Frankfurt. Benzin sparen ist angesagt auf der 63. Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt. In der schwersten Krise der Nachkriegszeit setzen fast alle Hersteller auf elektrobetriebene Fahrzeuge. Davon versprechen sich auch andere saftige Gewinne: die Energiekonzerne.
Das Großthema dieser Krisen-IAA: Alle großen Hersteller zeigen Batterie-gespeiste Elektroautos für das nächste Jahrzehnt. Die Angst fährt mit: Wer jetzt den Trend verschläft, steht in zehn Jahren vielleicht am Abgrund. Zu den teuren Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe gibt es keine Alternative.
Emissionsfrei, leise und mit geringem Treibhausgas-Ausstoß – so soll das Elektroauto den Umweltkonflikt des Automobils lösen. Da der Strom aus der Steckdose kommt, wittern auch die Energiekonzerne ihre Chance. Eon und RWE leisten sich erstmals eigene Stände auf der IAA. Würden tatsächlich 2020 eine Million E-Mobile in Deutschland durchschnittlich 8000 Kilometer im Jahr zurücklegen, dann winkt nach heutigen Strompreisen ein Autostrom-Umsatz von 400 Millionen Euro. Das erste in nennenswerter Stückzahl hergestellte Mitsubishi-Elektroauto in Europa soll allerdings erst Ende 2010 für jedermann zu kaufen sein.
Die Vorreiter sind gar nicht auf der Messe dabei
Die allerersten Batterieautos sind auf der Messe gar nicht zu sehen, weil Hersteller wie Nissan und Mitsubishi aus Kostengründen gar nicht nach Frankfurt gereist sind. Trotzdem gibt es eine Flut von Batterieautos in der Entwicklung zu sehen. Die Franzosen zeigen die Schwestermodelle ihrer fernöstlichen Kooperationspartner. Renault und RWE verkündeten in Frankfurt eine ideelle Kooperation. Renault baut nach eigenen Angaben ab 2011 drei verschiedene E-Autos, RWE die Ladestationen. Die Wagen sollen unter dem Strich eher billiger sein als konventionelle Autos, verspricht Renault-Chef Ghosn.
RWE-Boss Jürgen Großmann bezifferte die Investitionen des Energiekonzerns für den Aufbau einer Lade-Infrastruktur auf „einen hohen dreistelligen Millionenbetrag". Bis 2016 soll zumindest in den Ballungsräumen ein flächendeckendes Netz vorhanden sein. Nur regenerativ erzeugter Strom soll in die Batterien fließen. Würden alle Autos in Deutschland elektrisch fahren, seien laut Großmann zusätzlich 90 Terrawattstunden nötig – immerhin ein Sechstel des jetzigen Gesamtbedarfs.
Flügeltürer mit Elektroantrieb von Mercedes
Renault kooperiert auch mit Better Place. Das Unternehmen will die Batterien nicht im Auto laden, sondern leere gegen volle Akkus tauschen. Dem Projekt werden außerhalb von Nischenmärkten wie Israel wenig Chancen eingeräumt, da es eine Standardisierung der Technik voraussetzt.
RWE kooperiert auch mit Daimler. Beide zusammen wollen das Rennen um das erste deutsche E-Mobil mit dem Smart gewinnen. VW hat für 2013 seinen ersten E-Volkswagen angekündigt. Mercedes will auch die Wiederauflage des Flügeltürers von 1955 ab 2013 mit Batterie ausstatten.
Die nahe Zukunft des Elektroautos liegt im innerstädtischen Verkehr mit Entfernungen bis maximal 40 Kilometer und kleinen Autos. Der Energieverbrauch liegt dabei umgerechnet bei 2,5 Liter Benzin pro 100 Kilometer. Die Hybridfahrzeuge mit elektrischem Zusatzantrieb sind auf dem besten Wege, diese Werte zu erreichen. Die Mercedes-Studie für die nächste Generation der S-Klasse mit zwei Motoren kommt nur auf 3,2 Liter Benzin, entsprechend einem Kohlendioxidausstoß von 74 Gramm pro Kilometer. Der neue Opel-Astra kommt jetzt schon in seiner sparsamsten Dieselversion auf 99 Gramm.
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