstützt wird. Der Slogan lautet „Das habe ich beim Sport gelernt“. Es geht darum, das Bildungspotenzial von Sport zu unterstreichen – darum, Kinder und Erwachserne zu animieren, TV und Computer auszuknipsen, vom Sofa zu springen und selbst aktiv zu werden.

Dem Sport wird der Boden unter den Füßen weggerissen

Aber Fakt ist, dass es nicht einfacher geworden ist, diese Kampagne mit Leben zu erfüllen. Über den Grund dürfte niemand rätseln, der die aktuelle Politik verfolgt. Seitdem der Flüchtlingsstrom die Kommunen dazu zwingt, den Vereinen Sporthallen zu nehmen, um den Neuankömmlingen Platz zum Leben und Schlafen zu bieten, wird dem Sport buchstäblich ein Stück Boden unter den Füßen weggerissen.

Walter Schneeloch packt das Thema zunächst in Watte. Der Mann ist Mensch, und natürlich freut er sich, wie er nachhaltig versichert, über die Willkommenskultur in Deutschland. Er freut sich vor allem auch darüber, dass gerade in den NRW-Vereinen so engagiert humane Hilfe geleistet wird. „Großartig“, sei das.

„Es gibt Vereine, deren Existenz bedroht ist“

Einerseits. Anderseits hat das Thema für die Sportvereine auch eine Kehrseite. Und diese Kehrseite liegt Schneeloch ebenso am Herzen, weil er Sport liebt und der Präsident des Landessportbundes NRW ist – und in dieser Funktion, findet er, müssen „offene Worte“ erlaubt sein. „Es gibt Vereine, deren Existenz bedroht ist“, bringt der 68-Jährige die Sache auf den Punkt. Die Hintergründe sind klar. Vereine haben laufende Kosten, die beglichen werden müssen.

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Und wenn der Wettkampfbetrieb nicht mehr angeboten werden kann, weil die eigene Sporthalle belegt werden musste, fragen sich die Mitglieder, wofür sie ihren Beitrag zahlen. Längst gibt es Beispiele von Sportlern, die dagegen protestieren, dass sie ihre Halle nicht mehr nutzen können.

Gemeinsam an Lösungen arbeiten

„Da müssen wir aufpassen, dass die Menschen nicht ärgerlicher werden und allgemein die Stimmung kippt“, warnt Walter Schneeloch. Natürlich helfe der Sport gerne, versichert der ehemalige Schulleiter, „aber es muss abgeklopft werden, wie lange die jeweilige Sporthalle nicht zur Verfügung steht.“ Man sei „sehr bemüht, einen Beitrag zu leisten, um diese Situation zu meistern“, aber hilfreich sei es schon, wenn man mit ins Boot geholt und „hinreichend informiert“ werden würde. „Es muss deutlich gemacht werden, wo für den Sport die Grenze liegt, wo die Zusammenarbeit überschattet wird.“

So dürften die Vereine nicht „vor vollendete Tatsachen gestellt werden.“ Unabdingbar sei es zudem, „klare Zeithorizonte abzustecken“, wie lange eine Sporthalle belegt bleiben soll. Die Schlagrichtung müsse also sein: Gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Nur bedingt hilfreich sei der zuletzt zu hörende Hinweis aus der Politik, man könne vorübergehend auch in die freie Natur ausweichen. „So viele Basketballfelder findet man nicht im Wald.“

