Essen.. In der “Sprechstunde“ reden wir mit dem Mediziner Prof. Weckbecker, was bei einer Leichenschau passiert und wieso es zu Falschbefunden kommt.

Bleiben in Deutschland Jahr für Jahr möglicherweise hunderte Morde unentdeckt, weil das Opfer schlicht nicht ordentlich untersucht wurde? Es scheint jedenfalls festzustehen, dass die Leichenschau in Deutschland -  also die ärztliche Begutachtung eines Toten zur Feststellung des Todes und der Art des Todes - oft ungenau ausfällt. Das jedenfalls legen einige Studien zu den Thema nahe (externer Link): Eine Untersuchung hat zum Beispiel die ermittelten Todesursachen von Obduktionen mit jenen der zuvor getätigten Leichenschauen verglichen. Und mitunter wich das Ergebnis in der Hälfte der Fälle voneinander ab. Will heißen: Es wird bei den Leichenschauen sehr vieles übersehen: Eine Studie des Münsteraner Instituts für Rechtsmedizin über solche Fehlleistungen kommt sogar zu dem Ergebnis, dass hochgerechnet 10.000 nichtnatürliche Todesfälle pro Jahr unerkannt bleiben, darunter etwa 1200 Tötungsdelikte – bei rund 3000 ermittelten Tötungsdelikten insgesamt.

Lesen Sie auch: Neue Spuren zu Cold Cases - über 400 Fälle in NRW sind wieder heiß

Hinzu kommt, dass in Deutschland schätzungsweise nur bei maximal 5 Prozent aller Verstorbenen eine Obduktion vorgenommen wird – im internationalen Vergleich ein niedriger Prozentsatz. In der neuen Folge unserer Video-Serie "Die Sprechstunde" erklärt Professor Klaus Weckbecker die Hintergründe und einfachen Ursachen solcher Fehler.

Prof. Weckbecker lehrt Allgemeinmedizin an der Universität Witten/Herdecke und ist als solcher ausgewiesener Experte für hausärztliche Themen. Gemeinsam mit ihm widmen wir uns regelmäßig den sogenannten Volkskrankheiten und medizinischen Alltagsfragen.

In unserem Video reden wir darüber:

  • was man tun sollte, wenn man eine leblose Person findet
  • wann eine Leichenschau genügt - und wann eine Obduktion notwendig wird
  • wie eine "unnatürliche Todesursache" definiert ist
  • wann der Staatsanwalt eingeschaltet wird
  • warum es häufig zu Fehlern bei der Leichenschau kommt
  • warum in den USA und Großbritannien Experten, also Coroner zum Einsatz kommen
  • wie die ausbleibende Digiatalisierung auch bei der Leichenschau zu abstrusen Fehlern führt

Weitere Folgen unserer Hausarztserie:

Folge 15:

Disclaimer:

Klaus Weckbecker ist niedergelassener Hausarzt in eigener Praxis und angestellter Hochschullehrer an der Universität Witten/Herdecke. Weder er selbst noch der von ihm geleitete Lehrstuhl erhalten Fördermittel der pharmazeutischen Industrie. Auch besitzt Klaus Weckbecker keine (Aktien-) Anteile an pharmazeutischen Firmen.