Hattingen. . Genervte Eltern schickten Kinder zum Spielen ins Rathaus. Die Bürgermeisterin reagierte - und gab den Eltern die Schlüssel für die städtischen Kitas.

Hattinger Eltern warten das Ende des Kita-Streiks, der in der dritten Woche angelangt ist, nicht ab. Ihnen geht die Luft aus. Der Urlaub auch. Und darum entschlossen sie sich zu einem ungewöhnlichen Protest direkt im Rathaus.

Am Dienstag schnappten die Eltern ihren Nachwuchs und setzten ihn mit dem Tipp „Spielt schön“ um 9 Uhr im Büro von Bürgermeisterin Dagmar Goch ab. Die Aktion der rund 40 Beteiligten wirkte sofort. Die Bürgermeisterin erlaubte den Eltern, ihren Nachwuchs in geschlossenen städtischen Einrichtungen selbst betreuen zu dürfen, wenn sie die Verantwortung übernehmen.

„Wir haben das versicherungstechnisch geklärt“, sagte Dagmar Goch nach dem unangekündigten Besuch. Die Betreuung durch die Eltern sei möglich, wenn diese unterschreiben, dass sie verantwortlich sind, „wenn etwas passiert“. Noch auf der Rathaustreppe verglichen Mütter und Väter ihre Dienstpläne, um zu sehen, wer wann vor Ort sein könnte. Für Mittwoch wollen sie die Betreuung im Oberwinzerfeld selbst organisieren. Auch Eltern und Kinder, die sonst städtische Einrichtungen in der Südstadt und an der Nordstraße besuchen, haben sich auf den Weg gemacht.

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Eine Kita-Gruppe war es locker, die am Dienstag die Treppe im Rathaus in den ersten Stock hochstürmte mit Plakaten und dem Ruf: „Wir wollen spielen!“ Für die Eltern wird es immer schwieriger, die Betreuung der Kleinen sicherzustellen. „Ich muss meinen Deutschkurs besuchen“, sagt zum Beispiel Fatma Özdemir. Die junge Frau ist alleinerziehend und hat drei Kinder. Trixi Singh hat zwei Kinder im Alter von drei und sechs Jahren. Sie hat sie schon mitgenommen zur Arbeit in eine Kantine. Thomas Niedersteberg, Vater von vier Kindern zwischen zwei und 15 Jahren, tut sich etwas leichter als Selbstständiger mit der Einteilung seiner Termine. Er unterstützt die Aktion im Rathaus auch aus Solidarität mit Eltern, die angestellt sind und nicht so viel Freiraum haben.

Spielen statt schlafen nach der Schicht

Thorsten Höfel, Bereichsleiter im Außendienst, ärgert sich, Urlaubstage verplempern zu müssen. Seine berufstätige Frau hat gerade Urlaub genommen, „jetzt bin ich dran“, erklärt Höfel bei der Aktion im Rathaus. Ein Polizeibeamter, der drei Schichten arbeitet, wechselt sich mit seiner Frau, ebenfalls Polizistin, in der Betreuung des Sohnes ab. Statt Schlafen nach dem Nachtdienst ist im Moment Spielen angesagt.