Berlin . Russland hat auch thermobarische Waffen Richtung Ukraine gebracht. Doch warum ist der TOS-1 so gefährlich? Fakten zur „Höllensonne“.

  • Im Krieg gegen die Ukraine setzt Russland spezielle Waffen ein
  • Unter anderem sind sogenannte TOS-1-Mehrfachraketenwerfer im Einsatz
  • Was hat es mit diesen Waffen auf sich, die in Militärkreisen auch von "Putins Höllensonne" genannt werden?

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine dokumentieren Bilder nicht nur Aufmärsche von Bodentruppen und herkömmlicher Artillerie. Zuletzt zeigten immer mehr Aufnahmen auch Panzer mit einem seltsam aussehenden, großen Aufbau auf dem Dach.

Bei diesen Panzern handelt es sich um sogenannte TOS-1-Mehrfachraketenwerfer. In Militärkreisen spricht man auch von „Putins Höllensonne". Neben dem riesigen Atomwaffen-Arsenal, das Russland besitzt, dürfte der Raketenwerfer zum Kriegsgerät mit dem größten Vernichtungspotenzial gehören.

Russischer Angriffskrieg: Was sind thermobarische Waffen und wie funktionieren sie?

Der TOS-1 gehört zu den sogenannten thermobarischen Waffen, zu der auch der gefürchtete „Vater aller Bomben“ gehört, eine spezielle Fliegerbombe. Der Raketenwerfer kann Sprengköpfe abfeuern, die den in der Luft enthaltenen Sauerstoff zur Verbrennung nutzen.

Thermobarische Raketen, auch Druckluft- oder Aerosolbomben genannt, enthalten zusätzlich eine brennbare, meist gesundheitsgefährdende Substanz (Aerosol genannt), die sich bei der Explosion entzündet und diese stark vergrößert. Mit dem feinen Aerosol wird die Luft entzündet. Es entsteht so eine verheerende Kombination aus Hitze- und Druckwelle. Im Ergebnis haben die Bomben eine tödliche Wirkung auf großen Flächen.

Ein TOS-1-Raketenwerfer auf einem Panzer bei einer Militärparade in Moskau. Er kann Aerosolbomben abfeuern.
Ein TOS-1-Raketenwerfer auf einem Panzer bei einer Militärparade in Moskau. Er kann Aerosolbomben abfeuern. © imago images/ITAR-TASS | imago images/ITAR-TASS

Menschen in der Nähe der Explosion können verdampfen – und die heftigen Druckwellen töten selbst in umliegenden Tunneln oder Bunkeranlagen jegliches Leben. Als Folge der Verpuffung tritt nach dem Abfeuern der Bombe und der entstandenen Druckwelle eine „Vakuumwirkung“ ein, wie sie auch von chemischen und nuklearen Sprengsätzen bekannt ist. Diese Vakuumwirkung führt meist zu einem Erstickungstod durch ein Barotrauma der Lunge.

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„Putins Höllensonne“: Kamen thermobarische Waffen in der Ukraine schon zum Einsatz?

Schon dass die 30-flammigen Raketenwerfer, die auf dem Fahrgestell eines T-72-Panzers montiert werden, von Russland aufgefahren werden dürfte einschüchternd wirken. Die OSZE meldete bereits am 25. September 2015, dass ein ein TOS-1-System auf einem Übungsplatz 31 km südwestlich von Luhansk im Besitz pro-russischer Separatisten sei.

Laut Äußerungen der ukrainischen Botschafterin in den USA gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters kamen im derzeit andauernden Ukraine-Krieg auch bereits thermobarische Waffen zum Einsatz: Russland soll am 28. Februar 2022 eine „Vakuumbombe“ eingesetzt haben.

Thermobarische Waffen: Einsatz in der Nähe von Zivilisten verboten

Zum ersten Mal wurde der TOS-1 zu Beginn der 80er-Jahre im Afghanistan-Krieg durch die Sowjetunion eingesetzt. Später nutzte Wladimir Putin die Waffe im Tschetschenien-Krieg auffahren, auch im Syrien-Krieg soll es Einsätze in den Rebellengebieten gegeben haben.

Thermobarische Waffen wie der TOS-1 wurden in 60er-Jahren zeitgleich in den USA und in der Sowjetunion entwickelt. Erste Versuche wurden mit ihnen aber schon im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Luftwaffe durchgeführt. Als ihr Erfinder gilt Mario Zippermayr.

Bei der Benutzung der thermobarischen Waffen lässt es sich schwerlich vermeiden, dass Zivilisten getroffen werden. Gemäß dem Genfer Protokoll III über Brandwaffen von 1980 ist der Einsatz eines solchen Systems in der Nähe von ziviler Infrastruktur oder gar Zivilisten daher verboten. (bml)

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.waz.de.