Essen. . Asphalt schmilzt, Klimaanlagen streiken: Die Hitze macht dem Verkehr auf Straße und Schiene zu schaffen. Viele Züge fahren verspätet - oder gar nicht.
Die Temperaturen machen auch Bahn und Autofahrern Probleme: Der Asphalt wird flüssig, Klimaanlagen streiken, die Elektronik fällt aus. Doch die Hitze hat auch schöne Seiten. Und die lassen sich am Wochenende genießen, solange nicht die Gewitter anrücken. Im Schatten, auf dem Balkon mit Füßen im Wassereimer, im Grugabad in Essen, an der Sechs-Seen-Platte in Duisburg, am Strand des Auesees in Wesel oder exotisch in der Südsee: bei Xanten.
Statt in kühlem Seewasser steckten die Füße so mancher Passanten plötzlich im geschmolzenen Asphalt. So zum Beispiel in Düsseldorf. Hier war auch die Einkaufsmeile „Kö“ betroffen, wo sich ein Loch auftat. Auf in Castrop-Rauxel schmelzen die Straßen.
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Das niederländische Gelderland verhielt sich – auf den ersten Blick – antizyklisch und schickte Streuwagen los. Tatsächlich streuten sie wie im Winter Feuchtsalz – es soll in diesem Fall allerdings die Flüssigkeit aus dem Asphalt saugen und verhindern, dass er aufplatzt. Ob das funktioniert, ist noch unklar. Straßen.NRW beobachtet aber laut einem Sprecher sehr interessiert das Experiment im Nachbarland. Hier wird bislang Splitt gestreut.
Auch in Emmerich rückt der Streuwagen der Stadtwerke aus, komplett mit „Winterdienst“-Schild. Kalksand und trockener Humor sollen die Schmelze stoppen.
Bitumen zwischen Gleisen geschmolzen
Vielleicht auch eine Idee für Essen, wo am Donnerstagabend das Bitumen zwischen den Gleisen der Stadtbahn U11 auf drei Kilometern Länge schmolz. Bahnen und querende Autos sollen die Teermasse, auf der die Gleise flexibel gelagert sind, hochgedrückt und großflächig verteilt haben. Trotz Ersatzbussen kam es auch am Freitag zu massiven Verspätungen auf fast allen Linien. Das Reinemachen wird wohl das ganze Wochenende dauern.
Defekte Klimaanlagen und Weichenstörungen bei der Bahn
Die Hitze beeinträchtigt auch den Bahn-Verkehr in der Region. Seit dem Mittag gebe es im Ruhrgebiet "aufgrund der Hitze" Schwierigkeiten, räumte ein Bahnsprecher am Samstag ein. In einzelnen Wagen von Regionalzügen seien die Klimaanlagen defekt - deshalb fielen mitunter auch ganze Züge aus. "Unsere Mitarbeiter haben die Anweisung, im Zweifelsfall Züge rauszunehmen, damit Kunden nicht auf freier Strecke der Hitze ausgesetzt sind", sagte der Sprecher. Nur die betroffenen Waggons zu sperren, sei nicht immer möglich - ansonsten könne es in den anderen Wagen zu Überlastung kommen. "Wir tun das zum Wohle unserer Kunden", betont der Bahnsprecher.
Am frühen Samstagabend bedeutet das auf der wichtigen Schiene vom Ruhrgebiet ins Rheinland: Diverse Regionalzüge der Linien RE1 und RE6 fallen aus. Der Zugverkehr in NRW wurde zusätzlich durch Weichenstörungen im Raum Berlin und Wolfsburg beeinträchtigt. ICE- und IC-Züge mit hoher Verspätung mussten in den Fahrplan auf der hochfrequentierten Strecke im Ruhrgebiet integriert werden - und sorgten so dafür, dass der Regionalverkehr hier ausgebremst wurde. Am Abend entspannte sich die Lage laut Auskunft einer Bahn-Sprecherin wieder.
Schwere Oberleitungsstörung in Minden
In Minden (Westf.) riss um halb sieben Uhr abends eine Oberleitung. Etliche Fernverkehrszüge zwischen NRW, Hannover und Berlin mussten umgeleitet werden und brachten es laut Auskunft der Bahn auf Verspätungen von bis zu 90 Minuten. Auch einige Züge des Regionalverkehrs waren von der Störung betroffen, die erst gegen 22 Uhr wieder behoben war. Seitdem verkehren die Züge dort wieder auf dem Regelweg, wenn auch anfangs noch mit großen Verspätungen.
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Weiße Flotte sagt Piratenschiffsfahrt ab
Auch am Donnerstag und Freitag war es bei den Zügen bereits zu Verspätungen gekommen, unter anderem auf der Hauptstrecke zwischen Duisburg und Dortmund. Die Klimaanlagen mehrerer Fernzüge hatten schlapp gemacht. Die gestrandeten Fahrgäste konnten einen Ersatzzug nehmen – nach entsprechender Wartezeit.
Selbst die Weiße Flotte auf dem Essener Baldeneysee sagte am Freitag eine Piratenschiffsfahrt für Kinder ab. In der „Piratenhöhle“ unter Deck des Schiffes herrschen Temperaturen von rund 45 Grad.