Berlin. Wer nascht nicht gerne? Das Angebot könnte bald deutlich schrumpfen, da eine Süßigkeit nicht mehr ausreichend hergestellt werden kann.

Hier ein Gummibärchen, da ein Stück Torte, oder vielleicht doch lieber eine ganze Tafel Schokolade? Mit einem leichten Augenzwinkern könnte man Süßigkeiten in mehreren Gegenden auf der Welt fast schon als Hauptnahrungsmittel betrachten. Für viele dürfte es deshalb ein echter Schock sein, dass ein Lebensmittel in näherer Zukunft zum teuren Luxus im Einkaufswagen werden könnte: die Schokolade.

Der Schuldige ist wie so oft der Klimawandel. Doch wie beeinflusst die Klimakrise die Schokoladenproduktion? Und was müsste passieren, dass die Erträge nicht weiter empfindlich einbrechen? Das erklärt eine Expertin der Umweltschutzorganisation WWF.

Schokoladenpreise gehen durch die Decke

Der „Niedergang“ der Schokolade ist bereits jetzt allgegenwärtig und schlägt sich allmählich auch auf die Preise durch. Im Vergleich zum Januar 2024 lagen die Importkosten für Kakaobohnen, der Hauptzutat für Schokolade, um saftige 73,4 Prozent höher als noch im Jahr zuvor, so das Statistische Bundesamt. Ein Preisanstieg, der seinesgleichen sucht und der sich auf bei Endprodukten wie Tafelschokolade oder Schokoriegel bemerkbar macht. Heißt für uns: An der Supermarktkasse müssen wir deutlich tiefer in die Tasche greifen als bisher.

Ein Ende der Preissteigerungen ist nicht in Sicht. Die Gründe für die gestiegenen Preise sind vielfältig, lassen sich aber vor allem auf den Klimawandel zurückführen. Kerstin Weber, Expertin für Agrarökologie beim WWF Deutschland: „Die Klimakrise hat einen großen Einfluss auf den weltweiten Kakaoanbau. Extremwettereignisse wie länger anhaltende Dürreperioden, Starkregen oder Überflutungen führen zu geringeren Erträgen und Qualitäten und sogar zu vollständig zerstörten Ernten. Das treibt die Preise.“

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Hauptproduzenten ächzen unter dem Klimawandel

Die Hauptanbaugebiete für Kakaobohnen befinden sich in Afrika, genauer gesagt in der Elfenbeinküste und in Ghana. Dort, im Westen des Kontinents, haben die Kakao-Bauern besonders unter den genannten Wetterextremen zu leiden. Die Ernte wird nicht nur quantitativ eingeschränkt, sondern teilweise komplett zunichtegemacht. Neben den Wetterextremen kommen noch weitere „Störfaktoren“ infrage:

  • Durch die sogenannte „Cocoa Swollen Shooting Virus Disease“ (CSSVD) sterben immer mehr Kakaobäume komplett ab. Übertragen wird diese Krankheit durch spezielle Blattläuse, die durch eine Art Wachsschutzschicht vor Insektiziden geschützt sind. Die Bäume werden befallen, sterben nach und nach ab und müssen letztlich gefällt werden. In Ghana allein sind bereits 17 Prozent der Anbauflächen von CSSVD befallen.
  • Lang anhaltende Regenperioden fördern die Ausbreitung von Pilzerkrankungen, die den Bäumen ebenfalls schaden.
  • Die Anbausysteme sind nicht nachhaltig. Die Kakaobäume werden in der Regel in Monokulturen angebaut und stehen sehr eng beieinander. Das ist für die Bäume sehr belastend, da sie sich nicht ausreichend ausbreiten können und nicht genügend Nährstoffe erhalten. Das wiederum wirkt sich negativ auf die Ernte aus und begünstigt Krankheiten. Deswegen werden häufig Pestizide eingesetzt, was wiederum den Boden belastet – ein Teufelskreis.
Dessert, chocolate custard with spoon.
Kakao wird für verschiedenste Köstlichkeiten genutzt – z.B. Schokladenpudding. © Getty Images | hhhooo

Bereits seit einigen Jahren wird prognostiziert, dass die Produktion von Kakao in Zukunft einbrechen könnte. Laut dem Forschungszentrum „International Center for Tropical Agriculture“ (CIAT) könnten bereits im Jahr 2050 rund 90 Prozent der Kakao-Anbauflächen in Ghana und Côte d’Ivoire deutlich weniger zum Anbau geeignet seien. Ein Punkt, der zu Unruhen und zur Abholzung von Regenwald-Gebieten führen könnte, da tausende vom Anbau der Pflanze leben und neue Ackerflächen schaffen wollen würden.

Kann die Schokolade noch gerettet werden?

Es sieht schlecht aus für unsere Lieblingssüßigkeit. Das Wissen, wie die Kakaobohnen und die Schokolade noch gerettet werden können, haben wir jedoch schon jetzt – beim Umsetzen der entsprechenden Maßnahmen hakt es aber noch. Der Anbau der Kakaobäume muss sich schlichtweg verändern und an den Klimawandel angepasst werden. In einem ersten Schritt müssten die Monokulturen aufgelöst werden. Wenn die Kakaobäume in einem abwechslungsreicheren Umfeld wachsen, kann die Erde Regenwasser besser speichern und enthält mehr Nährstoffe.

Für solche Mischkulturen bieten sich unter anderem Holzbäume, Bananen, Cashew, Papaya oder auch Ackerkulturen wie Mais, Bohnen oder Ananas an. Und: Stehen höhere Bäume in der Umgebung, könnten die Kakaobäume im Schatten wachsen, was die Produktion ankurbelt, da sie ungern der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind.

Weiterer Vorteil: Das CSSVD-Virus könnte außerdem um 85 Prozent eingedämmt werden. Dafür müsste um die Kakaobäume eine „natürliche“ Schutzmauer gepflanzt werden, die etwa aus Zitrusbäumen, Ölpalmen, Kaffeepflanzen oder Kautschuk besteht. Der Vorteil: Diese Pflanzen können sich nicht mit CSSVD infizieren und die Kakaobäume somit schützen. Was einfach klingt, ist für die Bauern vor Ort aber nur schwer umsetzbar, da der Umbau Geld und Zeit kostet, der durch die bisherigen eher geringen Gewinne nicht aufgefangen werden kann.

Kerstin Weber: „Der Kakaoanbau hat in vielen Gebieten nur noch eine Zukunft, wenn rechtzeitig die nötigen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ergriffen werden.“ Einige Hersteller tun das schon jetzt – doch die erschwerten Bedingungen und Preisentwicklungen machen auch Ihnen zu schaffen.