Hamburg. Die eigene Immobilie gilt für viele als ideale Form der Altersvorsorge. Hier kann man Kapital anlegen, im Alter mietfrei wohnen oder ein zusätzliches Einkommen kassieren. Die Niedrigzinsen sind verlockend, schützen aber nicht vor hohen Preisen.
Knapp sechs Prozent mehr mussten Käufer 2013 für eine Eigentumswohnung ausgeben als im Jahr davor. Das geht aus dem aktuellen F+B-Wohn-Index Deutschland hervor. Bernd Leutner, Geschäftsführer des F+B Forschungsinstituts aus Hamburg, erklärt: "Die Preisentwicklung von Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern spiegelt die nach wie vor hohe Attraktivität von Sachwertinvestitionen wider." Von einer generellen Immobilienpreisblase geht er nicht aus.
Großstädte wie Hamburg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt, München und Berlin sind es, deren Attraktivität immer mehr zu steigen scheint. "Die Nachfrage nach Immobilien in der Stadt ist größer als ihr Angebot", sagt Jürgen Michael Schick vom Immobilienverband IVD. "Vor allem im mittleren bis gehobenen Segment gibt es derzeit wenige Kaufobjekte." Und so klettern die Preise für Bestandsimmobilien und Neubauten weiter.
Inzwischen höhere Einkommen in Großstädten
"Das durchschnittliche Einkommen der Bewohner einer Großstadt ist heute deutlich größer als noch vor ein paar Jahren", erklärt Schick. Nach seiner Einschätzung gibt es eine Vielzahl an Menschen, die sich die hohen Preise leisten können. Auch Thorsten Weidemann vom Eigentümerverband Haus & Grund spricht sich nach wie vor für den Kauf einer Immobilie aus. "Der Wohnwert ist bei einer selbst genutzten Immobilie höher als bei einer gemieteten Wohnung", sagt er.
Um überteuerten Preisen zu entgehen, sollte man sich vorher gründlich über den Markt informieren und Preisvergleiche aufstellen. Hilfreich kann es sein, sich nicht an den Hotspots wie Prenzlauer Berg in Berlin zu orientieren. "In heute angesagten Vierteln kann es durchaus zu einer Preiskorrektur kommen", so Weidemann. Er rechnet damit, dass der Wohnungsmarkt in den Städten noch etwa drei bis fünf Jahre so eng bleiben wird. "So schnell kann man gar nicht nachbauen", meint er.
Unbedingt einen Gutachter mitbringen
"Um eine Immobilie richtig einschätzen zu können, sollte man einen Gutachter zum Besichtigungstermin mitnehmen", empfiehlt Thorsten Weidemann. "Dieser stellt ein Wert- und Baugutachten auf, das zum Beispiel Hinweise auf feuchte Wände geben kann."
"Zu den zu prüfenden Unterlagen gehören die Wohngeldabrechnungen sowie der Grundriss der Wohnung", erklärt Schick. Hinzu kommen die Protokolle der Eigentümerversammlungen. "Sie geben weitere Hinweise auf die Bausubstanz und das Zusammenleben in der Hausgemeinschaft." Erst nach der Auswertung aller Unterlagen, kann man sich ein genaues Bild über den Zustand der Wohnung und ihren Wert machen. Haus & Grund-Geschäftsführer Weidemann weist darauf hin, dass der ausgeschriebene Kaufpreis nicht festgeschrieben ist. Verhandeln sei möglich.
"Die erste Frage bei der Baufinanzierung ist, wie viel Eigenkapital zur Verfügung steht", erklärt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfahlen. "Ohne ein Mindestmaß an Eigenkapital kann eine Immobilienfinanzierung selbst bei niedrigen Zinsen teuer und riskant werden." Die Finanzexpertin empfiehlt einen Anteil von mindestens 20 bis 30 Prozent.
Monatliche Rate genau kalkulieren
Bei der Ermittlung der monatlichen Rate sollte genau kalkuliert werden: Wer sich hier überschätzt, läuft Gefahr, die Rate nach ein paar Jahren nicht begleichen zu können. Die monatliche Rate setzt sich aus Zins und Tilgung zusammen. Die Tilgung legt der Verbraucher mit der monatlichen Rate fest. "Sie bestimmt die Laufzeit des Kredits und ist ein entscheidender Faktor", so Oelmann. Je länger man benötigt, um die Schulden zurückzuzahlen, desto länger zahlt man auch Zinsen an die Bank. "In der aktuellen Niedrigzinsphase sollte die Tilgung bei drei Prozent angesetzt werden", rät sie. Michael Schick empfiehlt, auf eine Zinsbindung von 10 bis 15 Jahren zu achten.
Spätestens zum Renteneintritt sollte die Finanzierung abgeschlossen sein. Mit Mitte 30 ist eine Laufzeit von 25 Jahren denkbar. Mit Anfang 50 bleibt weniger Zeit und die Rate sollte entsprechend höher gewählt werden. (dpa)