Frankfurt/Main. Die Wohnungspreise steigen, vor allem in den Großstädten. Der Trend nützt auch den börsennotierten Immobilienunternehmen, die in den Fokus von Anlegern rücken. Mit der LEG und der Deutschen Annington rücken nun zwei weitere Unternehmen in den Börsenindex. Verbraucherschützer warnen aber vor Risiken.
Vom Boom beim "Betongold" profitieren derzeit auch die Aktien von Immobilienfirmen. Einige der Unternehmen, die oft regional verwurzelt sind und vor wenigen Jahren bundesweit noch kaum bekannt waren, sind zu Schwergewichten an der Börse geworden. Mit der LEG aus Nordrhein-Westfalen rückt bald das sechste Unternehmen des Sektors in den Börsenindex MDax, den kleinen Bruder des Dax, auf. Die Zahl hat sich damit binnen zwei Jahren verdoppelt. Und mit der Deutschen Annington klopft bereits der nächste MDax-Kandidat ans Börsen-Tor.
"Immobilienaktien sind derzeit ein Modethema an der Börse", sagt Steffen Sebastian, Professor für Immobilienfinanzierung an der Universität Regensburg. Im MDax gelistet sind bereits die Unternehmen Deutsche Euroshop, Deutsche Wohnen, Gagfah, GSW Immobilien und TAG Immobilien.
Firmen profitieren von Immobilienpreisen und Mieten
Die Firmen profitieren von anziehenden Immobilienpreisen und Mieten. Wegen der Inflationsangst - ausgelöst durch die Geldschwemme der Notenbanken - und der niedrigen Zinsen bei anderen Anlagen fließt derzeit viel Geld in den Wohnungsmarkt. "Vor allem Profi-Investoren möchten von Mieterhöhungen, Wertsteigerungen oder Privatisierungserlösen profitieren und kaufen sich verstärkt bei deutschen Unternehmen ein", erläutert Experte Sebastian.
Für Privatanleger könnten die Papiere eine Chance sein, vom Immobilienboom zu profitieren, auch wenn sie nicht das Geld für den Kauf eines Hauses oder einer Wohnung haben. Fachleute warnen aber davor, dabei alles auf eine Karte zu setzen. Zudem droht die Gefahr einer Überhitzung des Immobilienmarkts - auch die Politik hat die steigenden Mieten als Wahlkampfthema entdeckt.
Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, rät zudem davon ab, gezielt auf einzelne Aktien zu bauen: "Das ist reine Spekulation auf die Entwicklung einzelner Titel." Wer das mache, müsse überzeugt davon sein, wesentliche Informationen wie beispielsweise Bilanzkennziffern oder die Verlässlichkeit zukünftiger Mietzahlungen einschätzen zu können.
Berlin und München als beliebteste Immobilienmärkte
Zuletzt konnten vor allem auf Mietwohnungen spezialisierte Anbieter deutlich zulegen. Hintergrund ist ein neuer Fokus von Investoren auf Deutschland. Vorbei sind erst einmal die Zeiten, in denen London der angesagteste Platz in Europa war. Stattdessen führen mit Berlin und München erstmals zwei deutsche Städte nach Einschätzung internationaler Branchenfachleute die Liste der beliebtesten Immobilienmärkte des Kontinents an.
In deutschen Großstädten seien die im Wohnungsmarkt erreichbaren Renditen im Verhältnis zum Risiko hoch, meint Analyst Ulf van Lengerich von der Wertpapierhandelsbank Solventis. Und die Mieten dürften seiner Meinung nach noch weiter steigen. Doch gerade wegen der im vergangenen Jahr stark gestiegenen Wohnungskosten in Großstädten könnte die Politik dem einen Riegel vorschieben. Denn eine mögliche Mietpreisbremse ist bereits zum Wahlkampfthema geworden.
Eine solche Regelung würde den gerade wiederbelebten Wohnungsbau abwürgen, argumentiert der Zentrale Immobilien Ausschuss, der die Interessen der Branche vertritt. Der Druck auf die Politik könnte zudem dafür sorgen, dass es so schnell keine weitere Privatisierungen von kommunalen Wohnungen im großen Stil mehr gibt. Das würde dem Markt eine Wachstumshoffnung nehmen, betont Analyst Georg Kanders vom Bankhaus Lampe. (dpa)