Essen. Ein großes Sturmtief zieht am Samstag über NRW. Zahlreiche Veranstaltungen, wie die Düsseldorfer Rheinkirmes, sind abgesagt worden, mehrere Zugstrecken wurden gesperrt.
- Großes Sturmtief zieht über NRW hinweg
- Zentrum des Sturms ist am Ruhrgebiet vorbeigezogen
- In NRW hat Sturmtief "Zeljko" vor allem das Münsterland und Ostwestfalen getroffen
- Düsseldorfer Rheinkirmes bleibt am Samstag geschlossen, Festival Juicy Beats abgesagt
Ein großes Sturmtief zieht am Samstag von den Niederlanden über Deutschland in Richtung Dänemark. Am Samstagabend wurde die vom vom Deutschen Wetterdienst herausgegebene Unwetterwarnung allerdings für mehrere Regionen wie Essen, Düsseldorf, Kleve und den Hochsauerlandkreis wieder aufgehoben. Der Wetterdienst warnt jedoch für die Nacht auf Sonntag weiterhin vor markanten Sturmböen.
"Das Ruhrgebiet ist mit einem blauen Auge davongekommen", sagt Meteorologe Marius Schlegelmlich von der Meteogroup. Das Hauptsturmfeld sei am Revier vorbeigezogen: "Die Windgeschwindigkeiten lagen zwischen 80 und 90 Stundenkilometern." Auch der Niederrhein sei von orkanartigen Böen verschont geblieben.
Sturm in NRW hat keine größeren Schäden im Revier angerichtet
"Am schlimmsten hat es in NRW das Münsterland und das östliche Westfalen getroffen", sagt Schlegelmilch. Dort habe es Böen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 122 Stundenkilometern gegeben. Auch im Hochssauerland habe es heftig gestürmt.
Das Ruhrgebiet ist allerdings offenbar von schweren Schäden verschont geblieben. Die Essener Feuerwehr musste bis zum Samstagabend insgesamt 15 mal wegen des Unwetters ausrücken. Das sei allerdings "nicht außergewöhnlich" viel, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.
In Düsseldorf rückte die Feuerwehr bis zum Abend mehr als 20 mal aus, größere Schäden gab es jedoch nicht. In Dortmund gab es zwar 39 Einsätze, allerdings ebenfalls keine schlimmeren Schäden: "Meistens ging es um abgrebrochene Äste und umgefallene Bauzäune", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. In Brackel stürzte ein Baum auf ein parkendes Auto. Verletzt wurde allerdings niemand.
Schwerer Arbeitsunfall in Mülheim
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Starker Wind führte am Samstag in Mülheim an der Ruhr offensichtlich zu einem schweren Arbeitsunfall. Wie die Feuerwehr mitteilte, war eine an einem Kran hängende Last ins Schwingen geraten und gegen die Fahrerkabine eines Radladers gekracht. Der darin sitzende Fahrer wurde schwer verletzt.
Bei der Wetterlage erinnern sich viele in NRW an den Pfingststurm "Ela" mit seinen zum Teil verheerenden Auswirkungen im vergangenen Jahr. Doch die Lage sei an diesem Samstag eine andere, erklärt Meteorologe Oliver Klein, weil die Ursache des Sturms nicht - wie Ela 2014 - an Gewitter gekoppelt sei. Das Sturmtief "Zeljko" sei wie ein richtiger Herbsturm: "Es wird mehr Landstriche betreffen, aber vom Potenzial her nicht so brutal sein. Aber ein solcher Sturm mitten im Sommer ist nicht zu unterschätzen."
Toter bei Sturm in den Niederlanden
In den Niederlanden hat "Zeljko" einen Menschen das Leben gekostet. Bei Arnheim nahe der deutschen Grenze wurde am Samstag ein Autofahrer von einem umstürzenden Baum getötet, wie die Feuerwehr mitteilte. In Amsterdam, Apeldoorn und Rotterdam wurden außerdem mehrere Menschen von herabfallenden Ästen und umstürzenden Bäumen verletzt. Orkanartige Böen behinderten den Verkehr in weiten Teilen des Landes zeitweilig. Autobahnen waren gesperrt, der Zugverkehr im Ballungsgebiet um Amsterdam, Den Haag und Utrecht wurde unterbrochen.
