Berlin. Rissige Hände, trockene Stellen: Kälte schadet unserer Haut. Ein Dermatologe erklärt, welche Art Pflege guttut und wovon er abrät.
Trocken, rissig, schuppig: Unsere Haut muss im Winter so einiges durchmachen. Die kalten Temperaturen draußen und die trockene Heizungsluft drinnen belasten das größte Organ unseres Körpers. Viele Menschen klagen im Winter über trockene, spröde und juckende Hautstellen. Das ist unangenehm – aber auch vermeidbar. Dr. Ingo Schugt, Facharzt für medizinische und ästhetische Dermatologie, gibt Tipps, worauf man bei seiner Hautpflege im Winter achten sollte.
Wieso entsteht trockene Haut im Winter?
„Die Kälte hat eine ganze Reihe von ungünstigen Faktoren für unsere Haut“, sagt Dr. Ingo Schugt. Bei niedrigen Temperaturen schränke der Körper die hauteigene Talgproduktion, also den natürlichen Fettfilm, stark ein. „Und je kälter es ist, desto weniger Talg produziert unsere Haut, sie wird trocken“, erklärt der Bochumer Dermatologe. Trockene Heizungsluft verstärkt diesen Effekt zusätzlich.
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Hinzu kommt: In der Kälte ziehen sich die Blutgefäße unter der Haut zusammen, um die Wärme im Körperinneren zu bewahren.. „Manche Körperstellen werden so weniger gut durchblutet“, sagt der Facharzt. Insbesondere die Hände und das Gesicht sind in den kalten Monaten diesen Einflüssen ausgesetzt. Die geringe Stoffwechselaktivität sorge dafür, dass die Hautschutzbarriere geschwächt wird und dadurch Feuchtigkeit verloren geht.
Winter: Schadet ein heißes Bad wirklich der Haut?
Ein ausgedehntes Bad im Winter ist zwar eine richtige Wohltat für die Seele, allerdings tut es der Haut gar nicht so gut. „Um die Haut vor dem Austrocknen zu schützen, sollte nicht zu lange und auch nicht zu heiß geduscht oder gebadet werden. Das belastet nur zusätzlich den Schutzfilm der Haut“, erläutert Dr. Schugt. Die Folge: Die Haut juckt oder schuppt. Oft bilden sich kleine Risse, durch die Bakterien eindringen und so Infektionen verursachen können. Auch Waschlotions sollten nur sparsam an den Stellen zum Einsatz kommen, an denen man schwitzt. Von aggressiven Peelings oder Seifen rät der Hautarzt grundsätzlich ab, zumindest wenn keine geeignete zusätzliche Pflege erfolgt: „Bei angegriffener Haut reizen die Peelings nur zusätzlich die Schutzbarriere.“
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Brauche ich im Winter eine andere Creme als im Sommer?
„Ja, denn die Haut ist im Winter meist viel trockener als im Sommer. Daher muss auch die Pflege angepasst werden“, sagt Dr. Schugt. Man sollte jetzt bei der Hautpflege auf Fett und Feuchtigkeit setzen, also auf fettreiche Cremes oder Salben. „Bei Kälte eignen sich Hautpflegeprodukte mit Ceramiden, Glycerin oder Urea sehr gut. Diese haben eine rückfettende Wirkung, halten Feuchtigkeit in der Haut und schützen optimal bei frostigen Temperaturen“, erläutert der Mediziner.
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Wichtig ist, dass die Creme wasserarm und nicht auf Gelbasis ist, insbesondere wenn die Temperaturen draußen unter dem Gefrierpunkt liegen. Denn das Wasser in den Cremes könnte auf der Haut gefrieren und sie zusätzlich schädigen. „Die Feuchtigkeit soll stattdessen am besten durch Wasser-in-Öl-Emulsionen, also Formulierungen, die mehr Fett als Wasser enthalten, in der Haut gehalten werden“, rät Dr. Schugt. Auch lipophile, also gänzlich wasserfreie Salben, wie etwa Vaseline, seien empfehlenswert. „Allerding lassen sie sich deutlich schlechter verteilen. Zudem sollte die Vaseline nicht bei fettiger Haut oder Hautunreinheiten verwendet werden, da sie stark okklusiv, also porenverschließend, wirkt“, so der Dermatologe. Die Zusammensetzung einer Creme erkenne man an ihrer Konsistenz. Fettreiche seien fester und zäher, wasserreiche cremiger und leichter.
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Winter: Wie schütze ich meine Lippen am besten?
Die Lippen leiden im Winter besonders, denn die Haut ist hier extrem dünn und das Lippenrot besitzt keine Talgdrüsen. So werden die Lippen im Winter schnell rau und rissig. „Um spröden Lippen entgegenzuwirken, neigen viele Betroffene dazu, sie mit der Zunge zu benetzen. Das lindert zwar kurzfristig das Spannungsgefühl, langfristig wird das Problem aber nur verschlimmert“, sagt Dr. Schugt. Er empfiehlt, regelmäßig einen fett- und feuchtigkeitsspendenden Lippenpflegestift zu benutzen – jedoch einen ohne Geschmack. „Wenn die Lippenpflege süß schmeckt, lecken die Menschen sie öfter ab, das führt ebenfalls zur Austrocknung.“
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Muss ich im Winter noch Sonnenschutz verwenden?
„Der Sonnenschutz im Winter ist absolut gleich bedeutend wie im Sommer“, mahnt Dr. Schugt. Die ultravioletten Strahlen (UV-Strahlen) können die Haut schädigen – egal, wie warm oder kalt es draußen ist – und so im schlimmsten Fall zu Hautkrebs führen. „Zusätzlich wird die UV-Strahlung durch Schnee und Eis reflektiert, was ihre Intensität sogar noch erhöhen kann“, erklärt der Mediziner. Vor allem Menschen, die Wintersport treiben oder sich viel im Freien aufhalten, benötigen täglich eine ausreichende Menge an Sonnenschutz.
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Kann man seine Haut im Winter auch überpflegen?
„Das ist zwar immer möglich, aber im Winter kommt es selten vor“, erklärt Dr. Schugt. Denn auch Menschen, die zu fettiger Haut neigen, erleben im Winter eine Veränderung ihrer Haut, weil sie weniger Talg produziert und so deutlich trockener wird.
Gesunde Haut im Winter: Welche Rolle spielt die Ernährung?
Eine gesunde Ernährung stärkt die Haut von innen, fördert eine starke Darmflora und sorgt für ein intaktes Immunsystem. „Eine ausgewogene Ernährung verbessert unser Hautbild“, bestätigt der Dermatologe. Besonders wichtig sind Omega-3-Fettsäuren, die in fettreichen Fischen, aber auch Algen vorkommen. „Die Omega 3-Fettsäuren verbessern die Elastizität der Haut und sorgen so für ein besseres Hautbild“, erläutert Dr. Schugt. Auch Vitamin A, Vitamin C und Vitamin E seien echte Allrounder für eine gesunde Haut: „Am besten man integriert viele Gemüsesorten wie Paprika, Kürbis, Süßkartoffel Avocados in seinen Speiseplan, aber auch Leinöl ist sehr gesund.“