An Rhein und Ruhr. . 30 Autofahrer, die einen schweren Unfall bei Köln fotografiert hatten, müssen 60 Euro zahlen. Sie behinderten den Verkehr auf der Gegenfahrbahn.
Ein umgekippter Pkw und zwei weitere demolierte Autos, eine lebensgefährlich verletzte Fahrerin (45), ein Rettungshubschrauber landet und startet bald darauf wieder: Ein schwerer Unfall am Donnerstag auf der A 57 bei Köln-Longerich muss für zahlreiche Schaulustige „Kino live“ gewesen sein. Selbst als die Polizei die Unfallaufnahme beendet hatte, staute sich auf der Gegenfahrbahn der Verkehr, weil Autofahrer langsam vorbeifuhren und mit Handys Bilder schossen und Videos drehten.
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Die zuständige Kölner Autobahnpolizei greift durch. Die Beamten zeigten etwa 30 Autofahrer an, Vorwürfe: Handynutzung am Steuer, Verkehrsbehinderung durch extrem langsames Fahren. 60 Euro Bußgeld sind fällig, zudem gibt es einen Punkt in Flensburg.
GdP: Viele fotografieren lieber, als zu helfen
Gaffer sind ein zunehmendes Problem – und das nicht nur, weil Fotoshandys so verbreitet sind. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) beklagt auch eine fatale Mentalität: „Die Leute greifen lieber zum Handy, um zu filmen, als zum Verbandskasten, um zu helfen“, meint Sprecher Stephan Hegger. Forderungen nach einem höheren Bußgeld greifen nach Ansicht der GdP aber ins Leere. Denn: Ehe man Gaffer bestrafen kann, muss man ihrer überhaupt erst habhaft werden. Sichern der Unfallstelle, den Verletzten helfen: Unfallaufnahme: „Die Kollegen vor Ort haben erstmal Wichtigeres zu tun“, sagt Hegger. Erst danach könne man sich um Schaulustige kümmern, die es übertreiben.
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Ende Februar hatten Schaulustige bei einem Unfall mit sechs Verletzten und Fahrerflucht im Kreuz Oberhausen ebenfalls für Staus gesorgt. Auch die Düsseldorfer Autobahnpolizei greift durch – so es denn die Unfallsituation vor Ort zulässt: Bei einem Unfall am 12. Februar auf der A3 mit reichlich ausgelaufenem Hydrauliköl sorgten ebenfalls Schaulustige für Staus. 30 von ihnen wurden ermittelt und mussten ein Bußgeld zahlen. Polizeisprecher Andreas Czogulla betont, dass es durchaus nachvollziehbar sei, wenn Menschen bei Unfällen hinschauen. Dass Schaulustige zu einer Behinderung oder gar einer Gefahr werden, toleriere man aber nicht: „Es gibt keinen vernünftigen Grund, dass Vorüberfahrende an einer Unfallstelle ihr Fotohandy zücken.“