Berlin. Braucht der Körper im Winter weniger Wasser als im Sommer? Ein Experte verrät, woran viele in der kalten Jahreszeit nicht denken.
Wasser hält die Organe und Zellen am Laufen. Vor allem bei Hitze ist der Griff zu einem eiskalten Durstlöscher nicht weit. Doch auch wenn es draußen kalt wird und Eiswürfel den Teebeuteln Platz machen, ist ausreichend Wasser für den Körper wichtig. „Nur weil wir im Winter weniger schwitzen, heißt das nicht, dass wir auch weniger trinken müssen“, sagt Uwe Schröder. Der Ökotrophologe gibt Ernährungs-Coachings für Sportler am Deutschen Institut für Sporternährung e.V.
Die empfohlene Trinkmenge unterscheide sich im Winter und Sommer nicht. „Empfohlen wird etwa 2,5 Liter Wasser pro Tag; als Faustregel gilt ein Milliliter pro verbrauchte Kalorie.“ Doch wie schafft man es auch bei Kälte und Frost dafür zu sorgen, dass der Körper nicht austrocknet? Einen typischen Fehler im Winter haben die meisten Menschen vermutlich nicht auf dem Schirm.
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Genug Wasser trinken im Winter: „Das führt zu unbemerktem Wasserverlust“
Im Sommer muss man an heißen Tagen nicht mal groß Sport machen, um ins Schwitzen zu kommen. „Durch die ständige Schweißproduktion des Körpers fühlt sich das ständig so an, als müsste man das durch genug Trinken ausgleichen“, erklärt Schröder. Im Winter sehe das anders aus: Die Menschen hielten sich mehr Innenräumen auf und bewegten sich weniger. Der Experte warnt: „Das führt oft zu einem unbemerkten Wasserverlust – durch die Haut und Atemluft.“ Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) geben Erwachsene Menschen pro Tag durchschnittlich jeweils rund einen halben Liter Wasser über Haut und Lunge ab. Trockene, kalte Luft kann laut DGE die Abgabe nochmal in die Höhe treiben.
„Im Winter sorgt vor allem die Heizung für trockene Luft – und die kann unsere Schleimhäute schnell austrocknen“, erklärt Schröder. Die Folge: Bakterien und Viren, die im Winter mehr herumfliegen als im Sommer, hätten leichteres Spiel. Die Infektanfälligkeit erhöhe sich. Darum rät der Ernährungscoach: „Im Winter ist es darum noch einmal wichtiger als im Sommer, regelmäßig zu trinken und die Schleimhäute die ganze Zeit zu befeuchten.“
Im Winter kommen noch weitere Probleme dazu: „Es ist dunkler und es mangelt an Sonnenlicht, wir sind also häufiger müde oder haben eventuell sogar Kopfschmerzen.“ Wer dann zu wenig trinke, verstärke möglicherweise die Symptome. Außerdem könne ein unausgeglichener Wasserhaushalt dafür sorgen, dass man schneller friert. „Wenn der Körper anfängt, zu zittern und zu frösteln, will er Energieausgleich schaffen.“ Und das führe schnell zum Griff in die Süßigkeitenschublade.
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Genug Wasser trinken: Diese fünf Tipps hat der Experte
Damit man auch im Winter auf die empfohlenen Liter Wasser kommt, hat Uwe Schröder fünf Vorschläge, die sich gut in den Alltag einbauen lassen:
- Naturbelassene Lebensmittel als Wasserquelle: „Im Winter, vor allem zur Weihnachtszeit, greifen wir öfters zu Nüssen oder Gebäck als im Sommer. Dabei sind wasserreiche Lebensmittel, wie Orangen, Pampelmusen, Gurken oder Salat wichtig, um den Wasserhaushalt im Körper zu regulieren. Rund ein Drittel der Wassermenge, die wir täglich benötigen, kommt aus unserer Nahrung. Die Wasseranteile von natürlichen Lebensmitteln werden oft unterschätzt – zu den wasserreichen Lebensmitteln gehört auch Fleisch. Man kann sich merken: Je stärker verarbeitet ein Lebensmittel ist, umso geringer ist in der Regel der Wasseranteil.“
- Auf Suppen setzen: „Auch Suppen sind ideal, um genug Wasser zu sich zu nehmen. Suppen passen zur kalten Jahreszeit und haben einen hohen Wasseranteil. Man kann sich zum Beispiel angewöhnen, im Winter jeden zweiten Tag vor der Hauptmahlzeit eine Suppe zu essen.“
- Mineralien nicht vergessen: „Mineralwasser kann helfen, fehlende Mineralstoffe wie Calcium und Magnesium auszugleichen. Dadurch, dass man sich im Winter weniger bewegt, also weniger Energieumsatz hat, ist es oft so, dass man auch weniger Kalorien zu sich nimmt. Dann fehlt es häufig an wertvollen Mineralstoffen, die sonst über das Essen aufgenommen werden. Deshalb ist es besonders im Winter ratsam, öfters mal zum Mineralwasser zu greifen.“
- Kleine, routinierte Mengen: „Trinken Sie über den Tag verteilt regelmäßig kleine Mengen, etwa alle zwei Stunden ein Glas mit 250 Milliliter Wasser. Viel auf einmal, wie eine halbe Literflasche, wird vom Körper nicht optimal aufgenommen und direkt wieder ausgeschieden. Gerade im Winter sind Routinen wichtig, um die Schleimhäute feucht zu halten.“
- Heißgetränke gegen Kälte: „Klar, im Winter hat man weniger Lust auf ein kaltes Getränk. Tees sind aber auch eine gute Möglichkeit, um genug Wasser zu trinken. Wer lieber Kaffee mag: Es gibt Dinkel- oder Malzkaffee in Pulverform. Das rührt man ins heiße Wasser. Das Pulver ist koffeinfrei, aber schmeckt nach Kaffee.“