Am Amsterdamer Flughafen Schiphol wurden Dutzende Flüge gestrichen. Nach Angaben des meteorologischen Dienstes war es einer der schwersten Sommerstürme der Niederlande überhaupt. An der Küste sei Windstärke zehn gemessen worden.
Julisturm im Revier
Sturm in NRW - Zahlreiche Veranstaltungen abgesagt
Am Abend teilte die Stadtverwaltung Düsseldorf mit, dass die Düsseldorfer Rheinkirmes am Samstag geschlossen bleibt. Aufgrund der Unwetterwarnung des DWD hätten der Veranstalter und die Koordinierungsgruppe der Rheinkirmes in Düsseldorf entschieden, die Kirmes am Samstag nicht mehr zu öffnen. Am Sonntag soll die Kirmes planmäßig um 11 Uhr wieder öffnen.
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In Essen blieb das 44. Sommerfest an der Gruga wegen der Wetterlage am Samstag geschlossen.
Festival Juicy Beats in Dortmund abgesagt - Musiker planen um
Am Vormittag hatten die Juicy-Beats-Veranstalter das Dortmunder Festival abgesagt. Die angekündigten Windstärken würden die im Sicherheitskonzept festgelegten bei weitem übersteigen. In Dortmund waren 32.000 Besucher erwartet worden. Einige Musiker haben sich in Eigenregie um Ersatzveranstaltungen gekümmert. Wie am Nachmittag bekannt wurde, sollen zum Beispiel einige Künstler im Herr Walter im Dortmunder Hafen auftreten. Auch im Oma Doris und dem Mad Club wird es Ersatzpartys geben.
Das Nord Open Air in Essen startete erst um 16:30 Uhr. Wie die Veranstalter auf Facebook mitteilten, spielten zunächst einige Bands im Rock-Club Turock, die Open-air-Bühne wurde erst gegen 18:30 Uhr geöffnet. In Duisburg haben die Veranstalter das Kulturfest zum "Christopher Street Day 2015" nach Rücksprache mit Polizei und Feuerwehr abgesagt. Das teilten die Verantwortlichen am Mittag auf Facebook mit.
Die Veranstalter der Pyro Games Bochum sind wegen der heranziehenden Sturmfront ebenfalls abgesagt worden. Das teilten die Veranstalter am Nachmittag auf Facebook mit. "Da Gefahr für Leib und Seele besteht und die Feuerwerke aus technischen Gründen nicht gezündet werden können, wird das Duell der Feuerwerker nicht stattfinden", heißt es dort.
In Hagen wurde am Mittag das Open-Air-Kino im Hamecke-Park abgesagt. "Sicherheit geht vor", betonten die Veranstalter auf Facebook. Es sei fahrlässig, eine Leinwand bei dem angekündigten Sturm aufzustellen, begründeten sie die Entscheidung.
Im niederrheinischen Emmerich blieben vier Festzelte geschlossen, in denen ein Hansemarkt stattfinden sollte. Die Zelte seien vertäut wurden, da sie an der windempfindlichen Rheinpromenade stünden, sagte eine Sprecherin der Tourist Information auf Anfrage. Am Sonntag solle der Markt aber wie geplant öffnen.
Sturm in NRW - Probleme im Bahnverkehr
Wegen des Unwetters gab es am Samstag außerdem Störungen im Bahnverkehr. Bereits am Vormittag meldete die Bahn bei Twitter erste Verzögerungen. Am Nachmittag waren immer mehr Strecken von Unwetterschäden betroffen. Erst am Abend beruhigte sich die Lage, die meisten Strecken waren wieder frei.
(mit dpa)