Essen. . Der Rosenmontag ist in diesem Jahr nicht ganz wie immer. Das Thema Terror ist auf den Wagen zu sehen, und auch die Jecken sprechen darüber.
- Hunderttausende Jecken werden zu den Rosenmontagsumzügen in Düsseldorf und Köln erwartet.
- Das NRW-Innenministerium sieht keine veränderte Sicherheitslage. Die Polizei ist allerdings sensibilisiert.
- Der Umzug in Braunschweig war am Sonntag wegen Terrorgefahr kurzfristig abgesagt worden.
Hunderttausende Jecken und Narren haben am Rosenmontag in den Karnevalshochburgen ihren höchsten Feiertag begangen - ohne das Thema Terror auszusparen. Im Düsseldorfer Zug greifen mehrere Motivwagen das Thema Terror auf. "Terror hat nichts mit Religion zu tun" steht auf einem der bis dahin geheimen Wagen, die am Montagmorgen aus einer Halle gezogen wurden. Ein anderer Wagen zeigte Skelette, auf denen Karnevalisten die Namen der Terrororganisationen "Al-Qaida" und "IS" geschrieben haben.
Der Kölner Rosenmontagszug ist pünktlich gestartet - bei grauem Himmel, ohne das Thema Terror auszusparen und mit fröhlich feiernden Jecken am Straßenrand. Um 10.11 Uhr spielten die Fanfaren am Chlodwigplatz das Startsignal und der Zug setzte sich in Bewegung. Dabei war ein Wagen mit einem abgeholzten Stiftewald, in dessen Mitte ein Clown einen neuen Buntstift als Symbol der Narrenfreiheit wachsen lässt. Es ist derselbe mutige Clown, der nach dem "Charlie-Hebdo"-Anschlag eigentlich mit seinem Stift das Gewehr eines Terroristen verstopfen sollte. Diesen Wagen hatte das Festkomitee aber gestoppt, weil viele Karnevalfans nach Medienberichten über angebliche Sicherheitsrisiken Angst geäußert hatten.
Menden zeigte "Charlie Hebdo"-Wagen
Das Sauerland trotzte der Terrorgefahr durch islamistische Attentäter. Anders als das große Köln ließ Menden, die 53 000 Einwohner zählende Stadt im Märkischen Kreis, beim Karnevalszug am Sonntag zwei Motivwagen zu „Charlie Hebdo“ mitfahren. Zugleiter Klaus Durawa sieht darin auch ein Zeichen für Meinungs- und Pressefreiheit: „Das ist wichtig, auch angesichts des neuen Attentats in Kopenhagen.“
Auch vor dem Hintergrund der Absage des Braunschweiger Zuges war das Zeichen wichtig. In Menden hatte die Polizei grünes Licht gegeben. 35 000 Menschen standen am Straßenrand, riefen laut „Menden Helau“ und sammelten Schokolade und Bonbons ein. Eigentlich wie immer. Auch wenn einige ein mulmiges Gefühl hatten. Etwa Gabi Lübbers: „Mein Enkelkind geht da mit, da mache ich mir schon ein wenig Sorgen.“
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Es blieb aber friedlich rund um die Wagen, auf denen überdimensionierte Zeichenstifte eine Spielzeugpistole auffressen. Die Polizei hatte im Vorfeld „alle Szenarien durchgespielt“ und keine Bedenken gehabt, sagte Einsatzleiter Josef Pille.
150.000 Narren säumen Oberhausener Umzug
Das Attentat in Kopenhagen und die Absage in Braunschweig beschäftigte zwar viele Karnevalisten im Ruhrgebiet, doch die Züge selbst liefen am Wochenende ohne Probleme. 75. 000 jubelten bereits am Samstag dem Kinderkarnevalszug in Oberhausen-Osterfeld zu. Einen Tag später standen sogar 150 000 bunt kostümiert in der City.
