Berlin. Knapp 11.000 Deutschlandstipendien sind 2012 vergeben worden – doppelt so viele wie ein Jahr davor. Die Bundesregierung nennt ihr Programm für begabte und engagierte Studierende daher einen Erfolg. Die Opposition fordert, das Geld besser in eine breite Förderung für alle Studierende zu investieren.
Die Zahl der Deutschlandstipendien hat sich laut Bundesregierung 2012 verdoppelt: Die Hochschulen vergaben in diesem Jahr 10.977 Stipendien – 2011 waren es 5375, wie das Bildungsministerium am Dienstag in Berlin mitteilte. Während Vertreter der Regierungsparteien von einem Erfolg sprachen, erneuerten Oppositionspolitiker ihre grundsätzliche Kritik an dem Stipendium.
Laut Bildungsministerium ist unterdessen bereits rund jedes vierte öffentlich geförderte Stipendium für Studierende ein Deutschlandstipendium. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Helge Braun (CDU), wertete die Zahlen als Beleg, dass sich das Deutschlandstipendium gut anderthalb Jahre nach seiner Einführung "an den Hochschulen etabliert" habe.
Gefördert werden besonders begabte und engagierte Studierende
Das Deutschlandstipendium beträgt 300 Euro im Monat und wird an besonders begabte und engagierte Studierende vergeben. Die Hälfte des Stipendiums werben die Hochschulen bei privaten Förderern ein, die andere Hälfte gibt das Bildungsministerium dazu. Auf diese Weise wurden dem Ministerium zufolge bereits rund 30 Millionen Euro an privaten Mitteln mobilisiert.
An der Vergabe des Deutschlandstipendiums beteiligten sich den Angaben zufolge 263 von insgesamt 388 Hochschulen. Von diesen 263 Hochschulen schöpften in diesem Jahr 104 die Höchstförderquote von einem Prozent der Studierenden aus. 40 dieser Hochschulen nehmen demnach außerdem die neue Möglichkeit in Anspruch, von den nicht genutzten Mitteln anderer Hochschulen zu profitieren.
CDU und FDP sehen in dem Stipendium einem Erfolg
Der Unionsfraktionsvize Michael Kretschmer (CDU) vertrat die Auffassung, angesichts der aktuellen Zahlen erweise sich das Deutschlandstipendium als Erfolg. "Es war richtig, dass wir trotz der Anfeindungen der Opposition an diesem wichtigen Instrument festgehalten haben", erklärte Kretschmer in Berlin. "Die aktuellen Steigerungsraten belegen: Das Instrument wird von den Hochschulen und Studierenden angenommen - mit Trend nach oben."
Der FDP-Bildungsexperte Patrick Meinhardt nannte das Deutschlandstipendium "eines der wichtigsten Bildungsprojekte" der schwarz-gelben Bundesregierung. "Die Verdoppelung der Stipendienzahl innerhalb eines Jahres macht deutlich, dass wir bildungspolitisch auf dem vollkommen richtigen Weg sind".
SPD, Grüne und Linke halten Deutschlandstipendium für gescheitert
Dagegen betonte der SPD-Abgeordnete Klaus Hagemann, zum Feiern bestehe beim Deutschlandstipendium "leider kein Anlass". Die Zahl der vergebenen Stipendien bleibe weit hinter den von Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) geweckten Erwartung zurück. "Im laufenden Jahr hat die Ministerin die Mittel für ihr Programm im Vergleich zum Vorjahr auf 36,6 Millionen Euro fast vervierfacht", betonte Hagemann. "Sie freut sich nun über die doppelte Zahl an Stipendiaten."
Auch der Grünen-Hochschulexperte Kai Gehring erklärte, die Bundesregierung solle "sich endlich eingestehen, dass die Deutschlandstipendien stehen gelassen werden wie Sauerbier". "Erneut konnte nur die Hälfte der bereitgestellten Deutschlandstipendien vergeben werden - also nur 11.000 Stipendien für 2,3 Millionen Studierende."
Die Linken-Hochschulpolitikerin Nicole Gohlke kritisierte ebenfalls, das Bundesbildungsministerium setze "vollkommen falsche Prioritäten, wenn es sich auf die Stipendienprogramme konzentriert". "Eine ordentliche Bafög-Erhöhung ist viel wichtiger und für sozial gerechte Studienbedingungen allemal wirksamer als das Deutschlandstipendium." (afp)