London. Die Gefahr von Übergewicht im Jugendalter lässt sich laut Forscherinnenn der University of Nottingham schon in Säuglingsjahren verringern: Bekommen Babys nach dem Abstillen sofort feste Nahrung statt Brei oder Pürees, wenden sie sich später eher gesunden Lebensmitteln zu.
Schon die erste Nahrung eines Säuglings hat einen entscheidenden Einfluss darauf, ob ein Kind später übergewichtig wird oder nicht. Das haben britische Forscherinnen herausgefunden. Demnach wirkt es sich eher negativ aus, wenn ein Baby nach dem Abstillen zunächst nur mit Breien und Pürees gefüttert wird. Diese Kinder seien später häufiger übergewichtig, berichten Ellen Townsend und Nicola Pitchford von der University of Nottingham im Fachmagazin "British Medical Journal".
Besser für die spätere Gesundheit der Kinder sei es dagegen, wenn ein Säugling neben der Muttermilch schon früh auch feste Nahrung probieren dürfe. Diese Kinder hätten später einen deutlich geringeren Body-Mass-Index als die nur mit Babybreien gefütterten, sagen die Forscherinnen. Das habe sich in einer vergleichenden Studie mit 155 Kindern deutlich gezeigt. Die durch die frühe feste Nahrung geprägten Kinder entwickelten zudem später eine Vorliebe für stärkehaltige und damit eher gesunde Lebensmittel. Breigefütterte Kinder hätten dagegen eher Süßes vorgezogen. Diese Erkenntnis könne möglicherweise zur Bekämpfung des zunehmenden Übergewichts in den westlichen Gesellschaften beitragen, schreiben die Forscherinnen. Dies sei ein wichtiger Hinweis darauf, dass schon die früheste Ernährung einen Einfluss auf das spätere Essverhalten haben könne.
Abstillmethode mit Nachwirkungen
"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Kinder durch das sogenannte babygeführte Abstillen eher lernen, ihre Nahrungsaufnahme zu regulieren und gesunde Nahrung zu bevorzugen", schreiben Townsend und Pitchford. Bei dieser Abstillmethode bekommen Säuglinge ab einem halben Jahr immer wieder auch feste Nahrung angeboten, beispielsweise weiches Brot, und dürfen darauf herumkauen. Das Baby isst dadurch allmählich immer mehr Beikost und beginnt von selbst, immer weniger Muttermilch zu trinken. Dieses babygeführte Abstillen wird auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlen.
Kinder mit unterschiedlicher Esserfahrung verglichen
Die Wissenschaftlerinnen hatten für ihre Studie 155 Kinder im Alter von eineinhalb bis sechseinhalb Jahren untersucht und deren Mütter nach der Ernährung der Kinder beim Abstillen befragt. Von den Kindern hatten 63 als Säuglinge nur pürierte Babynahrung als Beikost erhalten. 92 wurden nach der babygeführten Methode abgestillt und bekamen ab einem halben Jahr bereits feste Nahrung angeboten.
Nach Ansicht der Forscherinnen könnte die spezifische Textur beispielsweise von Brot oder Gemüse ein Grund dafür sein, dass sich feste Nahrung als prägender erwies als pürierte. Wenn die Kinder schon früh ein Bewusstsein dafür entwickelten, wie verschieden sich Lebensmittel im Mund anfühlen, erleichtere dies möglicherweise die Unterscheidung und fördere damit auch die Prägung, meinen Townsend und Pitchford. (dapd)