Berlin. Sie können auch für ältere Menschen gefährlich sein: Respiratorische Synzytial-Viren, kurz RSV. Die Stiko rät zur Impfung, die Kasse zahlt.

  • Mediziner raten älteren Menschen schon länger zur Impfung gegen RSV
  • Jetzt wird sie zur Kassenleistung
  • Für optimalen Schutz sollten Betroffene schnell reagieren

Elf medizinische Fachgesellschaften hatten schon im Herbst vergangenen Jahres dazu aufgerufen, und auch die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt älteren Menschen eine Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Voraussichtlich ab Oktober wird sie jetzt zur Kassenleistung.

Die Stiko-Empfehlung gilt für Menschen ab 75, wie es in einer Mitteilung des Robert Koch-Instituts (RKI) heißt. Auch für Menschen ab 60 Jahren mit Risikofaktoren wird die Impfung gegen die Atemwegserkrankung empfohlen. Die Stiko rät zu einer einmaligen Impfung vor der RSV-Saison als Standardimpfung mit den Wirkstoffen Arexvy und Abrysvo. Die RSV-Saison dauert in der Regel von Oktober bis März. Für einen optimalen Schutz sollte die Impfung im Spätsommer oder Herbst erfolgen.

Ein Arzt impft einen Mann. Auch Menschen ab 60 mit Risikofaktoren empfiehlt die Stiko eine Impfung gegen RSV.
Auch Menschen ab 60 mit Risikofaktoren empfiehlt die Stiko eine Impfung gegen RSV. © picture alliance / dpa-tmn | Benjamin Nolte

Impfung gegen RSV: Krankenkassen übernehmen die Kosten

Die RSV-Impfung ist dabei keine jährliche Impfung. Laut RKI könne noch keine Aussage zur Notwendigkeit von Wiederholungsimpfungen getroffen werden. Die RSV-Impfung könne gleichzeitig mit der saisonalen Grippe-Impfung verabreicht werden.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat die Empfehlungen der Stiko jetzt in die Schutzimpfungs-Richtlinie übernommen.  Das ist Voraussetzung dafür, dass die Krankenkassen die Kosten übernehmen. „Die Beschlüsse werden nun dem Bundesministerium für Gesundheit zur rechtlichen Prüfung vorgelegt und treten nach Nichtbeanstandung und Veröffentlichung im Bundesanzeiger – voraussichtlich spätestens Anfang Oktober – in Kraft“, so der G-BA.

Erstmals überhaupt hatte die Europäische Union im vergangenen Herbst zwei Impfstoffe gegen das RS-Virus zugelassen, Arexvy von Glaxo Smith und Abrysvo von Pfizer. „Insbesondere Erwachsene mit deutlich eingeschränkter Immunabwehr oder schweren Lungen- sowie Herz-Kreislauf-Vorerkrankungen empfehlen wir eine Impfung“, sagte Prof Wolfram Windisch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) im vergangenen Herbst.

Zulassungsstudien zu beiden Proteinimpfstoffen belegen die Wirksamkeit. Sie verursachten bei Menschen über 60 zwar Nebenwirkungen, diese waren aber zumeist innerhalb weniger Tage abgeklungen und in Häufigkeit und Intensität vergleichbar mit Impfungen gegen andere respiratorische Viren. „Darüber hinaus wurden keine Sicherheitsbedenken identifiziert“, heißt es in einem Positionspapier der elf Fachgesellschaften.

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Fachleute raten sogar zu Impfung außerhalb der Empfehlung

Bislang liegen nur Studiendaten für erwachsene Personen über 60 Jahre vor, weshalb die Zulassung des Impfstoffs bei Erwachsenen auf diese Altersgruppe beschränkt ist. „Bei schweren Vorerkrankungen, die mit einem hohen Risiko durch RSV-Infektionen verbunden sind, erscheint eine Schutzimpfung auch außerhalb der Zulassung bei Menschen unter 60 Jahren potenziell sinnvoll“, so die Experten.

RSV-Infektionen gefährden nicht nur Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder, sondern können auch bei älteren und vorerkrankten Erwachsenen schwere Krankheitsverläufe und Komplikationen von vorbestehenden Erkrankungen auslösen. Ziel der Stiko-Empfehlung zur einmaligen Impfung sei die Verringerung von Atemwegsinfektionen mit RS-Viren bei Menschen ab 75 Jahren sowie bei Menschen ab 60 Jahren, die in Pflegeeinrichtungen sind oder ein deutlich erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben.

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Zu den Risikofaktoren zählen schwere Formen chronischer Erkrankungen der Atmungsorgane, Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen sowie bestimmten Tumorerkrankungen. Auch chronische neurologische und neuromuskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus mit Komplikationen oder schweren Immundefiziten gehören laut RKI ebenfalls dazu.