Essen. Am Samstag droht in NRW ein Sommersturm, der große Schäden anrichten könnte. Das “Juicy Beats“-Festival endete deshalb am Freitag früher als geplant.
Da braut sich etwas zusammen: Wetterexperten erwarten am Samstagvormittag ein Sturmtief über der Nordsee, dessen Auswirkungen auch im Ruhrgebiet noch deutlich zu spüren sein werden. "Sturmböen von 80 bis 90 Stundenkilometern sind dann möglich", sagt Clemens Grohs, Meteorologe bei der Meteogroup. Dazu kommen Schauer und Gewitter.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) schickte am Freitagnachmittag offizielle Warnmeldungen vor Orkanböen heraus. Diese könnten Geschwindigkeiten von bis zu 115 Stundenkilometer erreichen, heißt es darin. Jörg Kachelmanns Wetterdienst erwartet, dass das Hauptwindfeld wohl NRW treffen werde.
Im Laufe des Samstags verlagert sich der Sturm den Prognosen zufolge dann gen Norden in Richtung Nordseeküste, wo zahlreiche Menschen derzeit ihren Sommerurlaub verbringen. Wetterdienste warnen: Badewetter sei ganz sicher nicht zu erwarten. Besitzer von Zelten und Wohnwagen sollten versuchen, diese in Sicherheit zu bringen. Eventuell sei sogar mit Hochwasser zu rechnen.
Zur offiziellen DWD-Warnung
Belaubte Bäume bilden Angriffsfläche für den Wind
Das sei eine für den Sommer extrem außergewöhnliche Wetterlage, solche Stürme gebe es eigentlich nur im Herbst und im Winter, sagt Meteorologe Grohs. Dann allerdings tragen die Bäume kein Laub, so dass auch starke Windböen ihnen wenig anhaben können. Im Sommer ist das anders. "Das Laub bietet dem Sturm viel mehr Angriffsfläche", erklärt Grohs. Ältere oder ohnehin schon beschädigte Bäume könnten deshalb umkippen.
Samstagabend ist alles vorbei
Solche Prognosen wecken im Ruhrgebiet schnell Erinnerungen an "Ela", das Sturmtief, das im vergangenen Jahr zu Pfingsten schwerste Schäden in vielen Städten anrichtete und zahllose Bäume entwurzelte. Ob der jetzt aufziehende Sturm ähnlich schlimm werde, lasse sich nicht seriös vorhersagen, meint Grohs. "Es kann aber heftig werden."
Heftig, aber kurz: Schon am Samstagabend ab circa 18 Uhr flaut der Wind der Vorhersage nach wieder ab. "Und Sonntag ist es dann ruhig und trocken", sagt Grohs.
"Juicy Beats" endet am Freitag früher
Die Veranstalter des Juicy-Beats-Festivals haben sich nach eigenen Angaben auf ein etwaiges Unwetter vorbereitet. Man stehe in engem Kontakt zu den Wetterdiensten. Sollte ein Sturm vorhergesagt werden, "werden alle sturmgefährdeten Objekte kurzfristig abgebaut; bei Gewitter würde das Bühnenprogramm möglicherweise unterbrochen. In den vergangenen drei Jahren hatten wir mit dem Wetter Glück", sagt Juicy-Beats-Sprecher Martin Juhls. "Im äußersten Fall würde der Park geräumt", da jedoch hätten Feuerwehr und Polizei das letzte Wort. Am Freitagabend endete die Silent Disco auf der Electronic Stage früher als geplant. Die Veranstalter wollten die Zeit nutzen um die Bühne für ein mögliche Unwetter abzusichern.
Das Festival "Rock in Barendorf" ist hingegen abgesagt worden. "Es ist uns unmöglich bei diesen Bedingungen Bühnentechnik, Logistik, Zelte, Beleuchtungen und Gastronomie aufzubauen", teilte Veranstalter Thomas Herr mit. Selbst wenn das Wetter bis zum Abend besser werde, gerate der Zeitplan zu sehr in Verzug. Die Konzerte sollen eine Woche später nachgeholt werden.
Das Nord Open Air in Essen findet nach derzeitigem Stand planmäßig statt. "Verfallt hier bitte nicht jetzt schon in Panik", schreiben die Veranstalter auf ihrer Facebook-Seite - und verweisen auf das Sicherheitskonzept und Absprachen mit der Feuerwehr. Etwaige Planänderungen - bis hin zu einer wetterbedingten Absage - sollen dort bekanntgegeben werden.
Hansemarkt in Emmerich fällt am Samstag aus
Auch der Hansemarkt in Emmerich fällt dem Sturm zum Opfer - jedenfalls am Samstag. Am Sonntag, so kündigten die Veranstalter an, soll er allerdings stattfinden. Das Feuerwerk von "Emmerich im Lichterglanz" am Samstagabend sei bislang nicht gefährdet.
In Witten sind die Veranstaltungen Tafelmusik und Kultursommer am Samstag abgesagt worden. Bei angekündigten Orkanböen und Starkregen könne man "eine fröhliche Freiluftveranstaltung wirklich nicht verantworten“, sagte Bürgermeisterin Sonja Leidemann. Das Hafenfest am Kemnader See soll hingegen wie geplant stattfinden. "Wenn es tatsächlich heftig stürmen oder aus Eimern kübeln sollte, werden wir die Feier unterbrechen“, sagt Veranstaltungsleiter Frank Gerwes.
Die Verantwortlichen des Düsseldorfer Barockfest Schloss Benrath haben die Wetterlage ebenfalls genau im Blick. Bislang ist ihnen die Wetterprognose aber nicht eindeutig genug, um eine Entscheidung über eine eventuelle Absage des Festes zu treffen. Auf ihrer Website informieren die Veranstalter über den Stand der Dinge.
Wie schütze ich mich vor dem Sturm?
Wer kann, sollte Samstagvormittag wohl lieber zu Hause verbringen. Doch auch wenn das nicht möglich ist, gibt es Möglichkeiten, sich vor den Auswirkungen des angekündigten Unwetters zu schützen.
- Meiden Sie Parks, Wälder und von Bäumen umgebene Straßen, um sich vor herabfallenden Ästen zu schützen.
- Der Sturm kann auch Dächer abdecken. Vermeiden Sie es, direkt an Hauswänden entlangzugehen.
- Entfernen Sie Blumenkübel von Balkonen und Terrassen.
- Bringen Sie Gartenmöbel und andere lose Gegenstände in Sicherheit oder befestigen Sie sie mit einem stabilen Seil.
- Parken Sie Ihr Autos nicht unter Bäumen.