Essen.. Eine Sturmfront könnte am Samstag auch nach NRW Starkregen und orkanartigen Wind bringen. Wetterdienste jedoch haben unterschiedliche Einschätzungen.
Wenn Meteorologen sagen, dass sich "über dem Atlantik was zusammenbraut", macht das hellhörig. Wenn ein Wetterdienst gar davon spricht, man erwarte "eine für den Sommer außergewöhnliche Wetterlage", dann erst recht: An diesem Samstag könnte es auch in NRW Unwetter geben, sagt jedenfalls der Wetterdienst Meteogroup: Starkregen, Schauer, Gewitter und stürmischer Wind bis in den Orkanbereich seien möglich. Vermutlich ab Samstag-Nachmittag bis in die Nacht zu Sonntag.
"Es gibt noch Ungenauigkeiten" schränkt Meteogroup-Wetterkundler Friedrich Föst seine Warnung am Donnerstag noch etwas ein: Die Wettermodelle, mit denen die Wetterentwicklung vorausberechnet wird, ließen mit Blick auf Samstag "noch keine allzu genaue Prognose zu". Man wolle aber lieber eher warnen als womöglich zu spät, sagt Föst.
Sturmtief vom Atlantik ist ungewöhnlich für den Sommer
Grund ist ein Sturmtief, dass sich am Donnerstag nach Einschätzung bei der Meteogroup über dem östlichen Atlantik aufbaute und sich zu einer Sturmfront entwickeln könnte, die dann Samstag wohl auch NRW erreiche.
"Es handelt sich um eine Wetterlage, wie wir sie eigentlich nur aus Herbst und Winter kennen", sagt Föst. Gewitter seien im Sommer üblich, "aber nicht solch eine Sturmfront". Sie bilde sich wohl deshalb, weil das Starkwindband in der oberen Atmosphäre über dem Atlantik ("Jetstream") derzeit ungewöhnlich "stark und straff" sei und "gerade recht weit südlich" wehe.
Beim Deutschen Wetterdienst in Essen beobachtet man die Entwicklung ebenfalls. Doch Meteorologin Ines Wiegand sagt, "wir sehen aktuell kein Unwetter nahen". Am Samstag sei allerdings mit Schauern, Sturmböen und Gewittern zu rechnen. Wo genau in NRW, könne man noch nicht abschätzen. Man rechne aber damit, dass am Samstag ein "Randtief" auch über NRW - oder Teile - hinwegzieht und den Abend ungemütlich werden lässt.
Schauer und Gewitter ab Samstag-Nachmittag
Die Meteogroup geht davon aus, dass ab Samstag-Nachmittag Schauer und Gewitter auch Starkwind mitbringen, zwischen 90 und 100 Stundenkilometern Stärke; "im Kern des Tiefdruckgebiets" auch bis zu 110 Stundenkilometer. Beim Deutschen Wetterdienst sieht man derzeit Windgeschwindigkeiten allenfalls zwischen 55 und 65 Stundenkilometer im Flachland ("starker bis stürmischer Wind"); im Bergland könnten die Böen bis auf 75 Stundenkilometer auffrischen ("Sturm").
Genaueres lasse sich wohl erst ab Freitagnachmittag sagen. Je näher das Wetterereignis rücke, "desto mehr gleichen sich die Wettermodelle an", erklärt DWD-Meteorologin Ines Wiegand. Beim DWD vergleiche man meist vier bis fünf verschiedenen Wettermodelle.
"Wir wollen keine Panik schüren, wir möchten aber, dass sich die Menschen auf das Wetter einstellen", begründet man unterdessen bei der Meteogroup die Unwetterwarnung für Samstag. Gerade mit Blick auf Zeltlager oder zahlreiche Festivals, die am Wochenende sind. Dazu gehört auch Juicy Beats in Dortmund. "Wir sind komplett ausverkauft", sagt Sprecher Martin Juhls.
Das Festival startet an diesem Freitag im Dortmunder Westfalenpark. Am Samstag werden dort 32.000 Fans erwartet, davon gut 2000, die auf einem nahen Zeltplatz übernachten. Das Programm am Samstag geht vom Mittag bis 4 Uhr in der Nacht.
2014 sei ein Jahr mit vielen Unwettern gewesen, einige Festivals in der Region mussten damals abgebrochen werden, etwa das Pfingst Open Air in Essen-Werden. "Wir haben uns deshalb sehr intensiv auf solch einen Fall vorbereitet", erklärt Juhls. "Wir sind in engem Kontakt mit dem Deutschen Wetterdienst" und vor Ort zudem in ständiger Absprache etwa mit der Polizei.
Unwetterwarnungen erhalten die Juicy-Beats-Organisatioren mit zweistündigem Vorlauf. "Im äußersten Fall würde dann der Park geräumt", da jedoch hätten Feuerwehr und Polizei das letzte Wort. Sollte ein Sturm vorhergesagt werden, "werden alle sturmgefährdeten Objekte kurzfristig abgebaut; bei Gewitter würde das Bühnenprogramm möglicherweise unterbrochen. In den vergangenen drei Jahren, sagt Juhls, "hatten wir mit dem Wetter Glück".