Ungarn macht die Grenze dicht

Kein Durchkommen mehr: Ungarn...
Kein Durchkommen mehr: Ungarn... © Koca Sulejmanovic / dpa
... hat auch die letzte Lücke im Grenzzaun...
... hat auch die letzte Lücke im Grenzzaun... © Darko Dozet / dpa
... geschlossen. Über das Bahngleis,...
... geschlossen. Über das Bahngleis,... © Zoltan Mathe / dpa
... waren zuletzt Tausende Flüchtlinge von Serbien nach Ungarn gekommen. Zugleich
... waren zuletzt Tausende Flüchtlinge von Serbien nach Ungarn gekommen. Zugleich © Sandor Ujvari / dpa
... traten um Mitternacht verschärfte Gesetze in Kraft.
... traten um Mitternacht verschärfte Gesetze in Kraft. © Andrej Cukic / dpa
Danach gilt illegaler Grenzübertritt...
Danach gilt illegaler Grenzübertritt... © Sandor Ujvari / dpa
... nun nicht mehr als Ordnungswidrigkeit, sondern als Straftat, und wird mit Haft oder Abschiebung sanktioniert. Polizisten...
... nun nicht mehr als Ordnungswidrigkeit, sondern als Straftat, und wird mit Haft oder Abschiebung sanktioniert. Polizisten... © imago stock&people / imago/i Images
... bewachen die Grenze, es soll am Dienstag auch bereits erste Festnahmen gegeben haben.
... bewachen die Grenze, es soll am Dienstag auch bereits erste Festnahmen gegeben haben. © Balazs Mohai / dpa
Der Flüchtlingsandrang verlagerte sich am Morgen von der geschlossenen Lücke bei Röszke...
Der Flüchtlingsandrang verlagerte sich am Morgen von der geschlossenen Lücke bei Röszke... © imago stock&people / imago/i Images
zum Grenzübergang an der alten Landstraße, die von Serbien nach Ungarn führt. Vor dem geschlossenen Grenzübergang begehrten nach Beobachtungen eines Korrespondenten der Deutschen Presse-Agentur bis zu 2000 Menschen Einlass nach Ungarn.
zum Grenzübergang an der alten Landstraße, die von Serbien nach Ungarn führt. Vor dem geschlossenen Grenzübergang begehrten nach Beobachtungen eines Korrespondenten der Deutschen Presse-Agentur bis zu 2000 Menschen Einlass nach Ungarn. © MARKO DJURICA / REUTERS
Sie skandierten:
Sie skandierten: "Öffnet die Grenze!" © MARKO DJURICA / REUTERS
Hunderte, Tausende Flüchtlinge...
Hunderte, Tausende Flüchtlinge... © imago stock&people / imago/i Images
... drängen im Niemandsland zwischen Serbien und Ungarn dennoch in Richtung Grenze.
... drängen im Niemandsland zwischen Serbien und Ungarn dennoch in Richtung Grenze. © imago stock&people / imago/i Images
Die serbische Regierung forderte Ungarn derweil auf,...
Die serbische Regierung forderte Ungarn derweil auf,... © imago stock&people / imago/i Images
... seine Grenze wieder für Migranten zu öffnen.
... seine Grenze wieder für Migranten zu öffnen. "Wir reden mit den Ungarn. Sie werden die Grenze öffnen müssen", sagt der zuständige serbische Minister Aleksandar Vulin. © imago stock&people / imago/i Images
Bilder wie diese...
Bilder wie diese... © MARKO DJURICA / REUTERS
... können nicht über die angespannte Lage im Grenzgebiet hinwegtäuschen. Am Dienstagnachmittag...
... können nicht über die angespannte Lage im Grenzgebiet hinwegtäuschen. Am Dienstagnachmittag... © Andrej Cukic / dpa
... sollen mehrere Flüchtlinge in den Hungerstreik getreten sein.
... sollen mehrere Flüchtlinge in den Hungerstreik getreten sein. © Andrej Cukic / dpa
Einige der 200 bis 300 protestierenden Menschen in einer Transitzone trügen Schilder mit der Aufschrift
Einige der 200 bis 300 protestierenden Menschen in einer Transitzone trügen Schilder mit der Aufschrift "No water no food until open border", berichtete die ungarische Internet-Zeitung index.hu. © BERNADETT SZABO / REUTERS
Hunderte haben die Nacht im Niemandsland verbracht - und sind angesichts der Grenz-Schließung verzweifelt.
Hunderte haben die Nacht im Niemandsland verbracht - und sind angesichts der Grenz-Schließung verzweifelt. © LASZLO BALOGH / REUTERS
Tausenden Flüchtlingen ist der Weg von Serbien nach Westeuropa abgeschnitten.
Tausenden Flüchtlingen ist der Weg von Serbien nach Westeuropa abgeschnitten. © Koca Sulejmanovic / dpa
Tausenden Flüchtlingen ist der Weg von Serbien nach Westeuropa abgeschnitten.
Tausenden Flüchtlingen ist der Weg von Serbien nach Westeuropa abgeschnitten. © Andrej Cukic / dpa
Tausenden Flüchtlingen ist der Weg von Serbien nach Westeuropa abgeschnitten.
Tausenden Flüchtlingen ist der Weg von Serbien nach Westeuropa abgeschnitten. © Georgi Licovski / dpa
Tausenden Flüchtlingen ist der Weg von Serbien nach Westeuropa abgeschnitten.
Tausenden Flüchtlingen ist der Weg von Serbien nach Westeuropa abgeschnitten. © Tamas Soki / dpa
Tausenden Flüchtlingen ist der Weg von Serbien nach Westeuropa abgeschnitten.
Tausenden Flüchtlingen ist der Weg von Serbien nach Westeuropa abgeschnitten. © DADO RUVIC / REUTERS
Tausenden Flüchtlingen ist der Weg von Serbien nach Westeuropa abgeschnitten.
Tausenden Flüchtlingen ist der Weg von Serbien nach Westeuropa abgeschnitten. © DADO RUVIC / REUTERS
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