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Begeistert empfingen die Narren auch den Kinderkarnevalszug, der in Duisburg von Hamborn nach Marxloh führte. Bei Sonnenschein lockte auch der Nelkensamstagzug viel Publikum an. 130 000 standen an der Strecke zwischen Homberg und Moers.
„Niemand sollte sich den Spaß am Karneval verderben lassen"
Für die Rosenmontagszüge sieht die Polizei keine Probleme. „Uns liegen aktuell keine Hinweise vor, dass hier ein Anschlag geplant ist. Deshalb werden alle Großzüge in Duisburg wie geplant stattfinden“, sagte ein Sprecher der Duisburger Polizei am Sonntagmittag. Auch das NRW-Innenministerium sieht keine veränderte Sicherheitslage. „Niemand sollte sich den Spaß am Karneval verderben lassen“, sagte ein Sprecher von Innenminister Ralf Jäger (SPD). Die Behörden zeigten höchste Wachsamkeit und sähen seit Wochen eine allgemeine Gefährdungslage.
Karnevalsumzug in Braunschweig wegen Terrorgefahr abgesagt
Der größte Karnevalsumzug des Nordens in Braunschweig war am Sonntag kurz vor dem Start wegen Hinweisen auf einen möglichen Terrorakt abgesagt worden. Aus "zuverlässigen Staatsschutzquellen" sei bekanntgeworden, dass "eine konkrete Gefährdung durch einen Anschlag mit islamistischen Hintergrund" vorliege, erklärte die Polizei. Mit Blick auf die Anschläge von Kopenhagen sehen die Sicherheitsbehörden aber nicht grundsätzlich eine erhöhte Terrorgefahr in Deutschland.
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Ein Polizeisprecher sagte in Braunschweig, die Hinweise seien aus Ermittlungen des Staatsschutzes hervorgegangen. "Es handelte sich nicht um eine SMS oder einen Drohanruf." Die Informationen stammten von einem Zeugen, den die Ermittler kennen würden und einschätzen könnten, sagte Braunschweigs Polizeichef Michael Pientka. Die Informationen hätten zum Handeln gezwungen. Unklar sei zunächst, auf welche konkrete Art ein Anschlag verübt werden sollte.
Bereits am Samstagabend hätten die Braunschweiger Behörden die Hinweise erhalten und daraufhin gründlich geprüft. Festnahmen gab es zunächst nicht. Erst vor wenigen Wochen hatte eine Terrordrohung in Dresden gegen die islamkritische Pegida-Bewegung zu einem Demonstrationsverbot in der gesamten Stadt geführt.
Zum Braunschweiger Karneval hatten die Veranstalter am Sonntag bis zu 250 000 Besucher erwartet. In diesem Jahr sollten 4500 Teilnehmer aktiv dabei sein. Rund 100 Motivwagen standen zum Start bereit.
Zwei Menschen bei Terroranschlägen in Kopenhagen getötet
Am Wochenende hatten Terroranschläge die Hauptstadt im Nachbarland Dänemark erschüttert. Bei den Attentaten in Kopenhagen waren zwei Menschen getötet und fünf verletzt worden, bevor die Polizei den mutmaßlichen Täter am frühen Sonntagmorgen erschoss.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sieht nach den Attacken von Kopenhagen weiter eine hohe Terrorgefahr in der Bundesrepublik. "Die Gefährdungslage in Deutschland ist unverändert hoch", erklärte er. "Die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern gehen dabei jedem Hinweis und jeder Information, die sie erreicht, mit größter Sorgfalt nach." Sofern Maßnahmen nötig seien, würden sie ergriffen.
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Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius bezeichnete die Absage des Karnevalsumzugs in Braunschweig als massiven aber leider absolut notwendigen Schritt. "Wenn es konkrete Hinweise darauf gibt, dass Menschen gefährdet sein könnten, muss die Sicherheit dieser Menschen Vorrang haben", sagte der SPD-Politiker am Sonntag. (mit dpa)
Terroranschlag in Kopenhagen