München. Überfüllte Hörsäle, gequetschte Stundenpläne: Der Präsident des Studentenwerks, Dieter Timmermann, hat die Studienbedingungen in Deutschland heftig kritisiert. In einem Interview sagte Timmermann, eine wirkliche Bildung könne sich unter diesen Umständen nicht entwickeln.

Wegen des Andrangs auf die deutschen Hochschulen sind nach Ansicht des Bildungsexperten Dieter Timmermann die Studienbedingungen heute schlechter denn je. Diejenigen, die jetzt studierten oder in den kommenden Jahren anfangen würden, hätten "schlechtere Bedingungen als die Generationen vor ihnen", sagte der Präsident des Deutschen Studentenwerks (DSW) der "Süddeutschen Zeitung" vom Samstag. Mit Blick auf die kommende Woche an vielen Universitäten beginnende Vorlesungszeit sagte Timmermann: "Die Seminare sind voller, es mangelt an Platz zum Lernen, es wird wieder auf den Treppen gesessen."

Auch die Wohnungsnot bei Studenten werde sich weiter verschärfen, sagte Timmermann dem Blatt. "Wir haben bereits vielerorts eine schwierige Lage", durch den doppelten Abiturjahrgang in Nordrhein-Westfalen werde es 2013 "dramatisch" werden. Das Deutsche Studentenwerk ist der Zusammenschluss der Studentenwerke, die unter anderem Mensen, Studentenwohnheime und Kitas betreiben.

Kritik an Bologna-Reform

Der Bildungsforscher kritisierte auch die Bologna-Reform, mit der das Bachelor- und Master-System eingeführt worden war. "Die Studierenden müssen heute von einer Veranstaltung zur nächsten hetzen, wenn sie das vorgegebene Vollzeit-Pensum erreichen wollen. Das Studium ist vollgestopft, es macht sich ein Lernen unter Zeitdruck breit. Eine wirkliche Bildung kann sich so nicht entwickeln". (afp)