Berlin. Rechnen, rechnen und nochmal rechnen. Das steht am Anfang jeder Immobilienfinanzierung. In aller Regel muss hierfür ein Darlehen aufgenommen werden. Doch bevor ein Termin bei einem Kreditinstitut vereinbart wird, sollten Käufer erst in aller Ruhe Kassensturz machen.
Zur Miete wohnen - für immer möchten das viele nicht. Irgendwann in ihrem Leben wollen die meisten in den eigenen vier Wänden leben. Doch bevor es ans Bauen oder an die Objektsuche geht, ist erst einmal Rechnen angesagt. Ohne ein solides Finanzierungskonzept geht nämlich gar nichts. Ein Überblick:
- Aktuelle Liquidität ermitteln: Als erstes sollten Immobilienbesitzer in spe eine Checkliste erstellen. Auf der Einnahmeseite müssen Nettoeinkommen, Kapitalerträge sowie sonstige Einnahmen, zum Beispiel das Kindergeld, aufgelistet werden. Auf der anderen Seite sind monatliche Ausgaben für Miete und Lebenshaltungskosten, unregelmäßige Ausgaben wie zum Beispiel Urlaub, Beiträge, Versicherungen sowie Kfz-Aufwendungen zu vermerken.
Aus der Differenz zwischen der Summe der Einnahmen und der Summe der Ausgaben ergibt sich der Betrag, der rein theoretisch in die Immobilienfinanzierung fließen kann. "Allerdings sollten nicht alle freien Mittel bis zum letzten Euro ins Eigenheim investiert werden", rät Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf. Für ungeplante Ausgaben sollte eine Geldreserve da sein.
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- Vorhandenes Eigenkapital zusammenrechnen: "Als Faustregel gilt, dass 20 bis 30 Prozent Eigenkapital bei einer Immobilienfinanzierung eingebracht werden", sagt Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin. Von vornherein bedacht werden sollten auch die gegebenenfalls ebenfalls aus Eigenkapital zu finanzierenden Kosten für den Umzug und für den Kauf etwa einer neuen Küche oder neuer Möbel, empfiehlt Helmut Weigt vom Verband Wohneigentum in Bonn.
- Staatliche Angebote prüfen: Der Staat unterstützt Verbraucher beim Erwerb von selbstgenutztem Wohneigentum. Es gibt verschiedene Finanzierungshilfen. Zum Beispiel über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Dort können Interessierte etwa ein staatlich gefördertes zinsgünstiges Darlehen beantragen. "Der Finanzierungsanteil beträgt bis zu 30 Prozent der Gesamtkosten bei einem Kredithöchstbetrag von 100 000 Euro", erläutert Topar. Daneben können auch über Wohn-Riester-Verträge staatliche Zulagen und Steuervorteile für den Erwerb oder den Bau von selbstgenutzten Eigenheimen genutzt werden.
- Finanzierungsvariante wählen: "Die in der Praxis am häufigsten genutzte Variante der Immobilienfinanzierung ist der Festzinskredit", sagt Topar. Dabei wird der Zinssatz für einen längeren Zeitraum festgeschrieben und bleibt für diese Zeit unverändert - üblicherweise für 5, 10 oder 15 Jahre. Die Laufzeit kann je nach Tilgungsrate über 30 Jahre gehen. Der Vorteil: Planungssicherheit. Der Nachteil: Der Kunde ist langfristig gebunden.
"Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen Kredit mit variablen Zinsen aufzunehmen - die monatliche Belastung kann also je nach Zinsentwicklung steigen oder sinken", erklärt Julia Topar. Hierbei können Verbraucher eine Zinsobergrenze vereinbaren. Dafür verlangt das Kreditinstitut allerdings eine Prämie. Ein Bauspardarlehen ist eine weitere mögliche Finanzierungsvariante.
- Darlehensobergrenze ermitteln: Dabei sollten nicht nur die aktuellen Marktzinsen, sondern auch das eigene Alter berücksichtigt werden. Je älter die Immobilienbesitzer sind, desto schneller sollte die Finanzierung abgeschlossen sein. "Spätestens mit Eintritt ins Rentenalter sollte das Eigenheim unbedingt schuldenfrei sein", empfiehlt Ralf Scherfling.
Um eine Unterfinanzierung zu vermeiden, sollten Verbraucher auf eine seriöse und vollständige Kostenaufstellung achten, rät Weigt. "Sonst kann der Traum vom eigenen Heim schnell als Albtraum enden." (dpa)